In jedem Menschen sitzt ein Täter
DU befindest dich während eines Schneegestöbers im Stau auf der Autobahn. Zunächst hockst DU abwartend, bei laufendem Motor, in deinem Auto. DU erkennst, dass sich dieser Stau frühestens am nächsten Tag auflösen wird. Welchen Schalter DU plötzlich umlegst, weißt nur DU. Endlich bist DU da angekommen, wo DU vor neunzehn Jahren eine Atempause eingelegt hast. DU schließt dein Auto, steigst in den ersten Wagen, der hinter dir parkt, setzt dich auf den Beifahrersitz und brichst dem Fahrer das Genick. DU wirst noch weitere sechsundzwanzig Menschen mit deinen Händen ermorden. Einer von ihnen beobachtet dich dabei und wartet ohne Angst auf seinen Tod.
Bis hierher hat mir die Leseprobe inhaltlich und sprachlich sehr gut gefallen. Die ungemütlich-kalte Stimmung der Novembernacht, von den Scheinwerfern der Räumfahrzeuge und Laster in diffuses Licht getaucht, ist ein super Schauplatz. Ist der Mörder ein Psychopath, oder was treibt ihn um, völlig unschuldige Menschen, die im falschen Moment am falschen Ort waren, kaltblütig zu ermorden? Was geschah vor neunzehn Jahren?
DU bist mit deinen Kumpeln in einem Haus an einem Pool. Am Boden liegt Oskar, eine tiefgekühlte Leiche.
DU bist Stinke, ein sechzehnjähriges Mädchen. Während deine Clique im Kino sitzt, macht sich Neill an dich ran. Er holt sich einen runter. Die Leseprobe endet mit Oralverkehr. Warum so schmierig und obszön? Die Sprache ist passend dem Milieu nachempfunden, aber dennoch niveaulos.
Eine tolle Idee, den Leser als Protagonisten in verschiedene Rollen schlüpfen zu lassen. Ein guter Start, ein guter Plot, wenn auch mit leicht schmuddeligem Beigeschmack.
Die ausgewählte Hörprobe, gelesen von Matthias Brandt - eine gute Wahl! -, beinhaltet ein Gespräch zwischen dem niedergeschlagenen Vater und seinem Sohn. Nach Schusswechseln zwischen den Parteien sind drei Menschen tot. Bedrückend und spannend!