Wir haben im September 2014 alle Inseln (außer Alicudi) bereist, nachdem wir Monate zuvor Quartiere ausgewählt und die Transferoptionen studiert hatten. Erst vor Ort zogen wir für alles, was wir unternahmen, den Reiseführer »Liparische Inseln« von Thomas Schröder (Michael-Müller-Verlag) zu Rate, der sich hervorragend bewährte: Es gibt tatsächlich so gut wie nichts im Zusammenhang mit diesen Inseln, wozu er nicht hilfreiche Auskünfte und Angebote bereithielte [siehe Rezension]. Hier stellen wir lediglich unsere ganz persönlichen (natürlich nur punktuellen) Akzente vor; für weitere Informationen empfehlen wir Ihnen dieses ziemlich perfekte Buch.
Der September erwies sich (in diesem Jahr) als ideale Reisezeit: Die Temperaturen verharren bis zum späten Abend locker über 20°, das Meer ist angenehm warm, in den Hotels kehrt Gelassenheit und Ruhe ein, alle Restaurants, Geschäfte und Sehenswürdigkeiten sind noch geöffnet, ohne dass sich irgendwo Touristen drängeln, das Wasser wird nicht mehr knapp wie im August, und die Preise sacken auf die Hälfte. Nur die Fähren pendeln schon ab etwa 10. September nicht mehr ganz so häufig, und stürmische See könnte die eine oder andere Fahrt vereiteln. Deswegen besuchten wir Lipari (wegen der umsteigefreien und häufigen Fähren zum Festland) als letzte Insel. Außerdem planten wir von vornherein als Sicherheitspuffer für Hin- und Rückflug je eine Zwischenübernachtung in Catania ein. (Über Catania und Milazzo gelangt der Flugreisende am bequemsten und sichersten auf die Inseln.)
Die Vulkanfelsen mitten im Meer sind seit fünf Jahrtausenden besiedelt. Noch nie haben sie ihren Bewohnern Überfluss beschert. Die Schätze des Bodens und des Meeres mussten durch harte Arbeit gewonnen und gegen viele Feinde verteidigt werden. Selbst die einheitliche Architektur ist karg: kubische Einraumelemente aus dunklen Steinen mit Flachdach, davor eine Terrasse mit Schilfdach auf zwei Säulen, zwischen ihnen ein Mäuerchen, das als Sitzgelegenheit ausgebildet und links und rechts abgeschrägt ist, darin integriert eine abgedeckte Zisterne. Wer es sich leisten konnte, kälkte die Mauern blendend weiß, fügte einen Backofen an, reihte drei oder mehr solcher Würfel aneinander (Zugänge immer nur von außen) oder stapelte sie zwei Stockwerke hoch und dekorierte die Dachkrone mit einfachen Zinnen. Die uralte sparsame Bautradition prägt noch die modernen Hotels: Fast überall sind die Zimmer (nach nordeuropäischen Maßstäben!) klein, die Bäder eng, die Einrichtung schlicht – darauf sollte man sich selbst bei teuren Unterkünften einstellen. Und man sollte nie vergessen, dass alle Ressourcen, die moderne Touristen als Selbstverständlichkeit erwarten, vom Festland herbeigeschafft werden müssen, angefangen mit dem Wasser zum Duschen und Trinken. Damit rechtfertigen sich die gehobenen Preise wenigstens teilweise.
Zum deutlich höheren Preisniveau in Hotels und Restaurants (Pasta 10-14 Euro, Fischgerichte 14-20 Euro) gesellen sich die unumgänglichen Kosten für die Transfers: Bus Catania-Milazzo-Catania 25 Euro p.P., Tragflügelboote pro Trasse ca. 6-20 Euro p.P. Für unsere Reise zu zweit auf sechs Inseln kamen so stattliche 250,00 Euro zusammen. (Andererseits braucht man kein Mietauto.)
Erstaunlich, wie prägnant sich die Inseln voneinander unterscheiden – tatsächlich hat jede einen deutlich wahrnehmbaren Charakter: Filicudi im Westen ist noch unverfälscht-schlicht in seiner Ursprünglichkeit; Alicudi, noch weiter im Westen, ruht geradezu teilnahmslos und zeitlos in sich; Stromboli (die östlichste) wirkt zwiegespalten zwischen dem Andrang der Vulkanbesucher im Hauptort und der Abgeschiedenheit des Örtchens Ginostra auf seiner Westseite; Panarea, das kleinste Eiland, könnte auch als Sahnehäubchen von Capri durchgehen; Salina lebt mehr von Landwirtschaft und Weinbau als vom Tourismus; Lipari ist der geschäftige Verteiler zwischen Sizilien und den anderen Inseln und hält ein vielfältiges gastronomisches, kulturelles und landschaftliches Angebot für Kurzurlauber bereit; auf Vulcano, der drittgrößten der Inseln, konzentriert sich viel Tagestouristen-Rummel auf einem Streifen von etwa einem Quadratkilometer zwischen dem Hafen, dem blubberigen Fango-Tümpel, zwei schönen Stränden und dem dampfenden Krater.
Einige nützliche Hinweise:
• Die Inseln sind unter zwei Namen bekannt: Liparische oder Äolische Inseln (Isole Lipari bzw. Isole Eolie); letzterer ist der weitaus gebräuchlichere, ersteren bevorzugt man (verständlicherweise ...) auf Lipari.
• Aliscafi: Die Firmen Siremar und Ustica bedienen identische Verbindungen zu versetzten Zeiten und ergänzen einander wunderbar zum Nutzen der Passagiere: Einer fährt immer. Wir fanden Ustica immer ein wenig billiger und komfortabler. Im Voraus zu buchen kostet 3 Euro und lohnt sich zumindest für die Strecke Lipari-Milazzo, wenn man danach den Flieger erwischen muss. Ansonsten kann man sich auf das Improvisationstalent der Sizilianer verlassen. Den Bus der Firma Giunta braucht man hingegen niemals vorzubuchen: Man kauft sein Ticket beim Fahrer, und wenn kein Platz mehr frei ist, setzt Giunta spontan ein zweites Fahrzeug ein.
• Strände: Um alle Inseln herum lockt kristallklares Wasser von allerbester Qualität zum Bade. Doch machen wir uns nichts vor: Wer Sandstrände sucht, sollte anderswohin fahren. Steile Klippen sind die Regel, und wo man ins Wasser gehen kann, muss man sich seinen Weg vorsichtig über rutschige runde Bollersteine bahnen (Wasserschuhe geben etwas Halt.). Nur auf Vulcano gibt es ›richtige‹ Strände, auf den anderen Inseln allenfalls Streifen mit mehr oder weniger feinem Kies. Aber Einstiegs- oder Absprungstellen findet man überall, etwa an den Hafenmolen (auch dort alles sauber) oder im Rahmen von Bootstouren.
• Nehmen Sie zum Fango-Planschen auf Vulcano nur ausgediente Textilien mit. Denn in Ihren Hautporen haften auch nach dem Bad im Meer und einer Dusche (2 Minuten für 1 Euro) noch jede Menge feinste Teilchen, die Handtuch und das frisch übergestreifte T-Shirt für Wochen parfümieren. Der strenge Geruch breitet sich im Koffer aus und nistet sich noch zu Hause in der gesamten Waschmaschinenladung ein. Nur eine heiße Wäsche (ab 60°) vermag ihm den Garaus zu machen.
• Kaufen Sie Kapern nur luftdicht verschweißt oder im Glas. Offen verpackt entwickelt sich die Ware in Kürze zum Problem, denn das intensive Aroma durchdringt mühelos mehrere Plastiktüten-Schichten und setzt sich in der Umgebung fest.
• Feste: Neben den bedeutenden Festlichkeiten, die die Reiseführer auflisten, finden in den Kirchengemeinden zahlreiche Prozessionen statt – halten Sie einfach Augen und Ohren offen. Bisweilen wird vor der Kirche oder am Hafen in riesigen Töpfen für das ganze Viertel gekocht, anschließend Musik gemacht, Gedichte vorgetragen, getanzt. Groß und Klein amüsieren sich unbeschwert bis in die späte Nacht, und die touristischen Gäste sind herzlich willkommen.
• Literatur: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind zwar etliche Reiseberichte und erzählerische Werke, die den Inseln gewidmet sind, entstanden, aber kaum noch erhältlich. Eine umfassende und ausführlich kommentierte Zusammenstellung (in italienischer Sprache) finden Sie auf der Seite eolie.sciadiulisse.it (außerdem komplette erläuterte Übersichten über Regisseure und ihre Filme, historische Reisende und ihre Berichte, Maler und Wissenschaftler). Die bestens sortierte Buchhandlung Libreria Amanei dell’isola di Salina (Santa Marina Salina, via Risorgimento 71; keine Internetseite) hält einiges davon vor, und überhaupt locken hier wahre Schätze an Bildbänden und Belletristik zum Stöbern und Kaufen.
• Medien: Auf den großen Inseln fanden wir hinreichende bis gute Internet-Verbindungen, deutsche Fernsehkanäle jedoch nirgendwo.
Weitere Hinweise zu den einzelnen Inseln finden Sie bei unseren Hotelbeschreibungen:
Filicudi: Casa Monti-de Luca
Lipari: Hotel Borgo Eolie
Panarea: Hotel Oasi
Salina: Mamma Santina