Geboren auf der Nachtseite der Erde
Algerien um 1930:
"Mein Vater war glücklich"
Der schweigsame Vater, Isaa, schaut auf sein Weizenfeld. Nach vielen Jahren der Dürre erblüht es. Am Freitag soll geerntet werden.
"Er weinte bis er keine Tränen mehr hatte"
Doch in der Nacht bricht ein Feuer aus, und die ganze Ernte verbrennt.
"Es war vorbei"
Der Vater verkauft das Feld. Die Familie verlässt für immer ihre Lehmhütte. Ihre paar Habseligkeiten laden sie auf den Eselskarren. Einem Gemüsebauern verkauft Isaa unterwegs den Karren samt Maultier. Beladen mit ihren Bündeln, schleppt sich die Familie weiter durch die sengende Hitze der Ödnis.
"Die Stadt ...!"
Welch ein Kontrast: Autos, wunderschöne Häuser mit blumengeschmückten Balkonen, Karaffen mit Orangeade, Männer mit Schmerbäuchen, unverschleierte Frauen. Die Familie besucht des Vaters wohlhabenden Bruder, einen Apotheker. Er bietet Hilfe an, aber Isaa möchte keine Almosen annehmen.
"Djenane Djato"
Die dunkle Seite der Stadt: Hier stehen Elendshütten, Nomadenzelte. Ein gerissener Makler besorgt der Familie einen total verdreckten, dunklen Raum als Bleibe.
Yasmina Khadra beschreibt mit Hingabe und Poesie das harte Leben auf dem Lande und den Kampf in der Stadt. Im Mittelpunkt steht Isaa und seine Familie, die uns durch Isaas Sohn Younes (der Ich-Erzähler) sehr nahe gebracht wird. Voller Bewunderung sieht Younes, mit welcher Hartnäckigkeit sein Vater tagein, tagaus sein Feld bestellt. Als Gottgläubiger interpretiert Isaa den Brand als Gottes Wille und nicht als Tat eines Brandstifters.
Armut, Verzweiflung, ein Leben ohne Illusionen – all dies ist in jedem Satz deutlich spürbar. Die Menschen existieren nur; ihr Schicksal im dunkelsten Schatten lässt sich kaum deutlicher beschreiben, als es der folgende Satz tut:
"Die Menschen, wandelnde Tragödien, Verdammte, mit denen man kurzen Prozess gemacht und die man, weil die Hölle schon überlaufen war, in diesem Jammertal ausgesetzt hatte."
Ein gelungener Roman, und für mich eine literarische Kostbarkeit.