Eine Kindergartenliebe – hat sie Bestand fürs ganze Leben?
Die Protagonisten der Leseprobe sind zwei Kinder, die in Makarska, einer ruhigen kleinen Hafenstadt in Kroatien, geboren werden:
1959 – Luka: Der stille, sensible Junge ist ganz auf den Vater fixiert, der ihn schon mit drei Jahren zum Fischen aufs Meer mitnimmt. Sein kleiner Rucksack mit seinen Malutensilien darf nicht fehlen. Mit drei Jahren kommt er in den Kindergarten. Die anderen Kinder hänseln ihn, und deswegen versteckt er sich oft auf der Toilette und weint.
1962 – Dora: Dies ist ein lebhaftes Mädchen, das laut schreit, überall hinläuft und alles voller Neugierde anfassen muss. Mit zwei Jahren kann sie sprechen und geht mit Freude in den Kindergarten. Hier begegnet sie Luka, der schon fünf ist.
Bereits in diesem zarten Alter verbindet diese kleinen Wesen etwas Gemeinsames, und vom Tag ihrer ersten Begegnung an sind sie unzertrennlich.
Die frühe Entwicklung der beiden Kinder erzählt die Autorin in auffällig sachlich-sterilem Sprachstil: kurze Aussagesätze, kaum Nebensätze, kaum beschreibende Adjektive, kaum Satzverbindungen, kaum Ein- und Überleitungen. Erst mit dem Zusammentreffen der Kinder wird auch der Sprachstil lebhafter, allein schon durch die Dialoge der beiden. So, wie die Kinder einander finden und schließlich zu einer Einheit verschmelzen, wird auch der Text stilistisch gefälliger, findet einen ästhetischeren Ton.
Mittlerweile sind Luka und Dora neun und sechs Jahre alt, fahren gern allein aufs Meer hinaus und teilen das Geheimnis eines gemeinsamen Ortes. Ungestört liegen sie auf dem Felsplateau mit einem kleinen, runden Pinienbaum, schauen in den Himmel und beobachten die vorbeiziehenden Wolken. Dora betrachtet gerne Lukas Antlitz. Seine Gesichtszüge kennt sie in- und auswendig. In ihrer Nähe spürt Luka sein Herz pochen, und oft ist ihm ganz wirr im Kopf.
Was wird aus dieser schon im Kindesalter sehr reifen Beziehung? Das Schicksal wird die beiden auseinanderreißen.
Dieser Leseeindruck ist eine sensible Erzählung, der es freilich noch an Schwung fehlt. Aber mit etwas Einfühlungsbereitschaft und Geduld werden wir es sicher nicht bereuen, diesen Roman gelesen zu haben.