Rezension zu »Als Gott ein Kaninchen war« von Sarah Winman

Als Gott ein Kaninchen war

von


Belletristik · Limes · · Gebunden · 384 S. · ISBN 9783809026129
Sprache: de · Herkunft: gb

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Starke Familienbande

Rezension vom 09.06.2012 · 3 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Sarah Winmans Debütroman "Als Gott ein Kaninchen war" erhielt verschiedene Auszeichnungen, u.a. die New Writer of the Year in the Galaxy National Book Awards, wurde zum Sommerbuch des Jahres gekürt und ist nun in Deutschland bei Limes erschienen.

Plot und Thematik sprechen sicher eher Frauen an: Es ist eine Familiengeschichte; es geht um Freundschaften und Liebe; eine Zeit voller Schicksalsschläge verwebt alle Beteiligten miteinander, führt sie immer stärker zusammen, denn nur gemeinsam werden sie auch die dunkelste Phase meistern können.

Die Ich-Erzählerin Eleanor Maud, genannt Elly, wird 1968 in eine gutbürgerliche Familie in Essex hineingeboren. Das Mädchen kann schon mit 4 Jahren lesen, ist altklug, naseweis und interessiert sich für alles. Ihre familiären Bezugspersonen sind Vater Arthur (Anwalt und Atheist), Mutter Kate, Tante Nancy und der ältere Bruder Joe. Nancys und Joes Homosexualität bleibt auch vor Elly nicht lange geheim. Joe ist halt anders als andere Jungen, in seinen Highheels, mit Perücke und Frauenkleidung.

Gern besucht Elly ihren Nachbarn, Mr. Golan, der ihr grausige Geschichten erzählt. Er ist Jude und trägt eine Nummer auf seinem Arm. Als er eines Tages stirbt, ist Elly untröstlich.

Bruder Joe schenkt ihr einen neuen Freund, ein Hasenkaninchen, das sie "Gott" nennt und das mit ihr sprechen kann. Als Elly in der Schule locker verkündet, sie habe mit Gott, ihrem Kaninchen, einen Einkaufsbummel gemacht, ist ihre Lehrerin angesichts einer solchen Blasphemie entsetzt – doch eine Mitschülerin lacht und klatscht in dieser peinlichen Situation Beifall: Jenny Penny, die Neue in der Klasse, das komische Mädchen mit den widerspenstigen Haaren. Sie lebt auf sich alleingestellt. Der Vater ist einst abgehauen, die Mutter ist eine Schlampe und hat Männergeschichten. Elly und Jenny schwören sich ewige Freundschaft. Gern würden sie gemeinsam Atlantis entdecken ...

Eines Tages gewinnt Vater Maud viel Geld bei einer Fußballwette. Davon kauft die Familie ein schönes Anwesen in Cornwall, direkt an einem Fluss gelegen, wo sie von nun an eine Frühstückspension betreiben wollen. Kurz vor dem Aufbruch aus Essex muss Joe sich von seinem intimen Freund Charlie verabschieden, denn der zieht nach Dubai. Nach diesem schmerzlichen Verlust wird Joe sich nie mehr richtig binden können.

Ellys Kindheit, die sie schon mit Krankheit, Missbrauch und Tod konfrontiert hat, ist nun zu Ende. Sie muss Jenny zurücklassen, und der Kontakt zwischen den beiden schläft für viele Jahre ein. Auch "Gott" ist gestorben. Doch die Zeit der Katastrophen ist nicht vorbei. Joe, der als Sänger nach New York gegangen ist, trifft auf einer Party Charlie wieder. Er arbeitet als Banker im World Trade Center. Dann kommt der 11. September 2001 ... Wie nah Glück und Unglück beieinander liegen, wird nicht nur Elly – inzwischen Journalistin -, sondern die ganze Familie bis zum Schluss des Romans immer wieder schmerzlich erfahren.

Sarah Winmans Roman bietet eine Mischung aus Tristesse, Glück und Leichtigkeit, durchmischt mit Situationskomik. Schon in Ellys Kindheit ist diese Melange allgegenwärtig: Das schulische Krippenspiel, von der Lehrerin bestens geplant, wird zur Tragödie ... Das alles steckt das kleine Mädchen auf unnachahmlich naive Weise weg, während sie als Erwachsene die zunehmenden Schicksalsschläge, die persönliche Belastung, den seelischen Schmerz, die Aussichtslosigkeit nicht mehr verkraftet, ja sich und ihren Lebenskampf sogar aufgeben möchte. Doch dann bricht plötzlich ein Sonnenstrahl durch die dunklen Wolken, ein Hauch von Hoffnung, und das Leben geht weiter.

Obgleich etwas mit Katastrophen überfrachtet, überzeugt Sarah Winmans Roman durch die gefühlvolle Zeichnung ihrer liebenswerten Figuren. Im Mittelpunkt stehen Elly und ihre Familie, die jeden Außenseiter vorurteilsfrei aufnehmen. Hinzu gesellen sich viele außergewöhnliche Charaktere, wie zum Beispiel Arthur, der sich samt Freundin Ginger, einer abgetakelten Sängerin, zeitlebens als Gast einmietet, und Vaters lesbische Schwester Nancy. Die hatte ihre Schwägerin Kate schon geliebt, bevor Vater sie heiratete. Manchmal kann man auch zu dritt glücklich sein ...

Und welche tiefere Bedeutung hat der eigenartige Titel? Ich fürchte: gar keine. Denn das Motiv bleibt recht oberflächlich an Ellys Kindheitsphase gebunden und dient der Erwachsenen, die den Stürmen des Lebens ausgesetzt ist, nur als Bild, um noch einmal in jene Zeit zurückkehren zu können, "als Gott ein Kaninchen war". Und natürlich stimuliert der Titel erfolgreich die Neugier interessierter Leser ...


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