Ruanda: bitteres Leben mit etwas Kuchen versüßt
Afrika, ein Kontinent der Vielvölkerstaaten, der Vielfalt der Kulturen und ihrer Regierungen, ist ein relativ seltenes Thema in der Belletristik.
Mrs. Margaret Wanyika, die Gattin des tansanischen Botschafters in Ruanda, besucht Angel, eine bekannte und begabte Bäckerin, um bei ihr anlässlich ihrer Silberhochzeit eine Torte zu ordern. Angel lebt mit ihrem Mann Pius in einem Wohnblock in einer der reicheren Gegenden von Kigali, der Hauptstadt von Ruanda. Als Frau Wanyika mit Chauffeur und zwei Wachleuten in ihrem Range Rover dort vorfährt, stoßen zwei Welten aufeinander: auf der einen Seite die politische Elite des Landes, die, völlig abgehoben, entweder die wahren Probleme nicht sehen will oder nicht kann - auf der anderen Seite die Afrikanerin Angel, die im direkten Kontakt mit den Einheimischen lebt und selber betroffen ist.
Angel hat keinerlei Berührungsängste - im Gegenteil: Bei einer Tasse Tee und Muffins unterhält sie sich mit Frau Wanyika über Familie, Politik, Auswirkungen des Bürgerkriegs, die Verteilung der Gelder von Hilfsorganisationen zum Wiederaufbau des Landes und die vielen Helfer. Im Verlauf des Gesprächs zeigt sich Frau Wanyikas Borniertheit und Dummheit: Nein, das Thema "Virus" in ihrem Lande möchte sie nicht wahrhaben, und Feministinnen hält sie alle für Lesben.
Das abgedruckte Gespräch zwischen Angel und Frau Wanyika berührt natürlich nur ein begrenztes Themenfeld, welches erst im weiteren Romanverlauf aufgefaltet und vertieft wird. Neben den Einblicken in die Themen der Handlung gibt die Leseprobe auch die Gefühlswelt der Menschen wieder: Freude, Beklemmungen, Angst, Schrecken, Enttäuschung, Wut.
Die Autorin bringt in ihren Roman persönliche Erlebnisse und gesellschaftliche Realität ein. Durch seine Authentizität kann der Roman Aufklärung, Einsicht und Verständnis vermitteln, obwohl es sich natürlich erstrangig um Unterhaltungslektüre handelt. Auf diesem Weg können auch unangenehme politische und gesellschaftliche Zusammenhänge auf angenehme Weise vermittelt werden – ein durchaus legitimer Weg. In jedem Fall wird der Leser in den interessant geschilderten Problemkreisen sicher gebannt bleiben und sich nicht einfach entziehen. Das macht das Buch lesenswert.
Wir Leser können uns ja kaum vorstellen, wie Leben möglich ist in einem Land, das Unvorstellbares erlebt hat.