Rezension zu »Erster Funke« von Petra Ivanov

Erster Funke

von


Kriminalroman · Unionsverlag · · Gebunden · 256 S. · ISBN 9783293005167
Sprache: de · Herkunft: ch

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Rezension vom 18.05.2017 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Seit sie 2005 ihren ersten Fall (»Fremde Hände«) lösten, hat das Pärchen aus Zürich schon sechs weitere in trauter Zwei­sam­keit zu einem guten Ende gebracht. Regina Flint ist Staats­anwältin, Bruno Cavalli Krimi­nal­polizist, und beide sind die Prota­gonisten der erfolg­reichen Krimi­serie, die die Schweizer Schrift­stelle­rin Petra Ivanov verfasst. Für den vierten Band (»Stille Lügen«, 2008) erhielt sie 2010 den Zürcher Krimi­preis.

Wer regelmäßig verfolgt hat, wie sich die beiden entwickelt haben und ihr Verhältnis zuein­ander gestalten (weit über das hinaus, was dienst­liche Belange erfordern), mag sich fragen, wie ihre recht unter­schied­lichen Persön­lichkeiten eigent­lich zu­sammen­fanden. Jetzt erhalten die Fans eine gedruckte Antwort in Gestalt des zwei­teiligen Prequels »Erster Funke«. Den ersten Teil, »Hangar B«, gab es bereits als Ebook aus dem Appen­zeller Verlag (2015), doch dürfte er vielen Flint-und-Cavalli-Lesern entgangen sein. Der zweite Teil trägt den Titel »USB 2.0«.

Der »erste Funke« zwischen den beiden ungleichen Kämpfern für die Gerechtig­keit springt nicht etwa in ihren Zürcher Amts­stuben, sondern in einer Gefängnis­zelle in Brooklyn, New York, über. Dort wird Bruno Cavalli (natür­lich un­berech­tigter­weise) fest­gehalten, nachdem er im Zuge einer Amts­hilfe­aktion mit den amerika­nischen Ordnungs­hütern in Konflikt geraten ist.

Das hat mit dem Floyd Bennett Field zu tun, dem ersten und längst still­gelegten Flug­hafen der Stadt New York. Wo Metall rostet, Unkraut sprießt und sich der Müll häuft, haben Ratten ihren unbestrit­tenen Herr­schafts­bereich etabliert. Mensch­liches Interesse hat nur der gut 8000 Quadrat­meter große Hangar B gefun­den. Inves­toren und Technik­freaks haben ihn in den letzten Jahren renoviert und darin ein tech­nisches Museum einge­richtet, wo man eine beträcht­liche Sammlung sehens­werter Schätz­chen aus der Pionier­zeit der amerika­nischen Fliegerei bewundern kann. Andere Teile des weit­läufigen Geländes mit seiner surrea­len Atmosphäre werden zu allen vier Jahres­zeiten von herum­reisenden Aben­teurern frequen­tiert.

Genau hier steht mit größter Wahrscheinlichkeit auch der neue Camper, den Mark Heller und seine Freun­din erworben haben, um es sich darin gut­gehen zu lassen. In einer früheren Lebens­phase arbeitete Heller als Bank­ange­stell­ter in Zürich, doch das beschei­dene Salär und das Aus­bleiben erwar­teter Beförde­rungen frustrier­ten ihn zusehends. Wie verlockend war da die Perspek­tive, auf das Bank­geheim­nis zu pfeifen und Kapital aus den brisanten Daten zu schlagen, mit denen er täglich umging. Denn fette Geld­ströme fließen an den amerika­nischen Steuer­behörden vorbei ins propere Land der Eidge­nossen, wo sie still, stumm und unergründ­lich zur Ruhe kommen sollen.

Bruno Cavalli kennt die Vorgänge und den auf die unlautere Bahn ge­schlid­der­ten Banker seit Länge­rem. Deswegen hat ihn das FBI als viel­leicht hilf­reiche In­forma­tions­quelle aus der Schweizer Steuer­flucht­oase über den Teich gelockt – unnötig zu erwähnen, dass das FBI allein das Sagen hat und der Mann aus dem euro­päischen Kleinstaat (hundert­tausend Ein­wohner weniger als New York City ...) nur ab und zu ein bera­tendes Wort einwerfen darf.

Zum Desaster wird Cavallis Dienstreise, als ihm in Hangar B der gesuchte Mark Heller förmlich vor die Füße fällt, und zwar tot und noch warm. Für die amerika­nischen Ermittler erscheint Cavalli als hin­reichend verstrickt und tat­verdäch­tig, um ihn einzu­lochen.

Auch Staatsanwältin Regina Flint hat gerade eine Dienstreise zum Big Apple ange­treten. Der Nacht­flug sitzt ihr noch in den Knochen, das Abend­essen mit dem Schweizer Konsul im Magen, da erfährt sie vom brisanten Daten­klau eines illoyalen Lands­manns und seinen krimi­nellen Um­trieben, diese zu Höchst­preisen zu ver­tickern, bis – breaking news! – ihn ein anderer Lands­mann kaltge­stellt habe. Ihrer Über­müdung zum Trotz begleitet Regina Flint den Konsul zur Polizei­wache in Brooklyn, wo Cavalli einsitzt.

Genauer gesagt: wo Cavalli zornig in seiner Zelle hin und her stapft und seine sofortige Ent­lassung fordert. Die nur 1,63m große, aber heiß­blütige und kraft­strot­zende Erschei­nung verblüfft und verwirrt die seriöse Staats­anwältin im ele­ganten Hosen­anzug, und Boooom! zündet der »erste Funke«. Sieht der Natur­bursche mit dem glänzend schwarzen Haar und seinen gefähr­lich blitzenden dunklen Augen nicht aus wie ein »Nach­komme Winne­tous«? Zufällig berührt er ihren Arm, da kann sie »die Hitze spüren, die von ihm aus­ging«, und vorbei ist es mit den strikten Prinzi­pien, die bisher Reginas Leben regle­men­tiert haben.

Unter solch lieblichen Umständen lässt sich Regina auf Brunos Fall ein, und zusam­men geraten sie alsbald in das lebens­gefähr­liche Fahr­wasser der Mafia. Der erste Funke hat derweil ein Flämm­chen entzündet, das mal stärker auf­flackert, mal etwas in sich zusammen­sinkt, je nachdem, wie die zarte Liebelei Nahrung findet, welche Signale die beiden Betrof­fenen aussenden, wie sie ihre Beob­achtun­gen auf die eine oder andere Weise inter­pretieren. Das Geplänkel begleitet den Krimi-Plot und erinnert manch­mal an das Gänse­blüm­chen-Orakel der Schul­kinder: Sie/Er liebt mich – liebt mich nicht – liebt mich – liebt mich nicht ...

Petra Ivanov pflegt einen eher distanzierten Sprachstil, der die aktions­reiche Handlung durch viele Dialoge auf­lockert. So liest sich der hand­werk­lich solide gemachte Krimi ange­nehm und unter­halt­sam, aber unter die Haut geht er nicht. Dazu fehlt das gewisse Salz in der Suppe.


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