Libby, eine kranke Seele
Libby Day, sieben Jahre alt, überlebt als einzige das Blutbad, in dem ihr 15-jähriger Bruder Ben ihre Mutter Patty und ihre beiden Schwestern ermordet hat.
Ihre Kindheit als Waise erlebt sie bei Verwandten. Ihr Verhalten zeigt, wie schwer traumatisiert sie ist. Sie führt sich als undankbares Ekelpaket auf, und einmal zündet sie das Wohnzimmer eines Cousins an.
25 Jahre später lebt Libby mit ihrem Kater ziemlich verwahrlost in einem Bungalow. Die meiste Zeit liegt sie antriebslos im Bett. "Gutmenschen" haben jahrelang ein Spendenkonto für sie gefüttert. Nun ist das Geld aufgebraucht. Sie müsste sich einen Job suchen - was sie sich kaum vorstellen kann.
So kommt eine Anfrage wie gerufen: Experten, die von der Unschuld Bens überzeugt sind, wollen sie treffen. Ein Honorar wird ihr zugesagt.
Ein Schwenk in die Vergangenheit beleuchtet das Alltagsleben der vaterlosen Familie Day im Jahr 1985. Mutter Patty ist völlig überfordert mit den vier ständig zankenden Kindern und mit ihrer Verschuldung. Sohn Ben, 15, macht ihr die größten Probleme. Voll pubertierend rebelliert er gegen den Frauenhaushalt. Sein neues Outfit (schwarz getönte Haare, schwere Stiefel, Tarnhose) ist der absolute Schock. "Er hasst uns" - darin sind sich die Damen einig.
Erzählt wird dem Leser aus Libbys Perspektive. Zu ihrer Charakteristik als ungepflegte, abstoßende Person passt ihr unsympathischer Sprachstil. Absolut egoistisch gönnt sie den Opfern anderer schwerer Verbrechen keinen Cent Spendengeld - schlimmer noch: Sie verbucht das gezahlte Geld als Verlust auf ihrem Konto.
Wie geht es nun wohl weiter? Kann Libby, noch einmal mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, das Erlebte verarbeiten? Ist es möglich, dass ihr Bruder Ben gar nicht der Mörder war? Hat sie in ihrem kindlichen Alter eine Falschaussage gemacht?
Dass nahezu die ganze Day-Familie einen psychischen Knacks hat, gibt dem Buch einen zusätzlichen Kick.
Ein echter Knüller unter den Psychothrillern!