Leseeindruck zu »Die russische Herzogin« von Petra Durst-Benning

Die russische Herzogin

von


Historischer Roman · List · · Gebunden · 512 S. · ISBN 9783471350287
Sprache: de · Herkunft: de

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Liebe und Vertrauen: ein guter Nährboden der Erziehung

Leseeindruck vom 08.08.2010 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Die neunjährige Wera, Nichte des russischen Zaren Nikolaus, macht ihren Eltern große Sorgen. Sie glauben, das Kind sei mehr als nur temperamentvoll, sondern gar unhaltbar böse. Rat suchen sie bei Ärzten. Die Unterbringung in einem Irrenhaus würde dem Ansehen der Romanovs schaden und kommt natürlich nicht in Frage. Schön, dass es noch die Patentante Olga in Stuttgart, im Königreich Württemberg, gibt. Möglicherweise könnte Wera dort eine Zeitlang leben.

Die einundzwanzigjährige Zarentochter Olga ist mit Kronprinz Karl verheiratet. Die Eheleute sind ein ungleiches Paar. Schön, wie die Autorin die Kontraste herausarbeitet: Olga strahlt vor vornehmer Schönheit, während ihr wohlbeleibter Ehemann aus allen Poren und Kleidungsstücken nach Zigarettenrauch und Wein riecht. Sein Lebenswandel lässt für ihn die Nacht zum Tag werden. Politik ist ihm unwichtig. Da bevorzugt er doch eher ein exorbitant umfangreiches Mahl nach einer durchzechten Nacht. Welch grauslicher Anblick, wie er ohne Tischmanieren sein Essen in sich hineinstopft. Doch die weltgewandte, politisch aktive Olga hält sich dezent zurück; man hat sich nach zwölf Ehejahren miteinander arrangiert. Ein geheimnisvolles Liebesband verbindet die beiden, und damit strahlt der Roman eigenartige Wärme aus.

Die Autorin Petra Durst-Benning schreibt seit Jahren erfolgreiche historische Romane. Ihr literarisches Können und ihre reichen Geschichtskenntnisse bringt sie auch in diesen Roman ein. Die politischen Verhältnisse verwebt sie unterhaltsam mit dem Alltagsgeschehen. Vater König Wilhelm hält seinen Sohn Karl für einen dummen, nichtsnutzigen Faulpelz. Welch eine Chance für seine Schwestern!

Und in diesem Umfeld soll Wera zu einer repräsentablen, gut erzogenen, mit höfischer Etikette vertrauten jungen Dame erzogen werden. Welch ein Abenteuer! Olga ist begeistert. Sie leidet unter ihrer Kinderlosigkeit. Für Wera will sie alles tun, damit sie sich rundum wohlfühlen wird.

Derweil reist das Mädchen voller Widerwillen nach Stuttgart. Sie wird ihre Tante hassen, und da sie ja vermeintlich ganz arme Leute sind, wird sie ihnen "die Haare vom Kopf fressen" und zwangsläufig wieder nach Petersburg zurück müssen ...

Eine tolle Leseprobe. Sie macht Spaß auf mehr. Mit Fingerspitzengefühl beschreibt die Autorin Handlungsorte und Situationen. Nirgendwo kommt Langeweile auf. Die Dialoge und Gedanken der Handelnden sind anregend und amüsant. Die vielen beschriebenen Kleinigkeiten - wie z.B. der moderige Mundgeruch des Leibarztes oder Weras Kinderspiele (Einmal hat sie ihren Körper mit Marmelade beschmiert, als sei es das Blut in einer Kampfszene ...) - sind die i-Tüpfelchen.


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