Der Mörder in deiner Nähe
Marissa Bloom, Kunststudentin, wird in der Nacht von unheimlichen Geräuschen aus dem Schlaf gerissen. Sie weckt ihre Eltern, Dana und Adam. Sehr schnell erfasst Adam die Situation: Durch die Hintertür seiner mit Alarmanlagen gesicherten Villa sind Einbrecher eingedrungen. Er holt seine Glock 45, befiehlt Dana und Marissa, sich im Schrank zu verstecken, und schießt auf den Verbrecher, als dieser die Treppe heraufkommt. Nur halb bewusst nimmt er das Geräusch einer flüchtenden Person wahr.
Die Polizei ist unter Leitung von Detective Clements sehr bald am Tatort. Der Getötete ist Carlos Sanchez, ein krimineller Latino. Adam Bloom fühlt sich als heldenhafter Retter seiner Familie - doch Dana verabscheut seine Tat. Enttäuscht und unverstanden sucht er nun öffentliche Bestätigung. Die Medien aber zerreißen ihn als "durchgeknallten Revolverheld". Carlos war nämlich unbewaffnet, während Adam sein gesamtes Pistolenmagazin leer schoss ...
Die Polizei ermittelt. Zur Tatzeit war die Alarmanlage ausgeschaltet und die Hintertür unverschlossen. Wer hat den Sicherheitscode weitergegeben und die Schlüssel nachgemacht?
Sein täglich Brot verdient Adam mit therapeutischen Ratschlägen. Doch wie sieht es hinter seinen Gardinen aus? Das reinste Desaster! Das schon vor dem Einbruch angespannte Familienleben hat nun einen weiteren Knacks erlitten, und so ergeht es auch seiner beruflichen Karriere als Psychologe. Die Kollegen stempeln Adam als Täter ab, Patienten stornieren ihre Termine. Dana igelt sich ein.
Tochter Marissa will nur noch weg - sie plant einen längeren Aufenthalt in Prag. Doch als sie den sympathischen Künstler Xan kennenlernt, sich in ihn verliebt und bei ihm Verständnis und Zuflucht sucht, bleibt sie doch lieber zu Hause bei den Eltern wohnen.
Mit sehr klarem, nüchternem Schreibstil baut Jason Starr seinen Krimi auf. Manche Episoden werden zwei Mal erzählt - zunächst im logischen plot-Verlauf, dann noch einmal genauer aus der Perspektive eines der Protagonisten. Im Gegensatz zur Polizei kennt der Leser den Täter und sein Motiv. Das Böse ist wie das "Trojanische Pferd" eingelassen worden; nun ist es ganz nah und hat sich breit gemacht ...
Der Autor hat mit Adam Bloom einen fähigen Psychologen und Therapeuten als zentrale Figur gestaltet. Dass jemand mit derlei ausgeprägten zwischenmenschlichen Kompetenzen auf ganzer Linie versagt, gibt dem Roman den besonderen Esprit. Dass er sich, mit einem wehrlosen Einbrecher konfrontiert, als aggressiver Ballermann entpuppt, dass ihm eine so eklatant falsche Selbsteinschätzung als unverstandener Held unterläuft - das kann nur Häme nach sich ziehen.