Ich wache über Dich
Nach ein paar kurzen Beziehungen führt die 26-jährige Suzanne Perry ein recht glückliches Singledasein. Ihr Geld verdient sie als Logopädin im Krankenhaus.
Was sie in dieser Nacht erlebt, ist – und hier werden wohl alle Frauen von Panik ergriffen – ein Alptraum. Aus der Dunkelheit setzt sich ein Schatten ab, beugt sich, gurgelnde Laute von sich gebend, über sie, Augen wie Scheinwerfer starren sie an, und Hände berühren ihren Körper überall. Suzanne erstarrt, rührt sich nicht, lässt alles über sich ergehen, und als das Wesen wieder verschwindet, hofft sie für den Bruchteil einer Sekunde, sie habe alles nur geträumt. Aber am Morgen findet sie ein Foto, das ihr die unfassbare Realität vor Augen führt – wie sie mit hochgeschobenem T-Shirt im Bett liegt. Auf der Rückseite des Bildes ist eine Botschaft hinterlassen: "Ich wache über Dich" ...
Auf einem Feuerschiff wird eine auf grausamste Weise gefolterte Frauenleiche gefunden. Es handelt sich um die seit zwölf Tagen vermisste Julie Miller. Als Ergotherapeutin arbeitete sie am selben Krankenhaus wie Susanne Perry. Das Ermittlerteam um Mickey Philips und Phil Brennan ist sicher, dass ein Serientäter, ein sexuell perverser Psychopath, noch weitere Frauen "strafen" wird. "Hure" hatte er in Julie Millers Stirn geritzt, und in ihrer Vagina steckte ein riesiger Fremdkörper.
Jetzt muss eine Top-Profilerin ins Team geholt werden: Marina Esposito, Phil Brennans Ehefrau und Mutter ihrer gemeinsamen Tochter Josephina. Aber irgendetwas bedrückt sie; Phil kennt sich nicht mehr aus mit ihr, sie haben sich entfremdet, und die Sorgen, die sie quälen, vertraut sie ihm nicht an.
Tania Carver hat ihren Krimi auf drei spannenden Schauplätzen begonnen. Und der Leser ahnt, dass alles irgendwie zusammenhängen wird. Ist der nächtliche Besucher der gesuchte Psycho-Killer? Gibt es etwas, das die Frauen verbindet? Die Ermittlertätigkeit läuft wie am Schnürchen. Forensik und eine Kollegin aus der Abteilung für Vermisstenfälle sind involviert. Kleine kollegiale Iggeleien (Wer mag schon den arroganten, geschniegelten Chef des Morddezernats?) gehören in jeden Thriller. Aber all die Ungereimtheiten bei Suzanne und Marina deuten darauf hin, dass uns noch viele psychologische Geheimnisse erwarten, zu denen bisher noch nicht einmal Andeutungen von Erklärungen zu ahnen sind.
Ein guter Anfang – aber wie geht es weiter? Vermag die Autorin die Spannung zu halten oder sogar noch zu steigern? Wird sie uns am Ende mit einer unerwarteten Aufklärung restlos auf der falschen Spur erwischen? Dann ist sicher noch ein vierter Stern zu holen ...