Rezension zu »Verfallen« von Esther Verhoef

Verfallen

von


Thriller · btb · · Gebunden · 317 S. · ISBN 9783442753062
Sprache: de · Herkunft: nl

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Dianne, die unbekannte Blutsschwester

Rezension vom 25.10.2011 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Dianne und Eva sind Nachbarskinder, sie werden zu Freundinnen, zu Blutsschwestern. Sie haben sich ewige Treue und gegenseitiges Vertrauen geschworen. Dianne, die ältere, ist immer die Stärkere, die Führende, zu der Eva aufschaut. Dianne verbringt Tage in Evas Familie, wo sich eine liebenswerte, fürsorgliche Mutter kümmert, während Diannes Eltern als Weltverbesserer und Demonstranten auf Egotrip sind.

Eva wird Journalistin bei einer lokalen Zeitung. Als man ihr sang- und klanglos kündigt, fühlt sie sich elend, ist wütend auf sich selber, denn ihr fehlte der Mut zum Widerspruch, sie war zu beherrscht, geradezu duckmäuserisch. Dianne hätte sich das nicht gefallen lassen, sie wäre ihrem Gegenüber eher aggressiv an den Kragen gesprungen.

Nun braucht Eva Abstand, muss sich besinnen. Schon eine Woche früher als geplant tritt sie eine Reise nach Frankreich an, um Urlaub bei Dianne zu machen. Die hat, um naturverbunden zu leben, ein kleines Haus ("Le Paradis") in einem kleinen abgeschiedenen Dorf gemietet. Eva ist total gespannt, wo Dianne doch am Telefon so richtig ins Schwärmen geraten war.

Nach über tausend Kilometer Anreise aus den Niederlanden findet Eva mit Mühe ein einsames, armseliges und verwittertes Haus, von düsterem Wald umgeben. Dianne ist nicht da, nachdem auch ihr Handy schon den ganzen Tag abgeschaltet war. In einer Gießkanne findet Eva einen Hausschlüssel; sie packt ihre Taschen aus, um erst einmal für die Nacht einzuziehen und auf Dianne zu warten. Am nächsten Morgen spricht sie mit dem Nachbarn, erkundigt sich in der Dorfkneipe und im kleinen Supermarkt. Überall trifft sie auf eisige Ablehnung, wird barsch der Tür verwiesen. Daniel, der zehnjährige Nachbarsjunge, berichtet Eva, was die Leute so reden: Sie wollen hier keine Fremden, die sich in Dinge einmischen, die sie nichts angehen. Eva versteht gar nichts mehr. Wie passen diese Zustände zu Diannes rosigen Beschreibungen? Dass man auch Eva vergraulen will, wird offensichtlich, als man mutwillig die Hintertür eintritt und ihr eine aufgeschlitzte Katze auf der Mülltonne präsentiert. Hilfe suchend wendet Eva sich an die Dorfpolizei, doch für derlei Geplänkel hat man dort keine Zeit, denn es gibt Vordringlicheres: Gerade wurde ein Ehepaar grausam ermordet.

Esther Verhoef beginnt ihren Roman mit der Beschreibung einer brutalen Exekution. Langsam baut sie ihren konzentrierten Spannungsbogen auf, der zunächst auf der Erschaffung dichter Atmosphäre, der Gestaltung der Handlungsorte und der Porträtierung der Personen aufbaut (wobei die Erzählung pingeligste Details ins Visier nimmt). In Diannes unwirtlichem Haus spürt Eva unterschwellig, dass da draußen etwas ist, das ihr Leben bedroht. Als ihre Angst übermächtig wird und sie sich entschließt, doch abzureisen, kommt Erwin, ihre erst frische Beziehung, ins Spiel.

Eva, die graue, verängstigte Maus, gewinnt Kraft und Selbstvertrauen, wächst über sich hinaus. Sie muss Dianne finden. Dazu nimmt sie den Kampf gegen die feindseligen Dörfler auf. Man entführt sie, hält sie in einem Keller gefangen, aber sie behält die Nerven. Schließlich wird sie sich sogar als Lockvogel anbieten, um einen der Hauptverdächtigen zu überführen. Diese Persönlichkeitsentwicklung von einem Extrem zum anderen halte ich für etwas überzogen ...

Jemandem "verfallen" zu sein heißt, ihm hörig geworden, sich ihm willenlos ausgeliefert zu haben. Verhoef entwickelt nachvollziehbar eine solche obsessive Beziehung, die so weit geht, dass ein Partner sich den Gewalttaten des anderen anschließt und schließlich sogar zum Mörder wird.

Esther Verhoef, 1968 geboren, ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Niederlande. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Niederländischen Thrillerpreis.


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