Rezension zu »Geopfert« von Tony Black

Geopfert

von


Krimi · Zsolnay · · Gebunden · 384 S. · ISBN 9783552055476
Sprache: de · Herkunft: gb

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Gus Dury Number 1 – ein Noir-Krimi aus Schottland

Rezension vom 13.11.2011 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Gus Dury, Kind einer Arbeiterfamilie und ältester Sohn eines Ex-Fußballstars, wurde schon in seiner Kindheit seelisch gebrochen. Der Vater wollte nur das Beste, forderte viel von ihm ein. Doch dem Druck konnte der Junge nicht standhalten, er erfüllte nicht die Erwartungen, verweigerte sie zuletzt und musste dafür kräftig Prügel und demütigende Beschimpfungen einstecken. Der ständig alkoholisierte Vater konnte seinen Jähzorn auch gegen seine Ehefrau nicht kontrollieren, drangsalierte und misshandelte sie.

Als Gus einen Job bei einer Zeitung findet, verlässt er das elterliche Haus und beschließt, jeglichen Kontakt zum Vater für immer abzubrechen.

Gus ist im Innersten ein liebenswerter Kerl mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, aber er hat nie gelernt, wie man Probleme lösen kann, ohne seine Fäuste zu gebrauchen. Während er für seine Zeitung den Minister für Einwanderung interviewt, verliert er die Kontrolle über sich, verpasst dem gewählten Volksvertreter ein paar heftige Schläge und verliert somit auch seinen Job. Fortan ist der gesellschaftliche Abstieg vorprogrammiert. Gus versumpft zusehends. Sein Tag beginnt und endet mit Alkohol und Zigaretten, seine Ehe mit Deb läuft geradlinig auf eine Scheidung zu.

Tony Blacks Roman "Geopfert" spielt in der schottischen Kulturhochburg Edinburgh. Doch die historisch bedeutsamen Stätten und schicken Einkaufsmeilen streift Gus nur. Ihn zieht es in die Pubs zu Col, wo er sich seine Pints hinter die Kiemen kippt. Sein bisschen Haar lässt er sich von Mac, einem einfachen Friseur, stutzen, und auf Fitz the Crime, einen Polizisten, den er aus seiner Zeit als Journalist kennt, baut er seine Hoffnungen, mal etwas Insiderwissen zu erfahren.

Cols Sohn Billy-Boy ist auf die schiefe Bahn geraten: Er hat sich mit dem Russen Benny the Bullfrog und seiner Bande zusammengeschlossen. Es schien, als könne Billy in das dicke Geschäft einsteigen, doch irgendwas muss schief gelaufen sein. Er wurde bestialisch gefoltert und ermordet. Col bietet Gus Geld an, damit er den Mörder seines Sohnes und die Umstände seines Todes herausfindet. Und Gus opfert sich im wahrsten Sinne des Wortes. Schnell findet er heraus, in welch kriminellem Milieu sich Billy herumtrieb und dass die verbrecherischen Aktivitäten bis in allerhöchste Kreise reichten. Korrupte Polizisten schützen das Geschäft und halten ihre Hand über die Herrschaften aus der high society. Mit abgekarteten Beschuldigungen verhaftet man Gus. Im Knast wird er bis zur Besinnungslosigkeit verprügelt. Ohne Zähne, mit gebrochener Nase und der Empfehlung, aus der Stadt zu verschwinden und sich Billy the Bullfrog nie mehr zu nähern, wird er schließlich aus der Haft entlassen.

Gus ist ein Getriebener. Er muss diese Sache zu Ende bringen, selbst wenn er dabei draufgehen sollte. Wie Feuer brennen in ihm die Wut über seine Ohnmacht gegen die allmächtige Bande, der Hass auf diese Leute, die den alten, einsamen Milo, den er in einer Absteige kennengelernt hatte, einfach abgefackelt haben, weil er zufällig Zeuge ihrer Verbrechen wurde. Und er steht zu dem Versprechen, das er Col gegeben hat.

Der eigentliche kriminelle Plot ist nichts spektakulär Neues: Mord, Prostitution, Menschenhandel, Korruption und dergleichen sind immer wieder beliebte Themen. Doch Tony Black überzeugt durch deren individuelle Bearbeitung und seine präzisen Ortskenntnisse: Er führt uns in Edinburghs schäbigste, dunkelste Flecken und Gassen. So hart wie die Fäuste, so hart, derb und adäquat ist der Sprachjargon: Black legt seinen Figuren markante Wortwechsel in den Mund. Die Stimmung ist durchweg mies und düster; bisweilen, dann aber besonders frappierend, erstaunen humorvolle, zynische Sentenzen. Gus' Geist scheint noch nicht gänzlich von Alkohol und Nikotin vernebelt zu sein: Er interessiert sich für Literatur, Musik, Filme, TV-Shows. So liest er zum Beispiel (passenderweise) Joseph Roths Die Legende eines Trinkers, hört Lennon und Nirwana, liebt Dustin Hoffmann in Outbreak ...

"Paying for It", so der Originaltitel von Tony Blacks Krimidebüt, erschien 2008 in Großbritannien und stürmte die dortigen Bestseller-Listen. Seither sind schon drei weitere Romane aus der Gus-Reihe gefolgt – bis sie auch auf dem deutschsprachigen Markt erscheinen, müssen wir uns noch gedulden. "Geopfert" hat es im November 2011 in die KrimiZEIT-Bestenliste geschafft.


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