Leseeindruck zu »Caravaggios Geheimnis« von Tilman Röhrig

Caravaggios Geheimnis

von


Historischer Kriminalroman · Pendo · 480 S. · ISBN 9783866122437
Sprache: de · Herkunft: de

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Lese-, Lern- und Lebenslust

Leseeindruck vom 01.09.2009 · 1 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Zunächst habe ich die angebotenene Hörprobe genossen. Mit starker, eindringlicher Sprache, mal nachdrücklich, mal zurückgenommen, einfühlsam in den Dialogen liest Tilman Röhrig aus seinem Buch vor. Die Hörprobe beginnt mit Micheles Kindheit. Vater und Großvater sind gestorben. Die Vorbereitungen der Beerdigung sind abgeschlossen. Von zwei Pferden gezogen, ist der Beerdigungswagen vorgefahren. Die detaillierte Beschreibung ist so kraftvoll, dass man die Szene eines Bühnenbildes vor Augen hat. Auch der Hörsinn wird geschärft. Man hört die Glocke schlagen, die Pferde schnauben, die Karrenräder im Kies knirschen. "Michele, Michele!", ruft es ständig. Er weint um seinen Großvater.
Die Leseprobe beginnt hingegen in einer späteren Lebensphase des Künstlers. Michelangelo Merisi ist aus Caravaggio (bei Bergamo) nach Rom gezogen, wo er bei seinem Freund Mario lebt. Auf der Staffelage entstehen Bilder, bei denen Mario Modell steht.
Michele lernt in der Akademie von Cesari d'Arpino. Dieser erkennt sein künstlerisches Talent nicht annähernd; im Gegenteil - er provoziert ihn. Er zerstört das Obstarrangement, das Michele für ein Gemälde sorgfältig arrangiert hat, indem er das Obst genüsslich aufisst.
In der Hitze der Stadt strömt die Bevölkerung tumultartig zum Neubau des Petersdoms. Obwohl davon eigentlich nicht viel mehr zu sehen ist als ein verdreckter Rohbau, soll nun, nach drei Jahren Bauzeit, die Kuppel enthüllt werden. Papst Clemens und seine Kardinäle sind zu diesem Festakt geladen.
Michele nutzt diesen Tag. Mario und er drängen sich an der Schweizer Garde vorbei. Sie suchen den Architekten Giacomo della Porta, bei dem sich Michele bewerben möchte, um Arbeiten am Petersdom zu übernehmen.
Die in der Hörprobe und dem Leseeindruck vorgestellten Textstellen scheinen mir glücklich gewählt. Die Beschreibungen sind voller Sprachgewalt und Farbenpracht. Ganz leicht kann man in das aufgeregte, aufstrebende Rom des 16. Jahrhunderts eintauchen. Es macht Spaß, Historie auf diese unterhaltsame Weise zu lesen und dabei sein Wissen zu erweitern. Ergänzend und parallel zum Lesen würde ich gerne einige Werke Caravaggios vor Augen haben - glücklicherweise bedarf es dazu heutzutage nur eines Mausklicks im Internet ...


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