Glück im Unglück?
Torben Landsberg, Gerichtsmediziner, hatte in den letzten zwei Monaten drei grausam zugerichtete Frauenleichen auf seinem Seziertisch liegen. So wie sie mit einem Messer traktiert und mit einem Todesstoß von ihren entsetzlichen Qualen erlöst wurden, deutet alles auf einen Seientäter hin – einen Psychopathen, der sich an der Angst seiner Opfer weidet.
Torbens Freundin Lara hat sich den Traum eines eigenen Cafés erfüllt, und nun ist Torben Gast auf ihrer Eröffnungsparty. Zu später Stunde erscheint auch ihr Exmann Raffael, mit dem sie eine gemeinsame Tochter hat. Ein bisschen funkt es noch immer zwischen den beiden, und sie hat sich extra chic und sexy herausgeputzt. Torben fällt dagegen die hübsche junge Aushilfsbedienung hinter dem Tresen auf: Daniel; doch der ist – im Gegensatz zum schwulen Torben – heiß auf Lara. In einem unbeobachteten Moment bedrängt er sie mit eindeutigen Absichten. Da sie schon länger zusammen sind, kann er nicht verstehen, warum sie ihn heute verstößt: "Hau ab. Lass dich nie wieder blicken."
Während Raffael Lara einen Strauß Blumen mitgebracht hat – Chrysanthemen, wie in alten Zeiten -, präsentiert Torben ihr einen Elektroschocker. Man könne ja nie wissen, wo sie jetzt ganz alleine lebt ...
Als Lara spät nachts ihr Café abschließt, wird sie schon von jemandem erwartet. Hinter dem Steuer seines Taxis sitzend, hatte ein Mann mit Kapuzenshirt und Baseballkappe den Ausgang beobachtet. Auf der Fahrt nach Hause bleibt Lara mit ihrem Auto liegen: ein Reifen ist platt. Welch ein Glück im Unglück – da kommt doch tatsächlich zu dieser Stunde und in dieser Einsamkeit ein Taxi vorbei! Natürlich steigt sie sofort ein.
Seltsam: Das Taxameter ist ausgeschaltet, der Mann trägt lederne Handschuhe, und die Türen sind verriegelt. Laras Adrenalinspiegel steigt, Panik überfällt sie – da hat er schon sein Messer gezückt und verletzt sie an der Schulter. Sie schafft es, ihn mit ihrem Elektroschocker außer Gefecht zu setzen und sich aus dem Auto zu befreien. Dummerweise liegt noch ihre Handtasche mit Portemonnaie, Ausweisen, Kreditkarten usw. in dem Taxi ... Und wie geht es nun weiter? Wer ist der Taxifahrer? Aus dem Klappentext entnimmt man, dass er ein Bekannter sei ...
Leicht, flüssig, logisch stimmig, mit einer kleinen Prise Brutalität und einem Psychopathen als Protagonisten beginnt Hanna Winter ihren Krimi. Die anscheinend gefragte Thematik der Entführung und Misshandlung von Frauen aus unterschiedlichsten Motiven ist in unzähligen – darunter sehr guten – Psychothrillern zu lesen. Um sich von dieser Masse abzuheben, muss Hanna Winter noch echte Knüller in der Hinterhand haben. Ansonsten bleibt das Buch auf durchschnittlichem Niveau. Geben wir ihr eine Chance, und warten wir ab, wie sie ihr Buch zu Ende bringt.