Rezension zu »Empty Mile« von Matthew Stokoe

Empty Mile

von


Belletristik · Arche · · Gebunden · 400 S. · ISBN 9783716026816
Sprache: de · Herkunft: us

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Alles wird schlecht

Rezension vom 22.08.2014 · 1 x als hilfreich bewertet mit 1 Kommentaren

Johnny ist zurück. Er will sich jetzt seiner Schuld stellen und wieder gutmachen, was er acht Jahre zuvor beschädigt zurückgelassen hat.

Schuld trägt Johnny vor allem am Schicksal seines Bruders Stan. Der war ein intelligenter Bursche, bis zu dem Tag in seinem zwölften Lebensjahr, als Johnny ihn am Waldsee al­lein ließ, um sich etwas abseits un­gestört Marla und der Liebe hinzugeben. Um ein Haar wäre Stan ertrunken. Seit dem Unfall ist er auf den geistigen Stand eines Kindes, eines liebenswerten Simpels zurückgefallen.

Auch Gareth, seinem besten Freund, hat Johnny geschadet, indem er ihm seine Freundin Marla aus­spann­te. Das Mädchen hatte es nach einer harten Kindheit und Jugend in Los Angeles als Waise hier­her in die Sier­ra Nevada verschlagen, in das verschlafene Städtchen Oakridge im Tal des Swallow River. Sie hatte Ar­beit als Kellnerin gefunden, den umtriebigen Gareth kennengelernt, mit ihm eine Woh­nung be­zo­gen, und beide schmiedeten Pläne für eine gemeinsame Zukunft mit Kindern. Als Johnny sie Gareth weg­nahm, wur­den aus Freunden Feinde.

Ein Jahr später kehrte Johnny seiner Heimatstadt Oakridge den Rücken. Er hinterließ Bruder Stan bei sei­nem alleinerziehenden Vater Ray und Marla ihrer Lebensperspektive beraubt, um in London ein neues, un­vor­be­las­te­tes Leben zu beginnen. Doch Schuldgefühle lassen sich nicht einfach verdrängen.

Nun ist Johnny also wieder da. Doch auch in Oakridge hat sich die Welt in acht Jahren weitergedreht. So ein­fach anknüpfen an das, was war, dem Feind den Ölzweig des Friedens reichen, das wird nicht gelingen. Denn weil Vergangenes keineswegs vergessen ist, gären unter der gnädigen Oberfläche vermeintlich er­neuer­ter Freund- und Partnerschaft Eifersucht, Neid und Rachegedanken.

Gareth lebt mit seinem an den Rollstuhl gefesselten Vater David in einem Bungalowpark am See außerhalb von Oakridge. In diese Anlage hatten sie ihr ganzes Vermögen investiert, um groß ins Tourismusgeschäft ein­zu­steigen. Aber sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Stadtrat, unter Leitung von Bill Pren­tice, dem reichsten Mann im Kaff, kippt die geplante Zufahrtsstraße. Um über die Runden zu kom­men, ver­mie­tet Gareth sein Motel stundenweise und betätigt sich als Zuhälter. Mit seiner ehemaligen Freundin Mar­la, die er ebenfalls zur Prostitution zwingt, verbindet ihn eine komplizierte Beziehung zwi­schen Er­pres­sung, Hö­rig­keit und Liebe.

Johnnys Bruder Stan ist mittlerweile zu einem pummeligen Burschen mit Hornbrille und Pomade im Haar herangewachsen. Er hält einen einfachen Job im Gartencenter von Bill Prentice, tanzt für sein Leben gern und trägt im Haus am liebsten Batman- oder Captain-America-Kostüme, in denen er Superheldenkräfte ver­spürt.

Nicht einmal Vater Ray ist rundum erfreut über die Heimkehr seines Erstgeborenen. Die Vergangenheit auf­wüh­len, Unangenehmes ans Tageslicht zerren, das bringt Ungemach. Denn in Oakridge, dem In­be­griff ei­nes Provinzkaffs, kennt jeder jeden, und hinter den weißen Gardinen lauern menschliche Abgründe ...

Zum Beispiel trifft sich der einsame, verschlossene Ray heimlich mit Pat, Bill Prentice' Ehefrau. Als ein Ano­ny­mus ihr eine DVD mit perversen Sexaufnahmen zukommen lässt, bei denen ihr Mann agiert, setzt die melancholische, sensible Frau ihrem Leben mit Schlaftabletten ein Ende.

Mit Pats Tod brechen alle Dämme, gemeine Intrigen und tödliche Rache ziehen in Oakridge ein. Alles scheint sich auf den harmlosen, unschuldigen Stan, die tragischste Figur des Romans, zu konzentrieren. Kaum hat er eine kleine Geschäftsidee auf den Weg gebracht, da macht sich ein Konkurrent breit. Der hat jedoch weit mehr im Sinn, als Pflanzen zu vermieten; der Fremde erweist sich als wahrer Racheengel im Namen Pats ...

In einer ziemlich komplexen und nicht durchweg schlüssigen, aber umso spannenderen Handlung ent­wickelt Matthew Stokoe in seinem Roman »Empty Mile« Matthew Stokoe: »Empty Mile« bei Amazon (den Joachim Körber übersetzt hat), wie die Be­woh­ner einer abgelegenen amerikanischen small-town-Ödnis von niedrigsten Gefühlen und Motiven über­mannt werden und sich in gemeine, gewalttätige, blutrünstige Monster verwandeln. Geht es bei alldem nur um ein kleines Stück Flusslänge, das Vater Ray einst erworben und seinem Sohn Johnny noch zu Leb­zei­ten vererbt hat? Schon während der legendären Blütezeit der Goldgräber um 1849 war »Cooper’s Bend«, wie die »Empty Mile« damals genannt wurde, allerdings längst ausgewaschen ...

Geschickt bindet Autor Matthew Stokoe den Leser an alle Figuren, wobei natürlich sein Protagonist und Ich-Erzähler die zentrale Rolle einnimmt. Johnny muss am Schluss des Romans leidvoll erfahren, dass es noch Schlimmeres als seine Schuldgefühle gibt, und er muss einen außergewöhnlichen Preis zahlen.


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Kommentare

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Zu »Empty Mile« von Matthew Stokoe wurden 1 Kommentare verfasst:

Lbn schrieb am 06.01.2019:

Sorry, aber der Artikel verrät in großen Teilen die Handlung und flanscht am Ende nur einen Meinungsteil dran. Ich konnte auch nicht feststellen, dass die Story nicht immer schlüssig wäre - wenn man hier etwas bemängeln könnte, dann höchstens manchmal eine gewisse Vorhersehbarkeit.

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