Rezension zu »Schwestern der Angst« von Lydia Mischkulnig

Schwestern der Angst

von


Belletristik · Haymon · · Gebunden · 244 S. · ISBN 9783852186429
Sprache: de · Herkunft: at

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Die Farbe der Liebe ist Blutrot

Rezension vom 08.10.2010 · 4 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Renate, die Ich-Erzählerin, sitzt an ihrem Schreibtisch in der forensischen Psychiatrie und schreibt ihre Autobiographie. Sie betont, es sei keine Anamnese ... Der Leser erfährt die folgende Vita:

Renates Mutter lässt ihre drei Jahre alte Tochter bei den polnischen Großeltern zurück. Als sie Jahre später unerwartet wieder auftaucht, lebt die Mutter mit einem Eisverkäufer zusammen und ist schwanger, und Renate zieht zu ihnen. Bei der Geburt der Tochter Marie stirbt die Mutter. Nun kümmert sich Renate um ihre Schwester, mit der sie eine wechselseitige Hass-/Liebesbeziehung verbindet.

Eines Tages betritt ein Mann den Eisladen: Paul, ein Psychiater. Renate glaubt, sie könne ihn für sich erobern; doch er wendet sich Marie zu (und wird sie später heiraten). Diese Beziehung will Renate verhindern, einerseits aus Eifersucht, andererseits aus Angst um Marie. Denn Renate ist sich sicher: Paul ist ein "Schänder", und sie wurde von ihm vergewaltigt ...

Renate ist eine schwer gestörte Persönlichkeit. Obsessionen, Phobien, fremde Stimmen, Essstörungen, der Drang zu perversen Selbstverletzungen quälen sie. Sexueller Missbrauch und Gewaltakte – Schmerzen zufügen, foltern, morden – sind für sie eine Befriedigung. Diese Formen der Erkrankung differenziert darzustellen ist Lydia Mischkulnig mit Perfektion gelungen. Der Leser lebt förmlich in Renates Seele, erlebt, wie in ihrem Gehirn Gedanken und perverse Phantasien keimen, wachsen, wuchern, sich den Weg nach draußen bahnen.

Dieser Roman ist keine leichte Kost, da sich der Leser zunächst in einer fiktionalen Handlung, mit Anfang und Ende, glaubt. Doch nach und nach wird der Inhalt immer verwirrender. Man versucht, logische Erklärungen zu finden, die absurden Überlegungen der Kranken nachzuvollziehen. Doch es tun sich stattdessen gebrochene, verschachtelte Realitäten auf – was ist wirklich geschehen, was ist Renates Vorstellung? Oft beschreibt sie Situationen und Menschen, die nur ihre Phantasiegebilde sind. So fühlt man sich manchmal ganz auf der anderen Seite, als ohnmächtiger Therapeut Renates. Ist ihr noch zu helfen, und wenn ja, wie?

Den Schluss des Romans empfand ich nach diesem Zerrspiegel geradezu als Erleichterung.

Ein Atem raubender, literarisch anspruchsvoller Roman.

Das Cover zeigt das Gemälde "Due Donne" (1939) von Leonor Fini, einer argentinischen Malerin des Surrealismus. Hinter einer versperrten Tür hockt ein kleines Mädchen, das durch das Schlüsselloch auf eine hoch gewachsene, schöne und selbstbewusste Frau schaut. Dieses Bild passt sehr gut zu der erzählten Befindlichkeit des Romans und eröffnet quasi eine ergänzende Interpretationsmöglichkeit.


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