Rezension zu »Kater mit Karma« von Helen Brown

Kater mit Karma

von


Belletristik · Deuticke · · Gebunden · 448 S. · ISBN 9783552061934
Sprache: de · Herkunft: gb

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Jeden Tag in Liebe und Freundschaft leben!

Rezension vom 03.12.2012 · 4 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Die Autorin Helen Brown, 1954 in Neuseeland geboren und jetzt im australischen Melbourne lebend, hat schwer erträgliche Zeiten hinter sich. Sie verlor ihren Sohn Sam durch einen tödlichen Autounfall. Jetzt wurde ein Tumor in ihrer rechten Brust diagnostiziert. Wie geht sie mit solchen Schicksalsschlägen um? Antwort: Sie schreibt Bücher. Mit ihrem Debüt Cleo: How a small black cat helped heal a family (2010, deutsch Cleo: Wie ich das Lachen wieder lernte, Deuticke 2010) eroberte sie viele Leserherzen. [Lesen Sie hier meinen Leseeindruck zu Helen Brown: 'Cleo: Wie ich das Lachen wieder lernte' auf Bücher Rezensionen.]

Nun steht sie in der Mitte ihres Lebens, ihre überlebenden drei Kinder sind fast erwachsen, und sie ist zum zweiten Mal verheiratet, mit Philip, einem wesentlich jüngeren Mann. Ihren ersten Verlust hat Helen mit Mühe überwunden; jetzt möchte sie anfangen, sie selbst zu sein, sich mehr Zeit zu gönnen. Da geschieht, was jede Frau fürchtet: Ein Brust-Tumor wird entdeckt - ein unnachgiebiges Schreckgespenst und ein wahrer Horror an OP-Konsequenzen droht ...

Die Autorin beschreibt auf erstaunlich offene, ehrliche Weise, was diese Erkrankung mit ihr macht. Mit der äußerlichen geht eine innere Veränderung einher. Sie malt keine blutigen, abstoßenden Details aus, kann allerdings auch niemandem die Angst nehmen. Ihre Empathie ist ursprünglich weiblich, ihre Gedanken und Empfindungen versteht man nur von Frau zu Frau - dass etwa eine aus Bauchfell wiederhergestellte Brust erst durch eine Brustwarze die wahre Vollendung erreicht.

Ausgerechnet in dieser schweren Phase entscheidet sich die älteste Tochter Lydia, 25, für ein Leben als buddhistische Nonne in einem Kloster in Sri-Lanka. Das kann die Mutter nicht begreifen: Wieso überhaupt, und warum gerade jetzt? Konkrete Ängste um Leib und Leben der Tochter überkommen sie, dass sie sie in einem fernen, von Krisen geschüttelten Land für immer verlieren könnte; hinzu treten mütterliche Sorgen, das Ego ihres Kindes an eine andere Kultur abgeben zu müssen. Sie glaubt, hinter Lydias Entscheidung stecke deren alter Trotzkopf, das Aufbegehren gegen die konsumorientierten Konventionen ihrer westlichen Gesellschaft und ihrer Familie. Ihr Kind gehen zu lassen, so wie wir das alle müssen, ist ein langer, quälender Entwicklungsprozess für Helen: Sie ist doch deine Tochter, du kannst ihr vertrauen, sie wird dich nicht enttäuschen, sie wird dir immer zur Seite stehen, sie wird dir wohlgefallen ...

Ausgerechnet in dieser doppelt belastenden Phase beschert ein Familien-Neuzugang Helen Ablenkung von ihrer Krankheit und ihren Sorgen.

Aus dem Schaufenster einer Tierhandlung lacht ihr das Katzenbaby Jonah entgegen: Wir sind füreinander bestimmt. Der Kater entpuppt sich als verhaltensgestörtes Etwas, das an der Leine geführt werden muss, um andere vor Schaden zu bewahren und ihn selbst vor seinem eigenen Unglück zu beschützen. Von Eifersucht und Gier nach Aufmerksamkeit manisch getrieben, markiert der Stubentiger alle Ecken, Teppiche und Möbel, bis ein penetranter Geruch das gesamte Haus durchweht.

Bevor das Tier hochkant herausfliegt, lässt sich Helen auf ein letztes Experiment ein - schweren Herzens, aber einen Versuch ist es allemal wert: eine medikamentöse Therapie mit Prozac, dem bewährten Antidepressivum ...

Wie eine desaströse Kreatur den Alltag einer Familie restlos umkrempelt, ist per se schon eine Steilvorlage für jede Autorin. Darüber hinaus ist es für Helen Brown wohl eine Art der Selbsttherapie, die chaotischen Vorgänge um den irren Kater parallel zu ihrer persönlichen Entwicklung und der ihrer Familie literarisch zu gestalten. Frank und frei - bisweilen mit verschmitztem Blitzen in den Augen - erzählt sie von ihrer Krebserkrankung, ihren körperlichen Blessuren, dem damit verbundenen konditionellen Leistungsabfall. Ausgerechnet sie, die immer den großen Haushalt geschmissen und nebenbei auch noch feuilletonistische Kolumnen geschrieben hat, muss jetzt Abstriche machen. Doch indem sie erlebt, wie sie sich ganz auf ihre Familie verlassen kann, wird die Zeit der Krisen für sie zu einer ihrer wertvollsten.

Trotz der ernsten Themen ist dieses Buch für uns Leser kein Jammertal. Die Erzählerin ist eine tapfere Frau, die sich nicht als Vorbild aufspielt; gerade in ihrer Normalität kann sie uns Leserinnen ansprechen und überzeugen. Allerdings hat sie eine bemerkenswerte Tochter mit einem außergewöhnlichen Zukunftsvorhaben, und unsere Teilhabe an dieser Entwicklung macht das Buch noch zusätzlich reizvoll, gibt ihm eine exotische Note.

Helen Browns "Cats and Daughters: A Mother, a Daughter and the Insane Family Cat" wurde von Gabriele Werbeck ins Deutsche übersetzt und erschien im August 2012 bei Deuticke.


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