Rezension zu »Wer schlafende Hunde weckt« von Christopher Brookmyre

Wer schlafende Hunde weckt

von


Kriminalroman · Galiani · · Gebunden · 400 S. · ISBN 9783869710631
Sprache: de · Herkunft: gb

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Eine Hand wäscht die andere

Rezension vom 24.11.2012 · 2 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Glasgow hat die größte Einwohnerzahl Schottlands. Kohle- und Eisen­vor­kom­men be­scher­ten der Stadt bis in die Sieb­ziger Jahre hin­ein Reich­tum und Wohl­stand. Mit dem Nieder­gang der Schwer­indu­strien in Europa zog der Pleite­geier auch über Glasgow seine Bahnen. Ganze Wirt­schafts­zweige wurden geschlossen. Die Stadt litt unter Massen­arbeits­losig­keit.

Das vorwiegend durch die verarmte Arbeiterschaft geprägte Milieu und das schlechte Image - Glasgow hatte die höchste Mordrate im Vereinigten Königreich - bilden eine perfekte Kulisse und bieten genügend explosiven Stoff für einen düsteren Krimi mit sozialkritischem Touch, frei von kategorischem Fingerzeig.

Christopher Brookmyre wurde 1968 in Glasgow geboren und ist in der Stadt zu Zeiten ihrer größten Probleme groß geworden. Mit Literaturpreisen ausgezeichnet, ist der Autor inzwischen über Schottland hinaus bekannt. "Wer schlafende Hunde weckt" (Where the Bodies are buried, 2011 erschienen) ist der erste Teil einer Trilogie und sein erstes in Deutschland veröffentlichtes Buch (übersetzt von Hannes Meyer).

Zwischen Müllcontainern wird eine Leiche gefunden. Alles deutet auf einen Rachemord unter verfeindeten Drogen-Gangs hin. Die hochmotivierte und gewissenhafte Kommissarin Catherine McLeod wird mit der Aufklärung des Verbrechens beauftragt. Pflichtbewusst pendelt sie zwischen Haushalt mit zwei kleinen Kindern nebst deutlich jüngerem Ehemann und dem aktuellen Fall hin und her. Mehr und mehr gerät sie in die Machenschaften einer korrupten Gang, deren Fäden ganz oben gezogen werden, und das schon seit Jahren. Diese Leute werden mit allen Mitteln abzusichern wissen, dass ihre guten Geschäfte ungestört weiter verlaufen.

Während Catherine die Ermittlungen aufnimmt, tobt der Bandenkrieg weiter. Zwei Mafia-Anführer werden hinterrücks liquidiert. Auf Grund einer Warnung, dass sich in einem Schließfach etwas Brisantes befinde, muss Catherine den Zentralbahnhof vollständig räumen lassen. Diese einmalige Gelegenheit nutzt ein informierter Krimineller, um einen Juwelier auszurauben.

Im zweiten, parallel verlaufenden Handlungsstrang baut Brookmyre eine Ermittlerin ganz anderer Art auf. Die zwanzigjährige Jasmine Sharp hat ihre krebskranke Mutter bis zu deren Tod gepflegt. Dafür musste sie ihre Ausbildung an der Schauspielschule in Edinburgh aufgeben. Nun ist sie allein und mittellos und weiß nicht recht, was aus ihr werden soll.
Ihr Onkel Jim ist altgedienter Polizist. Er ist nicht nur ein unruhiger Geist, sondern hat auch noch die alten Connections. Als Privatdetektiv übernimmt er Suchanfragen aller Art.
Und Onkel Jim hat ein Einsehen mit dem verunsicherten, todtraurigen, auf sich selbst gestellten Mädel: Jasmine kann bei ihm anfangen, ein paar Kunden observieren, ein bisschen Akten sortieren. Eine große Hilfe ist Jasmine ihm nicht. Ungeschickt verbockt sie ihren ersten Auftrag: Als sie einen säumigen Zahler an seiner Haustür zu Rede stellen will, verhaspelt sie sich in seltsame Geschichten.

Am Montag erscheint der stets zuverlässige Jim Sharp nicht in seinem Büro. Weder ist er am Handy zu erreichen noch in seiner Wohnung anzutreffen. Jasmine spürt, dass da etwas nicht stimmt. Bei der Polizei meldet sie Onkel Jim als vermisst, aber echtes Engagement schlägt ihr nicht entgegen. Da ist sie wieder auf sich allein gestellt und überfordert, aber entschlossen, ihren Onkel wiederzufinden.

Woran hat er zuletzt gearbeitet? Eine gewisse Anne Ramsay hatte Onkel Jim beauftragt; sie lässt ihre Eltern und ihren Bruder Charlie suchen, die vor mehr als zwanzig Jahren, als Anne noch ein Kind war, spurlos verschwanden. Jasmine nimmt Kontakt zu Anne auf - und gerät dadurch in einen Strudel großer Gefahr. Dem vierzigjährigen Tron Ingram verdankt sie ihr Leben. Doch der Typ ist ihr unheimlich, er strahlt Böses aus, seine Augen lassen Schreckliches befürchten.
Auch nach diesem Ingram hatte Jim suchen wollen - die Akte lag noch unberührt im Büro. Das war ein Schuldeneintreiber, ein Killer, der damals einen anderen Namen hatte und vor zwanzig Jahren spurlos verschwand. Noch kennt Jasmine die Zusammenhänge nicht und kann nicht ahnen, warum Ingram ihr mannhaft zur Seite steht ...

Der Autor verbindet die beiden Handlungsstränge nicht nur über die Figur Tron Ingrams, sondern auch inhaltlich. Profi Catherine und die beiden Pseudokriminalisten Jasmine und Tron decken unglaubliche, langjährig reibungslos ablaufende Machenschaften auf allen Ebenen auf. Geschäfte und Filz waren bisher für alle beteiligten Seiten eine Win-Win-Konstellation, bei der auf der Verlust-Seite lediglich ein paar unliebsame Zeugen als Kollateralschäden verbucht werden mussten ...

Christopher Brookmyres "Wer schlafende Hunde weckt" ist ein grundsolide konzipierter Krimi voller unerwarteter Wendungen. Dem Autor liegt es fern, uns mit brutalen oder actionreifen Szenen zu überwältigen; sein Fokus liegt auf der Gestaltung der Atmosphäre der Stadt, der diversen Milieus und des Kommissariats "Organized Crime Unit Special Task Force", dessen Name "länger war als die Liste [der] Verurteilungen", die es herbeigeführt hatte, und dessen zurechtgeschusterte Abkürzung LOCUST ("Heuschrecke") Anlass zu allerlei Spott gibt. Seinen Figuren haucht Brookmyre Menschlichkeit ein - selbst mit manchem Bösen, der eigentlich ein Guter sein sollte, schleicht sich ein Gefühl der Sympathie ein.

Gute Krimiunterhaltung, zügig zu lesen und - wie der Titel und die provokante Aufmachung des Buches andeuten - nicht immer bierernst zu nehmen.


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