Rezension zu »Filmreif« von Hanna Marjut Marttila

Filmreif

von


Jugendbuch · Carlsen · · Taschenbuch · 272 S. · ISBN 9783551358950
Sprache: de · Herkunft: fi

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Mein Bruder ist Regisseur

Rezension vom 04.07.2010 · 1 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Damit hat Torsten (nach seinem Geburtstag "Donnerstag" genannt) nicht gerechnet: Seine ein Jahr ältere Schwester Tarina gesteht ihm, dass sie schwanger ist. Unerwartet trifft ihn dies nicht etwa, weil sie erst 16 Jahre alt ist, sondern weil sie schon zum zweiten Mal schwanger wurde. Beim ersten Mal war sie vierzehn.

Damals wurde Torsten, wiewohl der Jüngere, über Nacht zum erwachsenen Bruder. Von nun an musste er für seine Schwester Verantwortung übernehmen. Die Verantwortung für seine Eltern trug er schon länger.

Die beiden Jugendlichen leben in einer "Scheißloserfamilie". Die Eltern sind arbeitslose Alkoholiker, der Vater ist depressiv.

Frühzeitig wurde ihnen eine Sozialarbeiterin zugeteilt, Liisa, ein Glücksgriff. Sie ist sympathisch, liebenswürdig, warmherzig und die einzige unter den "Familienhelfer-Superlosern", die keine Vorurteile gegenüber Asozialen hat.

Für Tarina sieht die Zukunft nicht rosig aus. Bei der ersten Schwangerschaft musste sie aus der Familie genommen werden. Sie lebte in einem Zufluchtshaus. Gleich nach der Entbindung wurde ihr das Baby weggenommen und an geeignete Eltern weitergegeben.

Und diese Katastrophe soll sich nun wiederholen? Auf keinen Fall! Tarina will nicht abtreiben und das Kind auf jeden Fall behalten. Der Vater des Kindes ist Kolja, ein Russe. Er will Tarina heiraten und mit seinen Businessideen Geld verdienen – zum Beispiel gefälschte Markenklamotten verkaufen ... Für Donnerstag ist Kolja der schlechteste Kandidat, "ein Ausnahmeidiot aus der gesamten Idiotenmasse der Welt".

Der zeitgemäße Roman (aus Finnland) wird der angesprochenen jugendlichen Lesergruppe sehr gefallen. Deren Jargon und aktuelles Lebensgefühl hat die Autorin gut getroffen. Er ist ungewöhnlich und anspruchsvoll. Die Krankheit Alkoholismus steht im Mittelpunkt.

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive Donnerstags. Für sein Alter ist sehr reif. Täglich achtet er auf die Medikation seiner Eltern und Tarinas, die ihre Pille vorm Zähneputzen nehmen soll. Zur doppelten Sicherung hat er dafür gesorgt, dass sie ständig Kondome mit sich führt – im Portemonnaie, im Schulrucksack, im Täschchen mit den Stiften, im Brillenetui und im Schminkbeutel. Wie konnte sie nur schwanger werden?

Wenn Donnerstag nicht über seine Familie nachdenkt oder den Haushalt führt, lebt er in der Welt seines Hobbys als begeisterter Film-Regisseur. Sein Wissen hat er sich in Fachbüchern angelesen. In seiner Vorstellung verarbeitet er gern Orte und Handlungsverläufe in kleine Filmszenen. Könnte man doch manche Verhaltensweisen umschreiben oder direkt wegschneiden – z.B etliche seiner aggressiven, fluchenden Schwester ... Noch sind das Träume. Eine Sony-Kamera ist sein größter Wunsch.

Wie klug Donnerstag ist, zeigt sich u.a. darin, wie er Fremdworte begreift und verwendet. "Lakonisch", "fatalistisch", "analytisch", "Habitus", "Trauma", "Plagiat" usw. machen ihm keine Schwierigkeiten, und er lässt ihnen stets verständliche Erklärungen folgen. Er träumt davon, sie einmal strategisch einsetzen zu können: Taucht unangekündigt ein Sozialarbeiter auf, trifft die Eltern sturzbesoffen an, informiert umgehend die Bullen, um alle abzuholen – dann kommt sein Einsatz: "Die Situation ist okay. Ich sage Ihnen jetzt ganz,explizit': Wir alle gehen nirgendwohin." Nach diesem Donnerschlag werden die Ordnungshüter am Ende ihres Lateins sein!

Vielleicht kann man sagen: Ende gut, alles gut!

F a d e o u t

THE END


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