Rezension zu »Ohne jeden Zweifel« von Tom Rob Smith

Ohne jeden Zweifel

von


Kriminalroman · Manhattan · · Gebunden · 384 S. · ISBN 9783442546787
Sprache: de · Herkunft: gb

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Wahn oder Wahrheit?

Rezension vom 12.12.2013 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Keinem in dieser Familie kann man glauben. Da ist nichts so, wie es scheint. Sohn Daniel lebt mit seinem Freund Mark in einer gemeinsamen Wohnung in London. Mark finanziert die Miete und den gemeinsamen Lebensunterhalt, denn Daniel hat als Designer für begrünte Dächer kaum Aufträge. Das hat er freilich sei­nen Eltern Chris und Tilde bisher nicht gestanden. Einen Besuch bei ihnen schiebt er immer wieder vor sich her.

Sorgen braucht er sich um seine Eltern nicht zu machen. Sie sind jetzt in Tildes Heimatland Schweden ge­zogen. Auf einem einsamen Hof in der wunderschönen Landschaft nördlich von Göteborg werden die bei­den ihren Ruhestand genießen.

Mit einem Anruf aus dem hohen Norden bricht das Kartenhaus zusammen. Vater Chris weint am Telefon – so hat Daniel ihn noch nie erlebt – und berichtet mit brüchiger Stimme, dass Mutter krank sei. »Sie bildet sich Dinge ein – wirklich schlimme Dinge.« Er habe sein Bestes versucht, einen Arzt um Hilfe gebeten, dennoch sei schließlich Tildes Einweisung in eine Psychiatrie unumgänglich geworden; Mutter habe auch zugestimmt. In der Klinik habe sie dann die Ärzte zu überzeugen versucht, dass das, was man als ihre Wahnvorstellungen diagnostizierte, nichts als Lügen des Vaters seien. Am Ende hätten die Ärzte sie ziehen lassen.

Kurz darauf ruft Tilde ihren Sohn an und bittet ihn, sie am Flughafen in Heathrow abzuholen. Sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst: abgemagert, abgerissen, ungepflegt. Kaum in Daniels Wohnung angekom­men, öffnet Mum eine alte Ledertasche. Hierin habe sie alle Beweise für ein Verbrechen, das vertuscht werden solle. Bevor sie alles der Reihe nach erzählt, muss Daniel versprechen, unvoreingenommen zuzu­hören und absolutes Stillschweigen zu bewahren. Geheimnisvoll hebt sie einen Finger und legt ihn an ihre geschlossenen Lippen.

Daniel kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass seine Mutter sich nicht nur äußerlich verändert hat. Auch ihr Gebahren ist ihm völlig fremd. Ihn beschleichen leise Zweifel, denn er ist sich ihres »Geis­tes­zu­stands nicht sicher« ...

Deutlich gehetzt und angespannt berichtet Tilde, dass sie sich in dem schwedischen Dorf von Anfang an als Fremde, ja als geächtet empfunden habe. Dabei hätte sie sich so gerne in die Gemeinschaft integriert, wo sie doch die Sprache spricht und die Riten und Legenden kennt. Nach Differenzen mit ihren Eltern hatte sie mit sechzehn die Familie verlassen, war später nach London gezogen.

Anführer des Komplotts gegen Tilde, so erklärt sie, sei Håkan, der wohlhabendste und einflussreichste Bauer im Dorf. Selbst Chris habe sich ihm angeschlossen. Die einzige, mit der Tilde freundschaftliche Worte wechselte, sei Mia gewesen, ein Adoptivkind Håkans, dunkelhäutig und ausgesprochen hübsch. Aber Håkan habe sie wie eine Gefangene gehalten. Nach dem Midsommerfest sei Mia spurlos verschwun­den, und Tilde hat sich dazu eine entsetzliche Geschichte zusammengereimt ...

Was soll Daniel von den abenteuerlichen Verschwörungstheorien seiner Mutter halten? Ihr Bericht war teilweise wirr, und ihre vermeintlichen Beweise überzeugen ihn keineswegs vollständig. Wenn er die Wahr­heit erfahren will, wird er nach Schweden fliegen und sich vor Ort sein eigenes Bild machen müssen ...

Erst mit Daniels Abflug wird Tom Rob Smiths neuester Kriminalroman »Ohne jeden Zweifel« richtig span­nend. Seine Reise nach Schweden wird zu einer Reise in die Vergangenheit seiner Mutter. Und auch was mit Mia geschehen ist, hängt mit einem düsteren Geheimnis in Tildes Familie zusammen.

Nicht nur Daniel, sondern auch wir Leser empfinden Tildes Überempfindlichkeit gegenüber jeglichen Ver­haltensweisen anderer, die sie stets als gegen sich gerichtet interpretiert, als überzogen, als Obsession. Psy­chisch krank muss sie deshalb nicht sein. An vielen Textstellen habe ich mich allerdings gefragt, ob diese hypersensible Figur nicht reichlich überzeichnet ist. Ihr Verhalten und ihre Missdeutungen sind bald kaum mehr zu ertragen. Am Ende ist man jedoch versöhnt, denn im zweiten Teil führt Tom Rob Smith mit sei­nem angenehm leichten und flüssigen Sprachduktus (Übersetzung: Eva Kemper) alle Rätsel einer stimmi­gen Lösung zu.

Eine interessante editorische Randnotiz: Das englischsprachige Original dieses Romans, »The Farm«Tom Rob Smith: »The Farm« bei Amazon, erscheint in Großbritannien (Simon & Schuster) erst Mitte Februar 2014, in den USA (Grand Central Pub­lish­ing) sogar erst im Juni 2014.


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