Rezension zu »I milanesi ammazzano al sabato« von Giorgio Scerbanenco

I milanesi ammazzano al sabato

von


Kriminalroman · Garzanti · · Taschenbuch · 184 S. · ISBN 9788811687788
Sprache: it · Herkunft: it · Region: Lombardei

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Klassiker des italienischen Kriminalromans

Rezension vom 15.12.2013 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Giorgio Scerbanencos Vater war Ukrainer, seine Mut­ter Italienerin. Er wurde 1911 in Kiew geboren, zog aber 1927 mit der Mutter nach Mailand. Im Ita­lie­ni­schen fühlte er sich immer zu Hause. Nach dem Tod der Mutter 1929 schlug er sich mit den un­ter­schied­lich­sten Gelegenheitsarbeiten durch, aber über den Journalismus fand er schließlich zur Schriftstellerei. Für Zeitschriften verfasste er Erzählungen, Liebes­romane in Fortsetzungen, Krimis für Groschenheftchen, war dann in den Fünfziger, Sechziger Jahren als Chefredakteur von Frauenzeitschriften ebenso erfolgreich wie als Drehbuch- und Krimiautor. 1969 starb er an einem Herzinfarkt, erst 58 Jahre alt und auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft.

Scerbanenco prägte den italienischen Kriminalroman seiner Zeit wie kein anderer und gilt als Begründer des Giallo noir. Noch heute ist diese Gat­tungs­be­zeich­nung in Italien populär; Lucarelli, de Cataldo, de Gio­vanni und ihre aufstrebenden Kollegen geben an, noir zu schreiben. Das Verfahren, das Milieu der Ver­bre­cher authentisch zu gestalten, ihre Sprache, ihre Verhaltensweisen ungeschönt vorzuführen, das tra­di­tio­nel­le Erzählen durch einen dialogisch geprägten Stil aufzubrechen und den Leser durch eine atemlose, über­ra­schungs­rei­che Handlung zu fesseln, hat seine Wurzeln in den USA, und Scerbanenco entwickelte seine ureigene Mailänder Variante.

Aus heutiger Sicht mögen Scerbanencos Romane zwar als geruhsame, solide Krimikost erscheinen, die deutlich nach den Sechzigern schmeckt, aber unverändert hat sie eine eigenartige Wirkung auf den Leser. Die sorgfältige Sprache, die durchaus emotionale, aber niemals kitschige Handlung, die äußerst re­alis­ti­sche Atmosphäre, die meist me­lan­cho­li­sche Grundstimmung, unterstützt durch den nebligen, regnerischen, düsteren Schauplatz Mai­land, und vor allem die schnörkellose Gestaltung der meist bitteren, ausweglosen Plots, in denen die Skrupellosen über Leichen gehen und die Schwachen unter die Räder kommen, über­zeugen nach einem halben Jahrhundert noch voll und ganz. Überdies zeichnen die Bücher ein ver­stö­ren­des Bild vom Italien der Zeit, das eine wirtschaftliche Blüte ohnegleichen erlebte, dessen Gesellschaft jedoch durch krasse Widersprüche und tiefgreifenden Wandel belastet war. Kleine Leute, Außenseiter, Verbit­terte, dazu kaltblütige Kriminelle »moderner« Prägung und zielstrebige Emporkömmlinge kreuzen darin ihre Wege mit oft deprimierenden Folgen.

In »I milanesi ammazzano al sabato« geht es um eine junge Frau, Donatella Berzaghi, 28, körperlich und geistig beeinträchtigt, aber nicht unattraktiv. Ihr verwitweter Vater, ein LKW-Fahrer, der nach einem schwe­ren Unfall nur noch im Büro aushelfen kann, hält sie zu ihrem Schutz zu Hause. Als sie eines Tages spurlos verschwindet und man bald darauf ihre grausam zugerichtete Leiche findet, nimmt er die Suche auf und trifft am Ende zeitgleich mit der Polizei und Duca Lamberti, Ex-Arzt, jetzt Privatdetektiv und einer von Scerbanencos Serienhelden, auf die erschreckend unmenschlichen und unersättlichen Täter ... Nur weil Samstag ist, kann es zur Katastrophe kommen.

Eindringliche, lebensnah gestaltete Charaktere wie die junge Milla (»La ragazza dell'addio«) – reich, kulti­viert, intelligent und einfühlsam, aber hässlich – vergisst man nie wieder. Wie sie den schönen Martino ge­duldig und duldsam für sich zu gewinnen sucht, ist eine anrührende Geschichte, und sie bringt unglaubli­che Wendungen ...

Die fünfzehnjährige elternlose Emanuela Sinistalqui (»Dove il sole non sorge mai«) hält es nicht mehr aus im Haus ihrer Großmutter. Auf dem Weg nach Rom zu ihrem Freund gerät sie in schrecklich falsche Kreise und endet, obwohl unschuldig, in den damals noch ausweglosen Mühlen der »Besserungsanstalten«. Ihr Leidensweg, bis sie endlich zu ihrem Glück findet, lässt dem Leser keine Ruhe.

Zum Kennenlernen dieses großartigen Autors eignet sich besonders gut der Band »Milano calibro 9« mit seinen 22 abwechslungsreichen Erzählungen.


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