Rezension zu »Blutstein« von Johan Theorín

Blutstein

von


Kriminalroman · Piper · · Gebunden · 396 S. · ISBN 9783492054188
Sprache: de · Herkunft: se

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Tod und Elend auf Öland

Rezension vom 27.01.2011 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Vendela und Max Larsson sind gerade auf der kleinen schwedischen Insel Öland angekommen, um dort den Sommer zu verbringen. Um sich vorzustellen, laden sie zu einem Nachbarschaftsfest. Dies also sind die Inselbewohner:

Gerlof Davidsson wurde vor wenigen Tagen von seiner Tochter aus dem Altersheim in sein kleines Sommerhaus gebracht. Mit über achtzig Jahren ist er gebrechlich, aber fest entschlossen, die letzten Tage seines Lebens in seinem Heimatort zu verbringen. Seiner verstorbenen Frau Ella hatte er versprochen, ihre Tagebücher zu verbrennen, aber bisher hat er es nicht übers Herz gebracht. Es lockt ihn, ihre persönlichen Aufzeichnungen zu lesen. Lange war er zur See gefahren, und während seiner Abwesenheit hatte seine Frau wiederholt Besuch von einem kleinen Kerlchen. Mehr hatte sie nicht erzählt. Vielleicht kann er ihr Geheimnis lüften.

Per Mörner und Sohn Jesper, der die siebte Klasse besucht, nehmen die Einladung gerne an. Per ist geschieden; seine Tochter Nilla liegt schwer erkrankt im Hospital. Noch ist kein Arzt bereit, die riskante Operation, die ihr Leben retten kann, durchzuführen. All diese Umstände haben Per immens belastet, und nun sucht er im geerbten Häuschen am Meer Ruhe. Er wird sie nötiger brauchen, als er zu ahnen vermag, denn was vor ihm liegt, wird ihn (wie schon der Prolog verrät) fast das Leben kosten.

Mit seinem Vater Jerry hatte Per schon als Kind gebrochen, und niemals hätte er einen Kontakt zwischen seinen Kindern und ihrem Opa toleriert. Aber ein Brandanschlag auf das Haus des Vaters zwingt ihn, von seinem eigenen Grundsatz abzurücken: Er muss Jerry aufnehmen.

Die polizeilichen Ermittlungen fördern zutage, dass der Brand absichtlich gelegt wurde und dass sich zwei verkohlte Leichen in den Trümmern befinden. Da ahnt Per, dass sein Vater in dunkle Geschäfte verwickelt ist. Und was er nach und nach erfährt, ist wahrlich schockierend. Doch Per ist mit der Aufarbeitung ganz auf sich allein gestellt, denn der durch einen Schlaganfall sprachgestörte Mann kann seinem Sohn nichts verständlich machen.

Randfiguren der Romanhandlung sind Marie und Christer Kurdin mit ihrem Sohn Paul, die ein wahres Luxushaus an den Rand des Steinbruchs gebaut haben, und auch der siebzigjährige John Hagman, der Steuermann war, mit Freund Gerlof zur See fuhr und im alten Fischerort Stenvik wohnt.

Die Gastgeberin Vendela Larsson ist ein armes, verstörtes Wesen. Sie hat schon immer auf der Insel gelebt und taucht im Laufe des Romans immer tiefer in ihre Kindheit ein. Schon als neunjähriges Kind musste sie Haus und Hof versorgen (Mutter Kristin war früh verstorben) , während ihr Vater im Steinbruch arbeitete. Im Haus wohnte auch ein Fremder, "der Invalide" genannt. Der war ihr besonders unheimlich; seine Tür war immer verschlossen; nur wenn sie das Essen vor seine Tür stellte, hörte sie ein Kichern, und zu sehen bekam sie ihn jahrelang nicht.

Die hochsensible Vendela ist empfänglich für die alten Mythen, die sich um Trolle und Elfen ranken. Die Elfen können Wünsche erfüllen, und so besucht sie oft in ihrer Seelennot den zwischen Wacholderbüschen versteckten Elfenstein. Zunächst legt sie Münzen, später nach und nach den gesamten Schmuck der Mutter in seine kleinen Mulden. Tatsächlich sind die Opfergaben beim nächsten Besuch verschwunden – und manche Wünsche gehen in Erfüllung.

Alles klärt sich zum Schluss des Romans auf. Besonders gut gefällt mir, wie der mystische Handlungsfaden, fein gesponnen, fein gelöst, parallel zum kriminalistischen verläuft. Der Leser wird nicht in jener fabulösen Welt mit Traumphantastereien zurückgelassen, sondern es gibt für alles eine logische Erklärung.

Johan Theorins Roman zeichnet sich durch eine ruhige, sich langsam entfaltende Handlung aus. Erst zum Ende hin erreicht der Spannungsbogen seinen absoluten Höhepunkt. Nahezu alle Figuren müssen starke psychische Belastungen aushalten. Theorins analytische Psychogramme haben eine Intensität, die dem Roman den besonderen Kick geben. Dieser Krimi kommt daher sehr gut ohne blutrünstige Metzeleien aus – für mich ein absolutes Plus.

Fazit: Ein empfehlenswertes Buch, anschaulich und geradlinig geschrieben, mit einem logisch nachvollziehbaren Plot, einer überschaubaren Anzahl von Figuren, die, in Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben, zum Inhalt der Geschichte "Blutstein" werden.

P.S.: "Blutstein" (Hämatit oder Rötel) ist ein Eisenoxid-Mineral, das die Menschen schon seit frühesten Zeiten wegen seiner Farbe und seines Glanzes fasziniert. Es wird schon seit Zehntausenden von Jahren und in der ganzen Welt abgebaut und für Schmuck oder als Farbstoff genutzt – und natürlich haben ihm die Menschen auch Zauber- und Heilkräfte zugeschrieben. In der nordischen Mythologie rankt sich um Fe2O3 ein Krieg zwischen Trollen und Elfen, bei dem viel Blut floss ...


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