Rückkehr ins Mittelalter: Hexenverbrennungen?
HAMBURG, Januar 2007
Es ist kurz nach Mitternacht. Zwei Streifenpolizisten sind unterwegs. Bei Fahrzeugkontrollen verzichten sie auf eine Anzeige - gegen Zahlung eines kleinen Obolus (auch "Schmiergeld" genannt).
Aus dem Nichts taucht ein schattenähnliches Wesen, spindeldürr und splitternackt, auf. Ein Eisenring umschließt seinen Hals. Mit einer schweren Kette und einem Ziegelstein schlurft es völlig apathisch über die Straße.
HAMBURG, Januar 2008
Nachdem Pater Dominik seine Messe gelesen hat, möchte er möglichst schnell nach Salzburg fahren. Deshalb kommt ihm die Bitte einer jungen Frau sehr ungelegen: Ausgerechnet jetzt möchte sie beichten.
MÜNCHEN
Sam O'Connor, der Top-Profiler für europaweite Kriminalität, wird jäh aus seinen Träumen gerissen, als das Telefon klingelt. Peter Brenner von Europol ist am Apparat. Er beordert Sam für vier Uhr nach Rom; das Ticket liege schon am Lufthansa-Schalter bereit. Ungern nimmt er den Auftrag an. Seine Gedanken sind bei seiner Schwester Lily, die unheilbar an Schizophrenie leidet. Vor zwei Monaten hat er sie aus einer Klinik in Thailand geholt.
ROM
Peter Brenner holt Sam am Flughafen ab. Schon im Taxi zeigt er ihm Fotos einer halb verbrannten nackten Leiche, und er verweist auf einen ähnlichen Fall: Auch in Hamburg wurde 2006 eine Frau verbrannt. Spricht dies aber schon für einen Zusammenhang? Also geht es für Sam am nächsten Tag erst einmal wieder zurück nach Hamburg.
SALZBURG
Eine Wahrsagerin wird von ihrem Kunden überfallen und gefesselt. Mit einer Schere und einer Rasierklinge beginnt er sein "göttliches Werk", bis von ihrem kahlen, von tiefen Schnittwunden übersäten Schädel das Blut herunterläuft. In den Beschwörungsformeln, mit denen er die satanische Macht auszurotten sucht, spricht er von der Dreieinigkeit und dem Zeichen des Kreuzes.
Viele Schauplätze, verschiedene Personen, ungelöste Rätsel, satanistische Handlungen und die katholische Kirche: Wie mag das alles miteinander zusammenhängen? Für mich erschließt sich noch kein Handlungsfaden.
Schaurig ist die Beschreibung der Skelettfrau. Ist sie aus einer Psychiatrie entlaufen - oder (da sie offenkundig irgendwo angekettet war) einer Teufelsaustreibung entkommen? Welches Schicksal wird Lily, die Schizophrene, durchleiden? Ist sie möglicherweise eine Besessene?
Für einen spannenden Roman ist genügend Inhaltsstoff vorhanden. Nur stellt sich mir die Frage, wie die Autorin dies alles zusammenführen und begründen wird. Nach Lektüre des Klappentexts ahnt man, dass Hexenverbrennungen und vom Bösen besessene Opfer im Mittelpunkt des Plots stehen könnten. Spiritistische Motivationen sind mir jedoch äußerst suspekt, und stories auf dieser Basis treffen nicht unbedingt meinen Lesegeschmack. Deshalb bin ich ein wenig skeptisch ...