Rezension zu »Last Exit« von Olen Steinhauer

Last Exit

von


Thriller · Heyne · · Gebunden · 543 S. · ISBN 9783453267022
Sprache: de · Herkunft: us

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Auch ein Agent weint Tränen

Rezension vom 11.08.2011 · 1 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Unter Touristen versteht man gemeinhin Leute, die die Welt bereisen. "Reisen" ist der kleinste gemeinsame Nenner, den diese Menschen mit einer Geheimorganisation innerhalb der CIA teilen. Diese agiert weltweit und verfolgt ganz andersartige Ziele, meist krimineller Natur und kaum zum Wohl der Menschheit gereichend. Um sich dem BND stärker anzunähern, d.h. durch Abhängigkeiten an Gefälligkeiten zu kommen, hatte schon vor zehn Jahren der damalige Chef Owen Mendel einen Coup eingefädelt. Nun muss das Bauernopfer hingerichtet werden, weswegen Milo Weaver ein Foto zugesteckt bekommt ... Der interpretiert das als seinen letzten Auftrag, mit dem er seine Loyalität zur Company beweisen soll. Er war immer schon ein "Tourist", hatte aber den Job zeitweise aufgekündigt und sich vor Monaten wieder beworben. Seitdem hat er diverse Aufträge erhalten, um sich zu bewähren und die Probezeit zu bestehen. Nun soll er ein hübsches junges Mädchen töten – aber das packt er nicht, denn er ist schließlich selber Vater einer Tochter, und so bringt er das Kind mit Hilfe eines Vertrauten in Sicherheit. Schon lange bemerkt er den Opel, der ihm immer folgt; die Insassen sehen deutsch aus, aber vielleicht steckt Drummond, der neue Chef der "Touristen", dahinter ...

Als das Mädchen doch noch umgebracht wird, wird Weaver in aller Heimlichkeit vom BND entführt. Der hatte ihn wohl doch beobachtet. Schnell ist Weaver wieder frei; Drummond wusste natürlich Bescheid und hatte seinen Mann beim BND instruiert. "Myrrhe" lautet der gefürchtete Rückrufbefehl. Das schon lange kursierende Gerücht, ein Maulwurf befinde sich in der Truppe, hatte sich bestätigt. Alle "Touristen" werden nach Washington zurückbeordert. Aber Weaver folgt dem Ruf nicht, denn erst will er wissen, warum das Mädchen sterben musste. Und er hat noch was in Belgrad zu erledigen, wo man den Journalisten Henry Gray aus dem Fenster geworfen hatte. Nach Operationen und einer langen Zeit im Koma verschwand er dann spurlos vom Erdboden. Milo Weaver muss den Mann finden ...

Olen Steinhauer hat einen perfekten Agententhriller konstruiert. Besonders prickelnd ist er, weil Steinhauer ihn ins aktuelle Weltgeschehen einordnet. Es ist die Zeit nach 9/11. Die Kriege in Iran und Afghanistan toben, die Chinesen erobern die Weltmärkte, und was geschah wirklich im Sudan? Ganz überzeugend, ja geradezu sympathisch ist der Protagonist Milo Weaver: Eine gnadenlos harte Ausbildung hat ihn zur lebenden Killermaschine erzogen, aber bei Frau und Tochter zeigt er Gefühle, und auch als er vom Tod seiner in Sicherheit geglaubten Kleinen erfährt, verdrückt er eine Träne. Ein Kämpfer, der die Wahrheit wissen will und dabei nicht nur sein Leben riskiert, sondern auch das seiner kleinen Familie ...

"Last Exit" ist der zweite Roman um den "Touristen" Milo Weaver, und wieder fesselt der Autor den Leser bis zum Schluss. Olen Steinhauer kann Robert Ludlum, John Le Carré, Tom Clancy u.a. durchaus das Wasser reichen und wird, wenn er sein Niveau halten kann, bald in den Kreis dieser renommierten Autoren bester Agententhriller aufgenommen werden.


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