
Nettes Mitbringsel für Pelzig-Verstehenwoller
Laut vorlesen sollte man sich die 128 Seiten dieses Büchleins. Nur dann können die berühmten aufgeweichten Konsonanten ("Andibassdi-Deller") und anmutig dahingleitenden Diphthongmelodien ("Nou mäins schauer, wäis waidergäihd.") ihren vollen Ohrengenuss entfalten. Nur dann haben Nicht-Franken eine minimale Chance, zu verstehen, worum es eigentlich geht ("Zäschdi Gedrännge!").
Solide gebunden, damit es im Rucksack oder in der Fahrradtasche keinen Schaden nimmt, bietet "Fränkisch für Anfänger" thematisch geordnete Wörterlisten ("Speis und Trank, "Liebesgeflüster" usw.), Seiten mit typischen Redensarten oder hintergründigen Phrasen ("Der Franke sachd - der Franke meint" - was nicht dasselbe ist!), angereichert mit "Tests", einigen Witzen und Karikaturen. Das ist alles amüsant zu lesen, sobald man die originale fränkische Rechtschreibung nach ein paar Seiten zu dechiffrieren gelernt hat.
Am lustigsten ist natürlich das Nüsseknacken: Was in aller Welt mag "Deä hodd sai Häich." bedeuten? Und gibt es im Hochdeutschen ein Wort, das den "Geschmack" von "Druudscherla" auch nur annähernd wiedergeben könnte?
Mehr wollen Verlag (Langenscheidt) und Autor (Kabarettist Bernd Regenauer) auch nicht für diese Produkt-Reihe, die neben Fränkisch bislang Bairisch, Sächsisch, Kölsch und Schwäbisch für Anfänger aufbereitet. Die hat ein schönes Konzept, das gute Ideen für kleine Schmunzel-Gaben liefert, aber doch ziemlich auf Sparflamme gekocht ist.
Dass dem Lektorat eines auf Sprachen spezialisierten Verlages ein Dutzend kleine Druckfehler durchgehen (sogar auf dem hinteren Buchdeckel), verwundert, wird jedoch die meisten Leser herzlich wenig kratzen.
Aber dass die Definitionen manchmal etwas einfallslos sind, hat jedenfalls meinen Spaß nicht wenig getrübt. Das Muster geht so: Um zu illustrieren, was "bläid" ist, folgen Beispielsätze wie "Deä is ower bläid." - kann also heißen: "blau"? "hungrig"? "braungebrannt"? ... Gerade von einem Kabarettisten hätte ich erwartet, dass er durchgehend originelle, witzige Situationen mit Esprit zu Papier bringt.
Den fränkischen Wortschatz vollständig zu erfassen wäre zu viel verlangt. Doch wer "Bodaggn" listet, darf doch "Eäpfl" nicht übersehen; zu "Bfiffer" gehören unverzichtbar die "Schwammerln", und Hühnerbeine will man nicht nur "zulln"", sondern ebenso gern "zuzln" ...
Schließlich fände ich ein paar Seiten über Land und Leute, bei denen dieser Dialekt zu Hause ist, angebracht - ohne dass gleich ein todernster Reiseführer daraus zu werden braucht. Aber den Kapitel-Titelseiten belanglose Allerweltsfotos voranzustellen - Haupteigenschaft: lizenzfrei - ist schon ziemlich grenzwertig lieblos. Abbildung zu fränkischem "Speis und Trank": ein gähnend leerer grüner Teller mit 1 Peperoni-Schote darauf ... das ist destruktiv.
Fazit: Leider nicht so spaßig und anregend, wie es sein könnte, aber allemal ein nettes Mitbringsel.