Leseeindruck zu »Cleo: Wie ich das Lachen wieder lernte« von Helen Brown

Cleo: Wie ich das Lachen wieder lernte

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Belletristik · Deuticke · · Gebunden · 384 S. · ISBN 9783552061361
Sprache: de · Herkunft: nz

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Der Weg zurück aus dem Dunkel

Leseeindruck vom 29.06.2010 · 8 x als hilfreich bewertet mit 1 Kommentaren

In diesem autobiographischen Roman verarbeitet die neuseeländische Autorin Helen Brown die schmerzlichen Erfahrungen ihrer Familie, nachdem ihr neunjähriger Sohn Sam bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. In literarischer Form beschreibt sie die lange Leidensphase und den Weg zurück in die Normalität, den sie mit Steve, ihrem Ehemann, und ihrem jüngeren Sohn Rob durchschreitet.

Nach dem Unfall sinkt Helen in schwere Depressionen und schottet sich von der Außenwelt ab. Wenn sie denn mal aus dem Haus geht, so erzählt sie jedem - auch wildfremden Menschen - vom Unfall ihres Sohnes. Gut und ernst gemeinte Sätze wie: "Es tut mir leid - melde dich, wenn ich dir helfen kann" verurteilt sie als Platitüden. Gegenüber Kindern in Sams Alter empfindet sie Zorn: "Warum hat dieses Kind das Recht zu leben - und meines nicht?" Erst im Nachhinein wird ihr bewusst, in welche Verlegenheit sie ihr Gegenüber brachte, wie ungerecht sie dachte.
Steve und Rob leiden gleichermaßen, jeder auf seine Weise. Steve zieht sich auf sein Schiff zurück. Rob kann nicht mehr allein in seinem Zimmer schlafen. In der Nacht plagen ihn Albträume, bedrohen ihn die "Monster". Selbst ihr Hund Rata verhält sich nicht mehr normal.

Unverhofft klingelt Lena, eine Bekannte, an der Haustür. Sie möchte den Browns ein winziges Katzenbaby schenken. Helen hadert mit diesem Angebot; sie möchte keine Verantwortung übernehmen, wo sie doch - vermeintlich - schon einmal versagt und Mitschuld am Tod ihres Sohnes auf sich geladen hat. Doch Lena hat ein gutes Gespür für die Situation und legt den "Eindringling" in Robs Hände. Dessen Augen leuchten voller Glück, und er heißt "Cleo" willkommen. Helen aber ist sich dessen nicht annähernd bewusst; sie kann nicht aus ihrer Haut und gibt Lena noch mit auf den Weg, dass Katzen nie ihr Ding waren. Einmal hatte eine in die Schuhe ihrer Mutter gepinkelt ... und außerdem haben sie doch schon einen Hund!

Mir hat der Leseeindruck sehr gefallen. Es ist bewundernswert und überraschend, wie die Autorin ihre eigenen Erlebnisse unter dem Druck ihrer schwerstbelasteten Psyche rückblickend zu analysieren, zu beschreiben und kritisch-distanziert zu relativieren vermag. Immerhin war sie vollkommen gestört im Umgang mit ihrer Umwelt, stieß andere mit ihrer direkten Art vor den Kopf. Die Dialoge sind anregend und teilweise geradezu unterhaltsam, machen aber vor allem betroffen.

Eine symbolische Funktion hat Cleo, das titelgebende Katzenkind. Als Helen das Mitleid erregende, zerzauste Tierchen mit den hängenden Hautlappen vor seinen Augen zum ersten Mal erblickt, erweckt es in ihr zunächst tiefen Hass. Doch der kehrt sich überraschenderweise ins Gegenteil, und Cleo verwandelt Helens Gefühlswelt: Als sie das hilflose Knäuel in ihren Händen hält, empfindet sie erstmals wieder positive Gefühle, Zuneigung, Mitgefühl. Durch das neue Familienmitglied hellt sich die schwer zu ertragende Stimmung nach Wochen der Trauer mehr und mehr auf, wird im Haus der Browns wieder gelacht - und mit Cleo möchte Rob wieder in seinem Zimmer schlafen.

Manche Menschen verlieren durch ein unerwartetes Ereignis wie Arbeitsplatzverlust, Krankheit usw. vollständig den Boden unter den Füßen. Wenige finden nie mehr den Weg zurück in die Normalität. Dieses Buch macht Mut und gibt Hoffnung. Hier gibt es ein Licht am Ende des Tunnels.


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Kommentare

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Zu »Cleo: Wie ich das Lachen wieder lernte« von Helen Brown wurden 1 Kommentare verfasst:

Verena schrieb am 09.08.2010:

Rob und seine Eltern Helen und Steve sind traumatisiert: Der ältere Sohn Sam wurde von einem Auto angefahren und starb. Kurze Zeit nach der Tragödie bekommen die drei jedoch neuen Familienzuwachs: das Kätzchen Cleo. Eigentlich sollte sie Sams Geburtstagsgeschenk werden, doch daraus wird jetzt nichts. Stattdessen hilft sie der kleinen Familie, ihr Leben neu in die Hand zu nehmen, ohne Sam je ganz zu vergessen. Cleo schafft es nicht, weitere kleinere und größere Tragödien zu verhindern, aber sie beschert ihnen dafür auch unglaubliche Momente des Glücks. Sie beweist sich sogar als Krankenschwester, Lebensretterin und Heiratsvermittlerin, bevor sie, uralt und nach mehreren Umzügen, im Kreis ihrer Familie stirbt.

Die Geschichte setzt sich sehr gut und intensiv mit dem Thema Tod und Trauer auseinander, ohne dabei zu rührselig und traurig zu werden. Sie zeigt meiner Meinung nach sehr gut, dass trauern nicht gleichbedeutend sein muss, mit sich abkapseln, nur schwarze Kleidung zu tragen und mit niemandem mehr zu sprechen; sondern dass man trotz Trauer weiterhin ein „normales“ Leben führen und Spaß haben und lachen darf. Und dass man deswegen, oder wenn man einmal für zwei Stunden nicht an den Verstorbenen denkt, noch lange kein schlechtes Gewissen haben muss.
Die Sprache ist sehr feinfühlig und die meiste Zeit sehr detailreich, letzteres besonders bei den Passagen, in denen das Verhalten und Aussehen von Cleo beschrieben werden.
Die Geschichte ist durchgehend aus der Ich- Perspektive der Mutter Helen geschrieben, was dem Leser einen genauen Blick in die Welt ihrer Gedanken und Gefühle bietet.
Das Buch ist wahnsinnig toll, mit einem Happy End, ohne dass dieses überzogen oder kitschig wirkt.

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