Wohl bekomm's!
Im Prolog schleppt sich food scout Aaron Keitel seit zwei Tagen durch den tiefsten Dschungel Papua-Neuguineas. Ein schmächtiger Ureinwohner führt ihn zum Stamm der Tulai. Mit ihren nackten, mit Schlamm beschmierten Körpern und ihrer Gesichtsbemalung wirken sie sehr martialisch. Großen Eindruck machen auch die Holzröhren, die sie über ihre Penisse gestülpt haben, sowie das Wissen, dass sie 1952 vier Methodistenpriester auf ihrem Speiseplan hatten. Ob sie diese kulinarische Köstlichkeit heute noch bevorzugen, ist nicht eindeutig belegt.
In einer Fachzeitschrift hatte Aaron Keitel, Karpologe (ein auf Früchte und Pflanzensamen spezialisierter Botaniker) , über die Nahrung der Tulai gelesen. Dazu gehört die Chatwa, eine aubergineartige Frucht. In seinem Metier ist das ein Hauptgewinn – eine Novität, die sich weltweit gut vermarkten lässt. Um sie sich zu sichern, nimmt er die Strapazen der höllischen Wildnis voll fiebriger Euphorie auf sich, im Gepäck einige Produkte der fernen Zivilisation, die er dem Häuptling zum Tausch anbieten wird. Welch ein triumphaler Moment erwartet ihn: Tränen laufen über seine Wangen, als er in die zubereitete Frucht hineinbeißt ...
Im Restaurant "Deux Eglises" am Luxemburger Kirberg bietet Besitzer und Koch Xavier Kieffer seinen Stammgästen – zahlungskräftige EU-Beamte – moselfränkische Köstlichkeiten. Jetzt sitzt da ein muffiger fremder Gast in seinem Lokal. So wie er sich gibt, könnte es sich um einen Gastro-Kritiker handeln, und die Bestellung einer ungewöhnlichen Abfolge von Gängen bestätigt Kieffers Einschätzung. Doch bevor der Kellner den Hasenpfeffer bringt, ist der Fremde tot.
Ist er vergiftet worden? Hat ihn der Schlag getroffen? Und wie schlägt der Autor den Bogen von Luxemburg nach Papua-Neuguinea?
Mal sehen, wie's unter den Topfdeckeln weiter köchelt. Während sich Koch Kieffer aus dem Gemauschel um Sterne, Mützen, Löffel und ähnliche Auszeichnungen verabschiedet hat, kann Autor Hillenbrand für sein Kapitel-Menü durchaus noch einen Stern hinzugewinnen.