Rezension zu »Die Geschichte des Wassers« von Teresa Viejo

Die Geschichte des Wassers

von


Belletristik · Pendo · · Gebunden · 480 S. · ISBN 9783866122635
Sprache: de · Herkunft: es

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Als die Thermen rotes Wasser sprudelten

Rezension vom 11.01.2013 · noch unbewertet · noch unkommentiert

1941 beschließt die spanische Regierung, die Flussebene entlang des Guadalajara in einen Stausee zu verwandeln. Seit Generationen hatte es hier nach heftigen Regenfällen immer wieder Hochwasser und Überflutungen gegeben. Mit der gewaltigen Landschaftsveränderung verschwindet auch endgültig das legendäre Kurbad "La Isabela", dessen Thermen seit 2000 Jahren von einer heißen Quelle gespeist wurden. Noch heute kann man nach Trockenperioden seine Ruinen aus dem Wasser herausragen sehen. Die spanische Journalistin Teresa Viejo hat sich auf Spurensuche begeben, Dokumente und Fotos gesichtet, mit Augenzeugen gesprochen. In ihrem Roman "Die Geschichte des Wassers" lässt sie das Kurbad "La Isabela" wiederauferstehen und füllt es mit Leben.

Im Jahr 1917 erwirbt Ernesto Montemayor, ein reicher Bürger Madrids, das ehemalige Königliche Bad, in dem Alfons III. Erholung suchte. Mit Frau und fünf Kindern bezieht Montemayor eins der 26 weißen Häuser, die samt Gasthof an einem schachbrettartig angelegten Straßenareal unweit des Königspalastes liegen. Er hat sich ein großes Ziel gesetzt: ein neuzeitliches, mondänes Bad, das dem Renommee des über die Grenzen hinaus bekannten französischen Vichy in nichts nachsteht. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten kann der Kurbetrieb im Juli 1922 aufgenommen werden.

Die Einheimischen teilen Montemayors Optimismus keineswegs. Sie glauben nämlich, dass über La Isabela ein Fluch liege. Schlimm werde es mit jedem enden, der von auswärts komme; all das Geld, das er hier vermeintlich verdienen wollte, werde er verlieren. Aber Montemayor hält all das für dummes Gerede.

Doch bald schon überschlagen sich die Ereignisse in einer Weise, dass wohl doch was dran sein muss an dem Fluch. Grausam schlägt das Schicksal zu: Blutrotes Wasser rinnt aus den Rohren, eine kopflose Leiche wird im Bassin gefunden; ein Diebstahl, ein Selbstmord und familiäres Leid treiben Ernesto Montemayor in den Tod. Seine Tochter Amada, die Ich-Erzählerin, übernimmt die Geschäftsleitung - und auch sie muss bald aufgeben. Damit endet der erste Teil des Romans.

Der zweite Teil setzt 1937 ein, als Amada für fünf Tage an den Ort ihrer Kindheit und Jugend zurückkehrt. Sie will noch brauchbare Möbel aus dem Gebäude holen, ein paar Liegenschaften veräußern. Das einstige Paradies für gutbetuchte spanische Bürger ist ein Ort der Hölle geworden. In den heruntergekommenen Räumen hausen jetzt zweitausend geistig kranke Menschen unter teilweise unmenschlichen Bedingungen. Unter ihnen gibt es durchaus gesunde Menschen, die sich hier versteckt halten. Denn der spanische Bürgerkrieg hat Deserteure, antifaschistische Gesinnungsgenossen und anderweitig Verfolgte hierher gespült. Einer von ihnen ist Manuel, der sich, um seine Rolle als Schizophrener glaubwürdig zu spielen, entsetzlichen Therapiemethoden aussetzen muss. Zufällig begegnet er Amada auf ihrem Weg zum Friedhof. In den wenigen Tagen ihres Aufenthaltes verlieben sich die beiden ineinander, und am Ende nimmt Amada ihn mit nach Madrid.

Teresa Viejos Roman "Die Geschichte des Wassers" leidet daran, dass er ein wenig zuviel von allem transportieren muss. Schon in den ersten Teil packt die Autorin eine Vielzahl von Charakteren und eine Unmenge an Geschichten. Mangels Kohärenz verpuffen aber ihre durchaus phantasievollen und spannenden Ideen; was sich uns darbietet, ist eine Art crazy-patchwork-Teppich mit zahlreichen ansprechenden Stoffschnipseln, aber ohne rechtes Gesamtdesign.

Zwar ist der zweite Teil wesentlich stringenter komponiert, doch kommt der Charakter des behandelnden Nervenarztes (des Anstaltleiters) nicht wirklich glaubhaft herüber. Ist er nun ein Guter, der zum Wohl der ihm Anbefohlenen neue Medikamente und Geräte austesten will? Oder ist er ein Böser, der Grausames verheimlichen muss, weil er sonst selber dem Regime zum Opfer fallen würde?

Teresa Viejos "La memoria del agua" Teresa Viejo: 'La memoria del agua' bei Amazon (2009) wurde von Kirsten Brandt ins Deutsche übersetzt.


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