Eine Halskette, eine Hinrichtung sind die ersten Puzzleteile ...
Kurz nach Mitternacht stromert Eric Sievert durch den Steiner Auenwald bei Biblis. Mit GPS-Gerät, Klappspaten, Taschenlampe, Messer und Pointer ist er bestens ausgerüstet für seine kriminelle Raubgraberei nach Antiquitäten aus der Zeit der Römer, Kelten und Germanen. In Acht nehmen muss er sich nur vor dem Revierförster, der sich in zwei Stunden auf die Pirsch machen wird. Eric setzt einen hochwertigen Metalldetektor ein, dessen Magnetspule jedes Metall bis 30 cm Tiefe registriert. Kürzlich erst hat er ein originales Bronzeschild gefunden und gut vertickert. Jetzt nimmt er ein deutliches, starkes Signal wahr: Er fasst in den matschigen Boden und zieht eine feingliedrige Halskette mit einem herzförmigen Anhänger heraus. Wohl aus der Neuzeit ...
Um die gleiche Zeit erwacht in Köln die Polizistin Judith Krieger aus einem Albtraum. Um ihm zu entfliehen, muss sie raus aus der Wohnung, sich bewegen. Auf den Rheinwiesen unterhalb des Doms und der Deutzer Brücke tummeln sich in dieser heißen Augustnacht noch immer viele Menschen: Touristen, Liebespaare, Obdachlose, Alkoholiker. Als Judith Schreie wahrnimmt, reagiert sie sofort mit sicherem Polizisteninstinkt: Wo? Wer? Was? Aus einem Gebüsch löst sich ein Schatten, ein Mann ergreift die Flucht, sie verfolgt ihn, aber er ist schneller, entkommt ihr, und sie kehrt zum Tatort zurück. Dort hält ein Amerikaner eine verstörte Frau in seinen Armen und zeigt ins Dunkle auf eine Gestalt, die bewegungslos am Boden liegt.
Noch ehe das Einsatzkommando mit Chef Millstatt eintrifft, ist Judith von Schaulustigen umringt, die mit ihren Handys den Ort der grausamen Hinrichtung fotografieren ...
Gisa Klönne beginnt ihren neuesten Krimi "Nichts als Erlösung" mit zwei Handlungssträngen, die noch keinerlei Bezug zueinander aufweisen. Detailliert beschreibt sie Landschaft und Atmosphäre des Auenwaldes. Dessen bedrohliche Dunkelheit nimmt einen sofort gefangen, und man konzentriert sich auf jedes Geräusch: das Knacken der Äste, das Rascheln und Piepsen der Tierwelt, das Glucksen und Quatschen, wenn Erics Gummistiefel in den Sumpf eintauchen und sich wieder lösen. Gleich, meint man, werden die Mücken zustechen ...
Ganz anders, aber ebenso gelungen, die Sommernacht am Rhein: Kölsche Tön' und Weltoffenheit im Angesicht des Kölner Doms, dann der grausame Tatort eines brutalen Verbrechens und die schonungslose Wiedergabe leider typischer Verhaltensweisen: Wie die Geier stürzen sich die Schaulustigen auf ihre Beute; ihre modernen technischen Geräte ersetzen die reißerischen Schnäbel ...
Sprachlich und stilistisch ein sehr überzeugender Einstieg. Nun müssen wir abwarten, wie Gisa Klönne ihren Spannungsbogen weiterführt. Eine Leiche hat sie uns schon geliefert, doch nun wollen wir dranbleiben, sind heiß auf wichtige Informationen, die uns immer näher an den Täter heranführen, seine Motive erfahren lassen ...