Rezension zu »Komm, spiel mit mir« von Paddy Richardson

Komm, spiel mit mir

von


Psychothriller · Droemer · · Gebunden · 432 S. · ISBN 9783426199183
Sprache: de · Herkunft: gb

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Mutterpflichten

Rezension vom 26.11.2012 · 4 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Paddy Richardsons Psychothriller "Komm, spiel mit mir" ist kein Krimi im klassischen Sinne. Weder steht der Tathergang eines Verbrechens noch die Ermittlertätigkeit eines Spezialteams noch die Motive, die Charakterisierung eines Kriminellen im Mittelpunkt. Die Autorin besitzt sogar den Mut, uns - passend zum Handlungsverlauf - mit einem Schluss zu entlassen, bei dem viele Fragen offen bleiben.

Die Autorin entwickelt ein eindringliches Psychogramm der Protagonistin Stephanie, die wir anfangs als Vierzehnjährige, dann - nach einem Zeitsprung - als Psychologin im Erwachsenenalter kennenlernen. Bis zum Schluss kann sie ihre Probleme zwar analysieren, aber nicht wirklich befriedigend lösen; zu sehr wird sie von ihren Gefühlen beherrscht.

So wie Stephanie von Schuld und Selbstvorwürfen, von Hass auf ihre Mutter, von Sehnsucht nach Liebe und von den Fragen Warum, Wie, Wer und deren Lösung getrieben ist, werden auch wir Leser förmlich durch den Roman gepeitscht. Mit ihr jagen wir einem Phantom nach, das, wenn es denn einen Namen erhält, für alle, inklusive uns Leser, endlich die erhoffte Erfüllung bringen kann.

Bei einem Grillfest am See räkelt sich Stephanies Mutter Minna in ihrem Bikini sonnenhungrig auf der Decke. Stephanie, 14, liegt neben ihr und beäugt sie kritisch. Mum sollte sich besser um ihre Kinder, die jüngeren Brüder Liam und Jonny und erst recht um die vierjährige Gemma kümmern. Aber wie immer überlässt sie Stephanie die Verantwortung und nimmt sich dafür die Freiheit, aufreizende Blicke mit Männern am See auszutauschen. Dabei würde Stephanie sich gern selber amüsieren. Diesen Gedanken nachhängend, ist sie abgelenkt, und als noch ein Flugzeug heranbraust und die Aufmerksamkeit aller auf sich zieht, weil es sich beängstigend der Wasseroberfläche nähert, hat sie die kleine Gemma völlig aus den Augen verloren.

Gemma ist weg. Sofort beginnt die Suche durch die Wälder entlang des Sees. Aber nirgendwo gibt es eine Spur, kein einziges Detail wird gefunden. Tagelang wird systematisch weitergeforscht, Taucher durchkämmen den Seeboden, mit Helikoptern wird das Gelände weiträumig überflogen. Landesweit strahlt das Fernsehen Appelle der verzweifelten Eltern aus. Aber nichts kommt nach, keine Lösegeldforderungen, keine Hinweise auf Gemma, keine Leiche.

Es folgt eine schreckliche Zeit des Bangens, des Hoffens auf irgendeine Botschaft, der gegenseitigen Schuldzuweisungen (Ehemann Dave, Immobilienmakler, hatte am Tag des Seeausflugs wie üblich einen Arbeitstermin und keine Zeit für seine Familie.). Minna und Dave versuchen auch, wieder nach vorne zu blicken, doch trotz der Geburt des kleinen Gregs (Minna hatte sich allerdings eine Tochter gewünscht.) hat die Familie keine Zukunft. Minna verlässt alle, Stephanie wird zum Mutterersatz.

Während die Eltern sich austauschen, macht Stephanie die seelischen Nöte der Vergangenheit mit sich selber aus. Sie hält sich für ein ungeliebtes Kind. Ihrer Mutter hat sie sich nie mitgeteilt; sie hasst sie, da sie ihre Mutterpflichten aus Eigennutz immer gern auf die Tochter abgewälzt hat; jetzt plagt sich Stephanie mit Schuldgefühlen, die sie nicht haben müsste, wenn Mum ihre Pflicht erfüllt hätte.

Das Thema Gemma wird Stephanie nie abschließen können, denn für sie lebt Gemma irgendwo weiter. So schleppt Stephanie ihre schwere Seele, die ihr selber ein Miteinander, eine Beziehung zu einem Mann schier unmöglich macht, bis ins Studium weiter.

Als Psychologin kann Stephanie an einer Privatklinik anfangen. Hier lernt sie die schwer depressive und nach mehreren Selbstmordversuchen von allen Therapeuten aufgegebene Beth kennen. Nach langer Zeit öffnet sich die junge Frau. Ihre kleine Schwester Grace verschwand eines Nachts spurlos aus dem Haus. Beth hörte damals eine Männerstimme im Haus. Schon zuvor hatte sie ihre Mutter einmal mit einem anderen Mann in flagranti in der Küche erwischt - es war der sympathische, von allen geschätzte Lehrer Ward Black. Stephanie zieht sofort Parallelen, denn auch an ihrer Schule war damals ein sympathischer Lehrer beschäftigt, Edward Black, der Minna oft einen Besuch abstattete, wenn Dave unterwegs war.

Endlich wagt Stephanie ihren Befreiungsschlag: Sie kündigt ihren Job, kauft ein neues Auto, kleidet sich farbenfroh, stylt sich mit neuer Frisur. Sie hat ein Ziel: Sie wird auf Jagd gehen und das Vieh erledigen ...

Paddy Richardsons "Hunting Blind" (2010) wurde von Eva Bonné übersetzt und ist soeben (September 2012) unter dem Titel "Komm, spiel mit mir" bei Droemer erschienen.


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