Rezension zu »John« von Bernhard Aichner

John

von


Metzgerstochter Yoko hat vor wenigen Jahren die Feinde ihres Glücks fachkundig getötet und entsorgt. Dann ist sie vor ihren Verfolgern nach Griechenland und in eine neue Identität entkommen. Als »John« hat sie Frieden, Freunde und Arbeit gefunden. Doch in Deutschland ist der Fall »Yoko« keineswegs zu den Akten gelegt. Nicht nur die Polizei kommt auf ihre Spur. Wieder muss Yoko ihre Jäger abschütteln und nötigenfalls beseitigen.
Thriller · Wunderlich · · 316 S. · ISBN 9783805201087
Sprache: de · Herkunft: de

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Yoko findet keine Ruhe

Rezension vom 14.07.2025 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Acht Menschen hat Yoko auf dem Gewissen, wie sie gleich im ersten Satz bekundet. Manche hat sie im ersten Band erledigt (»Yoko«, 2024), von den anderen erfahren wir nach und nach im vor­liegen­den Roman von Bernhard Aichner. Ihre erste Runde brachte sie in heftigen Konflikt mit einem Mafiaclan und mit der Kriminal­polizei. Dabei sehnt sie sich doch so sehr nach einem ruhigen, normalen Leben ohne Angst. Auf der Suche nach einem fried­lichen, sicheren Ort fern von ihren Häschern hat sie Deutsch­land und ihre Weib­lich­keit hinter sich gelassen und lebt jetzt als »John« in einem Bergdorf auf einer griechi­schen Insel im Ägäischen Meer. In den Sommer­monaten hilft sie in der Taverne der betagten Elena, die noch mit Liebe nach alten Rezepten kocht und ihr mit ihrem Sohn Stavros herzliche Gast­freund­schaft schenkt. John wird Teil der Familie und darf ein Zimmer im Haus bewohnen.

Yokos Glück scheint endlich gefunden und nimmt noch zu, als sie die Bekannt­schaft einer feinen allein­stehen­den Dame aus Deutsch­land macht. Ingrid ist Mitte fünfzig und kommt jeden Sommer auf die Insel, denn dort besitzt sie ein nobles Ferien­haus mit großem Garten. Die beiden fassen Vertrauen zuein­ander, und Ingrid stellt John als Gärtner und Faktotum ein. Vor allem während der ruhigen Winter­zeit, wenn Ingrid in ihre luxuriöse Villa nach Deutsch­land zurück­kehrt, hat John Freude an den an­stehen­den Arbeiten.

Erst später findet John heraus, dass Ingrid einem beun­ruhigen­den Hobby nachgeht. Sie interes­siert sich für »True Crime« und unterhält regen Brief­kontakt mit inhaf­tierten Krimi­nellen. Dass sie mit ihrem Versuch, John für Haus­meister­tätig­keiten zu gewinnen, ganz andere Inten­tionen verfolgt als er glaubt, ist eine Fallgrube, in die John längst hinein­getappt ist. Denn eine Fernseh-Fahn­dungs­doku­men­tation über den unge­lösten Fall Yoko (»XY ungelöst«) hatte Ingrid auf ihn auf­merk­sam gemacht. Nachdem Yoko/John sich lange in Sicher­heit wähnen konnte, spürt sie jetzt plötzlich, wie sich eine heim­tücki­sche Schlange um ihren Hals gewunden hat und immer enger zudrückt. Um ihr eigenes Leben zu schützen, erwacht erneut der Impuls, ihre Gegnerin zu töten, fach­gerecht zu zerteilen und zu entsorgen, wie sie es einst gelernt hatte.

Nachdem die in Deutschland ermittelnde Polizei fünf Jahre lang im Dunkeln getappt hat, wohin Yoko auf Nimmer­wieder­sehen ver­schwun­den sein mag, meint sich John in Sicher­heit wiegen zu können. Doch eines Tages gefriert sein Blut in den Adern, als eine Dame auf der Terrasse Platz nimmt und ihn lächelnd herbei­winkt. Er erkennt sie sofort wieder, die Haupt­kom­mis­sa­rin Katrin Lieber­mann, mit der er fünf Jahre zuvor »das Vergnügen« hatte. Jetzt will sie ihn bzw. Yoko verhaften und »die Wahrheit, von Anfang an« erfahren. Damit beginnt die Handlung des Romans, und nun berichtet Yoko bereit­willig von ihren Erleb­nissen und Über­ra­schun­gen mit Ingrid, deren plötzlich aufge­tauch­tem Sohn und weiteren Personen, die sich in der Folge an ihre Fersen hefteten – zeitliche Sprünge, Aus­las­sun­gen und Verdre­hungen der Wahrheit inklusive.

Wie jeder ahnt, musste Yoko/John, nachdem Ingrid sie enttarnt hatte, wieder zu radikalen Mitteln greifen, wenn sie nicht ihren diversen Jägern zum Opfer fallen wollte. Die folgen seriell auf­ein­ander, nicht etwa als Elemente einer ver­floch­tenen Organi­sation wie des Mafia-Clans im ersten Band. Der Autor wird nicht müde, neue Figuren einzu­führen, die Yoko loswerden muss. Trotz teils raffi­nierter Kon­stella­tionen und der rasend schnell zu lesenden Ereig­nisse wirkt der Plot zum Ende hin doch recht un­realis­tisch, kon­struiert und eintönig: Wieder­holt gerät Yoko in eine aus­sichts­lose Lage in der Gewalt eines Ver­folgers – und dann eröffnet sich doch wieder ganz über­raschend eine Chance zur Flucht.

Selbstverständlich ist der Roman in der gleichen literari­schen Form verfasst, die man aus dem ersten Band kennt, wenn auch mit leichter Akzent­ver­schie­bung. Die kurzen Kapitel­chen sind jeweils einer Person und ihrer Per­spek­tive gewidmet und bestehen voll­ständig entweder aus direktem Dialog, dessen knappe Äuße­rungen unver­mittelt zwischen den Ge­sprächs­part­nern hin und her springen, oder aus einer erzäh­lenden Text­passage. So nimmt man quasi »live« an einer Szene teil wie in einem Film oder liest kom­men­tiert, was vorfällt. Letzteres ist infor­mativer, verlang­samt aber den Ablauf des ansonsten dahin­flie­genden Plots. Überdies holen die Erzähl­teile Inhalte aus dem ersten Band ins Boot, für Leser, die ihn nicht kennen. Der Mix an Per­spek­tiven und Erzähl­techniken ist durchaus raffi­niert, sorgt für ein schil­lern­des Gesamt­bild, hat aber auch kaum vermeid­liche Redun­danzen zur Folge. Doch diese führen auch nicht selten Wider­sprüche zwischen den Dar­stellun­gen vor Augen.

»John« überrascht und überzeugt nicht so sehr wie sein Vor­gänger­band »Yoko«, ist aber allemal ein unter­halt­sam-kurz­wei­liges sommer­liches Lese­ver­gnügen. Erwarten Sie aber keine grie­chische Ferien­atmos­phäre – die idyl­lische Insel mit Elenas Taverne tritt nur auf wenigen Seiten in Erschei­nung.


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