Rezension zu »Martha im Gepäck« von Ulrike Herwig

Martha im Gepäck

von


Belletristik · Marion von Schröder · · Taschenbuch · 264 S. · ISBN 9783547711806
Sprache: de · Herkunft: de

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Martha my Mermaid

Rezension vom 29.08.2011 · 3 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Die Thiemes – Mutter Karen, Vater Bernd, die vierjährige Teresa und der vierzehnjährige fest verkabelte Sohn Mark haben den Familienvan beladen. Nun noch kurz bei Tante Martha Adieu sagen, bevor sie der unerträglichen Hitze Deutschlands gen Schottland entfliehen. Dort werden sie es kühl haben, und Karen, die neben dem bisschen Haushalt einen nervigen Bürojob hat, wird sich richtig erholen können. Alle zwei Wochen schaut sie nach Tante Martha, der Schwester ihrer Oma, denn da gibt es schließlich auch was zu erben ... Aber nein, so pietätlos darf sie nicht denken.

Tante Martha erwartet Karen schon an der Tür: startklar in einen karierten Schottenrock gehüllt nebst Sonnenschirm und gepacktem Köfferchen. Sie will mitfahren; sie hat in Schottland noch etwas zu erledigen ... "Ihr erbt ja schließlich mal alles, da kann man auch mal was erwarten!" Wie könnte Karen da nein sagen?

"Du hast'se wohl nicht mehr alle!" ist Bernds Kommentar, als Karen Martha im Schlepptau hat.

Damit haben sie sich was ans Bein geladen – aber so verrückt, plemplem, senil ist die Alte gar nicht, trotz ihrer bizarren Kleidung. Die Achtzigjährige hat es faustdick hinter den Ohren und weiß genau, was sie will, und in Schottland kennt sie sich bestens aus.

Für Tante Marthas Leben hatte sich Familie Thieme nie ernsthaft interessiert, und so erleben sie im Lauf der Reise ihr blaues Wunder, denn Tante Marthas Vergangenheit steckt voller Geheimnisse, die sie nach und nach lüftet.

Selten habe ich einen Unterhaltungsroman gelesen, der so wenig Anspruch hat und dazu noch eine geradezu kindlich-schlichte Handlung bietet. Ihm fehlt bloß noch die Altersempfehlung "6-99 Jahre" wie bei ähnlich seichten Brettspielen ...

Wie oberflächlich die Autorin Schönheiten und Kultur Schottlands beschreibt, schmerzt mich geradezu. Wir reisen mit den Thiemes nur an den Touristen-Highlights vorbei und erfahren nebenbei ein Minimum an Geschichte über Mary Stuart und die Highlandclans, die sich mörderisch bekämpften. Jeder Reiseveranstalterkatalog kann all das an Detailreichtum und attraktiver Gestaltung locker toppen. Was hätte es da nicht alles an Faszinierendem zu beschreiben, zu erzählen, zu gestalten gegeben!

Immerhin passt dieses Level perfekt zur furchtbaren Harmlosigkeit der Familie Thieme. Vater Bernd ist ein Schluff. Karen läuft in pumucklrotem Haar und Bollerbuchsen herum und muss sich beim Shoppen von ihrer über achtzigjährigen Großtante beraten lassen. Martha hält es für höchste Zeit, dass Karen mal etwas für ihr Äußeres tut, um attraktiver für Bernd zu werden, und so verwandelt sie sie nach einem Einkauf in Edinburgh in eine "femme fatale" ... (Versucht sich die Autorin hier etwa in Ironie?).

Einen Vierzehnjährigen zur Teilnahme an einer Schottlandreise zu bewegen ist eine echte Leistung der Thieme-Eltern, und so trottet Mark brav hinter den anderen her. Dass er im Übrigen meist desinteressiert bleibt, sich lieber mit seinem internetfähigen Handy beschäftigt und mit Ohrstöpseln isoliert, mag ja durchaus verbreiteter Realität entsprechen; dass eben dieses Kind sich aber dann ausgerechnet von Kirmeszaubereien faszinieren lassen kann, will mir nicht recht dazu passen.

Tante Martha steckt sie alle in die Tasche; sie ist für mich die einzige Figur, der Ulrike Herwig einen interessanten Charakter, eine extravagante Vergangenheit zugedacht hat. Alles andere an diesem Buch sind im Grunde funktionslose, austauschbare Elemente voller Klischees.

Nun genug der Kritik. Eingeschlafen bin ich nicht beim Lesen; es war sogar ein Genuss, endlich mal wieder ein Buch bei fetziger Musik zu lesen, ohne je den Überblick über den dünnen Handlungsfaden zu verlieren.


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