In drei Tagen durch die Weltgeschichte
Loel Zweckers Roman der "kleinen Weltgeschichte" ist eine frische Ergänzung oder späte Alternative zu den mehr oder weniger trockenen Geschichtsbüchern, die den meisten Lesern aus der Schulzeit bekannt sind und die – jedenfalls bis vor etlichen Jahren – hauptsächlich Faktenvermittlung zum Ziel hatten.
Das Buch ist in fünfzehn Kapitel eingeteilt, in denen der Autor Ereignisse aus fünf Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte wiedergibt. Hochkulturen, riesige Reiche und Weltmächte entstehen und werden zerstört. Religionen und weltliche Ideologien bringen statt des gepredigten Seelenheils oder irdischen Glücks weltweit immer wieder Tod und Gewalt.
Schon in den Kapitelüberschriften (Beispiele: "Think different", "Heiliger Slapstick") zeigt sich Loel Zweckers journalistisch-feuilletonistischer Sprachstil.
Die Erdgeschichte und die Evolution durchrast er in Lichtgeschwindigkeit, bevor er mit Kapitel eins seinen Roman beginnt: "Vom Alphamann zum Alphabet. Ägypten, Mesopotamien und Palästina – die frühen Hochkulturen im Nahen Osten: Schrift ist Macht". Alle Epochen bis zur heutigen Zeit tippt er mal kurz an, mal befasst er sich intensiver mit ihnen. Den Philosophen und ihren Gedankengebäuden räumt er viel Platz ein. Kriege zählt er mit Jahresangaben und minimalem Hintergrund auf. Anders wäre dies auch gar nicht möglich, denn nennenswerten "Frieden" gab es erstmals nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555: Danach herrschten mehr als 60 Jahre Frieden – die längste Periode in der gesamten deutschen Geschichte bis dahin.
Oft beginnt Zwecker seine Kapitel mit der gegenwärtigen politischen Situation, um dann eine Brücke zurück in die Vergangenheit zu schlagen (vgl. Kapitel 11: "Freiheitskämpfer, Sklavenhalter und Denkerhelden"). Weder unsere Kanzlerin noch der amerikanische Präsident haben Berater, die abfällig über die Christen sprechen, vorbestraft sind oder über ihre sexuellen Vorlieben sprechen. Bei den Machthabern des 18. Jahrhunderts hingegen war dies durchaus nicht unmöglich – man denke z.B. an Madame de Pompadour, die Mätresse und Beraterin Ludwigs XV. Eben solche Zusammenhänge möchte Loel Zwecker auf einfache und unterhaltsame Weise aufzeigen, ohne zu trivialisieren. Aufgelockert wird das Ganze, indem er einzelne Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, aber auch einfache Leute selbst zu Wort kommen und ihre eigene zeitgenössische Sichtweise wiedergeben lässt.
Auf kurzweilige Weise können wir lesen, was wir noch nicht wussten, was wir fast vergessen hatten, worüber wir genauestens Bescheid zu wissen glaubten. Auch Experten werden Spaß an diesem Buch haben. Die essayistische Aufbereitung der Geschichte, die interessanten Gedankengänge, Querverbindungen und Verknüpfungen lassen die Stoffmenge (384 Seiten mit Abbildungen und Übersichten, z.B. über Hieroglyphen) durchaus locker und leicht bewältigen.