Rezension zu »Die Toten, die dich suchen« von Gisa Klönne

Die Toten, die dich suchen

von


Kriminalroman · Pendo · · Gebunden · 432 S. · ISBN 9783866124004
Sprache: de · Herkunft: de

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Ein neuer Anfang

Rezension vom 17.05.2017 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Wo war Judith Krieger? Nachdem die ersten Bände der Krimi­reihe seit 2005 quasi jährlich erschie­nen, tauchte die Kölner Kriminal­kommis­sarin nach ihrem fünften Fall (»Nichts als Erlösung«, 2011 [› Rezension]) spurlos ab.

Jetzt wissen wir's. Real war sie einfach ad acta gelegt, weil ihre Schöpferin Gisa Klönne mal was anderes als Krimis schreiben wollte. Fiktiv legte sie ein Sabbat­jahr ein, weil ihr die Arbeit mit all den Mördern und Leichen zuge­setzt hatte und sie sich auch Gewiss­heit über ihre private Zukunft verschaf­fen wollte. Mit ihrem Partner Karl verbrachte sie einige Zeit in Kolum­bien. Während Karl von der Demokratie­bewegung des Landes im Umbruch begeistert war und blieb, zog es Judith zurück ins Rhein­land, nachdem sie in Medellin dem brutalen Wirken der Drogen­kartelle, den existen­tiellen Nöten der Ausge­beuteten, dem Leid der Opfer und dem Hass der um ihre Liebsten Beraubten begegnet war. Sie konnte nicht ahnen, dass die kolum­biani­sche Pest sie in der Heimat einholen würde.

Zurück im Dienst muss Judith Krieger sich freilich erst einmal quali­fizieren, um weiter Karriere machen zu können. An der Landes­polizei­akademie in Münster-Hiltrup absolviert sie eine Prüfung und muss sich an­schließend zwei Jahre lang auf einem Außen­posten im Bergi­schen Land bewähren. Erst dann kann sie als Kriminal­haupt­kommis­sarin ins Kölner Polizei­präsi­dium einziehen, um die Leitung des »KK 62 Ver­miss­ten­fahndung« zu über­nehmen. Ihre Vorge­setzte lässt keinen Zweifel aufkom­men, was sie erwartet: Frau Krieger soll die Einheit endlich »auf­räumen und ihre Leute zu einem Team formen«.

Kein einfacher Job in einer Abteilung, in der sich angehende Pensio­näre, über­gangene Mitbe­werber um die Leiter­stelle, Zuspät­kommer, unpro­fessio­nelle An­fänger und mit ihrem Familien­leben ringende Kolle­gen bis­weilen nur wider­willig zu­sammen­raufen. Die privaten Befind­lich­keiten und zwischen­mensch­lichen Be­zie­hungs­probleme sind zwar unter­halt­sam, nehmen aber doch ziemlich über­hand und bremsen die ohnehin komplexe Krimi­handlung aus.

Obendrein muss die beabsichtigte Dienst­besprechung zur Einnordung der diffizilen Mann­schaft vorerst zurück­gestellt werden. Denn gleich am ersten Arbeitstag wird Judith Krieger zu einem grausigen Tatort gerufen. Dort liegt die verschnürte Leiche von Angelo Jara­millo, einem Geschäfts­mann aus Kolum­bien. Das viele Blut, der Dreck, der Gestank von Exkre­menten und nicht zuletzt der »Ring der O«, ein Symbol der Unter­werfung aus der SM-Szene, überwäl­tigen die noch uner­fahrene Kollegin Dinah. Ihr wird spei­übel, sie erbricht sich just vor den Füßen ihrer neuen Chefin und verlässt den schreck­lichen Ort. Am nächsten Tag fehlt sie, denn jetzt plagt sie außer­dem das schlechte Gewissen. Die Vermissten­meldung nach einem gewissen Jara­millo hatte auf ihrem Schreib­tisch gelegen, doch sie hatte keine Lust gehabt, deswegen Über­stunden zu kloppen.

Dreizehn Tage braucht die kämpferische Judith Krieger, um den Fall zu lösen, und im Wesent­lichen ist es ein Allein­gang. Der Auslöser für das Verbrechen liegt – welch schöner Zufall – in Medellin und Umland, wo sich die Kommis­sarin ja nun ein bisschen auskennt. Per Skype hält sie Kontakt mit einem Ermittler in Kolum­bien, der sie in ihren immer wieder neu ent­wickel­ten Vermu­tungen mit Fakten unter­stützt.

Damit erfährt Gisa Klönnes Kölscher Krieger-Krimi eine Weitung aufs inter­nationale Parkett und sticht in ein undurch­schau­bares, brand­gefähr­liches Wespen­nest. Lange Jahre haben blutige Kämpfe zwischen Armee, FARC, linken Guerilla­gruppen und rechten Para­militärs das Leben Kolum­biens zermürbt, 260.000 Menschen starben, sieben Millionen Menschen flohen aus ihrer Heimat, während Pablo Escobar, einer der skrupel­loses­ten Gangster der Welt, seine Spiel­räume nutzte, um ein Drogen­impe­rium von globaler Rele­vanz aufzu­bauen.

Der sechste Band der zu neuem Leben erweckten Serie überzeugt durch einen wendungs­reichen Hand­lungs­gang diesseits und jenseits des Atlantiks, eine vitale Erzähl­sprache, die oft in einer Art staccato vor­wärts drängt, und eine toughe Prota­gonis­tin, die sich wenig um enge Richt­linien schert, sondern vor allem am Ende, wenn es ums Ganze geht, unkon­ventio­nelle Wege beschreitet.


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