Rezension zu »Crash« von Lorraine Adams

Crash

von


Politthriller · Arche · · 400 S. · ISBN 9783716026700
Sprache: de · Herkunft: us

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Die Medien – Seife in den Händen der Politik und Geheimdienste

Rezension vom 29.10.2011 · 3 x als hilfreich bewertet mit 1 Kommentaren

Lorraine Adams wurde 1992 mit dem Pulitzer-Preis für investigativen Journalismus ausgezeichnet. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an ihren Roman "Crash".

Der Roman beginnt sehr spannend und hochtechnisch, wie Männer das lieben: Der Bordcomputer eines Kampfjets spielt auf einmal verrückt. Im Cockpit sitzt Mary, eine der wenigen schwarzen Kampfpilotinnen der US Air Force. Sie kann nicht verhindern, dass ihre Maschine abstürzt – über Washington, D.C.! Mit Schleudersitz und Fallschirm kann sie sich retten und landet sicher in einem Baum. Die Absturzstelle wird blitzschnell gesichert, alle Maschinenteile sowie Rasensoden und abgebrannte Bäume werden umgehend abtransportiert. Klar, dass dieser Unfall größter Geheimhaltung unterliegen muss. In der Tat wird Mary niemals erfahren, warum ihre Hi-tech-Apparate ganz unbegründet versagt haben, so dass sie den Flug nicht mehr kontrollieren konnte. Einzig Frank, seit langem ihr "wingman" im Begleitjet, schöpft Verdacht, forscht neugierig nach und warnt Mary, sich von Will Holmes fernzuhalten.

Will Holmes ist Geheimdienstler und Leiter eines zukunftsweisenden Avionik-Projekts. Durch Fernsteuerung will man verhindern, dass Selbstmordpiloten ihre anvisierten Ziele treffen. Die Versuchsreihe befindet sich in der Betaphase, und Holmes hatte eine Fehlentscheidung getroffen, einen Test einfach zu früh angesetzt. Nun muss der Crash geheim bleiben und vertuscht werden. Dazu erarbeitet Holmes einen sauberen Bericht, ein Geheimdossier, und Mary und Frank werden aus dem Weg geschafft und nach Bagram in Afghanistan versetzt, wo Holmes sie weiterhin nicht aus den Augen lassen wird.

Die Redaktion der renommierten Washington Post ist ein Tollhaus: Es geht um die Besetzung des neuen Chefpostens, um interne Rangeleien unter den Journalisten und natürlich um die Tages-Schlagzeilen. Reporter fressen alles, selbst widersprüchliche, noch nicht verifizierte, bisweilen schlicht falsche Meldungen aus dem Weißen Haus und den anderen Polit-Tempeln. Als Insider amüsiert es Holmes, dass die Post-Artikel im Ruf stehen, gründlich recherchiert und gut geschrieben zu sein.

Auch Ausschnitte des Geheimdossiers gelangen an die Medien, verschwinden aber bald wieder. Don Grady, früherer Chef der Washington Post und jetzt Bestseller-Autor mit Zugang zu den höchsten Rängen der Macht, ist im Besitz des vollständigen Berichts, gibt ihn aber nicht heraus, denn er will die brisanten Informationen in einem eigenen Buch vermarkten.

Als ehemalige Journalistin befindet sich Lorraine Adams hier auf gewohntem Terrain: Ihre Darstellung des aufreibenden, turbulenten Alltagsgeschäfts überzeugt durch Kompetenz und Authentizität. Aber inhaltlich wirkt Adams' Roman leider chaotisch: Der ursprüngliche, eigentliche Plot, nämlich die Aufklärung des Absturzes, wird geradezu in den Hintergrund gedrängt, überwuchert von zu vielen und nicht immer motivierten Nebensträngen und -schauplätzen, wie zum Beispiel ...

... Don Gradys Dinnerpartys, deren Geladene sich als Privilegierte betrachten, wo Promis politisieren und der Gastgeber sich selber zelebriert: Allein aus Dons Mimik glauben viele mehr zu erfahren als bei einer Pressekonferenz;

... die undurchschaubaren Aktivitäten der Geheimdienste, ihre Manipulationen im Afghanistan-Einsatz, die Vernachlässigung ihrer eigentlichen Verantwortung;

... die Anwerbung eines iranischen Atomwissenschaftlers, der auf geheimnisvolle Weise getötet wird;

... der plötzliche Einsatzbefehl an Mary und Frank, der, wie sie später erfahren, unschuldige Mädchen tötet.

Das Lesen ist passagenweise kein Vergnügen. Verquere, ungelenke Sätze sind manchmal schwierig zu verstehen. Liegt dies an der Übersetzung oder schon am Originaltext? "The Room and the Chair" ist der Titel des amerikanischen Originals; wie reißerisch und schlicht dagegen die "deutsche" Version: "Crash".

Der unzureichende inhaltliche Tiefgang lässt den Leser unbefriedigt zurück: Lorraine Adams reißt vieles an, aber manches Problem bleibt ungelöst, undurchsichtig. Die zugegebenermaßen äußerst vielschichtigen Zusammenhänge zwischen Politik, Militär, Geheimdiensten, Kriegshandlungen und Aktivitäten der Medien kann sie nur schwer begreiflich machen.


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Kommentare

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Zu »Crash« von Lorraine Adams wurden 1 Kommentare verfasst:

Ina schrieb am 23.12.2012:

Habe dieses Buch auch gerade fertig gelesen. Mein Fazit für dieses Buch ist sehr ernüchternd. Es lies mich sehr verwirrt, zwischendurch auch verärgert und am Schluss auch sehr unbefriedigend zurück. Ic bin mit der Schreibart gerade in den Dialogen überhaupt nicht zurecht gekommen. Würde es jedenfalls nicht noch einmal lesen.

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