Rezension zu »Die Schneelöwin« von Camilla Läckberg

Die Schneelöwin

von


Kriminalroman · List · · Gebunden · 448 S. · ISBN 9783471351062
Sprache: de · Herkunft: se

Klicken Sie auf die folgenden Links, um sich bei Amazon über die Produkte zu informieren. Erst wenn Sie dort etwas kaufen, erhalte ich – ohne Mehrkosten für Sie! – eine kleine Provision. Danke für Ihre Unterstützung! Mehr dazu hier.
Bei Amazon kaufen

Zimtschnecken gegen das Böse

Rezension vom 02.02.2016 · 3 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Martas Reiterhof in Fjällbacka ist der Traum jeder Pferde­närrin. Aber es ist kein Pony­hof für naive kleine Mäd­chen. Die erfah­rene Exper­tin erwartet von den Reite­rin­nen gute Leis­tun­gen und viel En­gage­ment: Sie müssen die Tiere regel­mäßig bewegen, sorg­fältig pflegen, sie und sich selbst gewis­sen­haft auf Wett­kämpfe vor­be­rei­ten. Prin­zes­sin­nen­ge­tue um das Lieb­lings­pferd und Teen­ager-Ani­mosi­täten duldet sie nicht. Um die Gesund­heit der Pferde kümmert sich Ehe­mann Jonas, der als Tier­medi­ziner auch auf den benach­barten Höfen nach dem Rechten schaut.

Allerdings liegt ein Schatten über der Idylle, seit vor vier Monaten eine der Rei­terin­nen auf einmal nicht mehr auf­zu­fin­den war. Vor der jungen Victoria Hall­berg war bereits eine Hand­voll anderer Vier­zehn- bis Sech­zehn­jähri­ger in der Gegend um Göte­borg spurlos ver­schwun­den. Weder die um­fäng­lichen Verhöre der Ange­höri­gen und der Freun­des­kreise noch die Koor­dinie­rung aller Kom­mis­saria­te, die mit diesen Fäl­len befasst waren, brachte der Polizei irgend­welche hilf­reiche Spuren. Offen­sichtlich treibt ein Serien­täter sein Unwesen.

Eine entscheidende Wendung nimmt der Fall, als Marta bei einem Ausritt mit ihrem Hengst mitten im eisi­gen Winter­wald auf Victoria trifft. Von panischer Angst getrieben, kommt ihr das spärlich be­klei­dete Mädchen auf nackten Füßen ent­gegen­gelau­fen. Doch Victoria scheint ihre Umge­bung gar nicht wahr­zu­neh­men, auch das Auto nicht, das plötzlich aus dem Nichts auf­taucht, sie erfasst und zu Boden reißt. We­nig später stirbt sie an ihren schweren Verlet­zungen. Der Fall gewinnt noch an scho­ckie­ren­der Dramatik, als die Ärzte am Körper der Toten grau­same Wund­male ent­de­cken – Spuren der Folter, die ihr während der Zeit ihres Ver­schwin­dens zugefügt wurden.

Jetzt kommt Kommissar Zufall ins Spiel. Eine Kollegin des leitenden Ermittlers Patrik Hedström erinnert sich dunkel an einen weit in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­den unge­klärten Fall, eben­falls ein Gewalt­verbre­chen an einem Mädchen. Deren Leichnam wies die gleichen Folter­spuren auf wie Victorias Körper. Die Er­kennt­nis schenkt der Polizei zwar keine Sieben­meilen­stiefel, aber wenigstens ein winziges Puzzle­stein­chen, das sich später in ein Ge­samt­bild einfügen wird.

In seinem familiären Umfeld findet Kommissar Hedström weitere hilf­reiche Unter­stützung für seine Er­mitt­lungs­arbeit. Seine Frau, Erica Falck, ist Schrift­stelle­rin. Stets um Authen­tizität ihrer Romane bemüht, ist sie für ihr neues­tes Buch­projekt auf der Suche nach einem realen Hinter­grund. Dazu hat sie Kontakt mit einer verur­teil­ten Mörderin auf­ge­nom­men, die seit den Sieb­ziger­jahren in einer nahe­gele­genen Haft­anstalt unter­gebracht ist. Ihre blutige Tat – Ehe­mann Vladek wurde er­stochen – löste eine Familien­tragödie aus. Peter, der geliebte Sohn, verschwand, Tochter Luise, auffällig aggressiv, wurde in eine Pflege­familie ge­geben. Bei einem Sommer­ausflug mit einer Freundin ertrank das junge Mädchen in einem Bade­see, ohne dass ihre Leiche je gefunden wurde.

Erica Falcks Recherchen werfen die Frage auf, ob es womöglich einen Zu­sam­men­hang geben könnte zwi­schen den vermissten Mädchen, um deren Schicksal sich Patrik Hedström bemüht, und den Ereig­nissen um die Ehe­gatten­mörde­rin Laila dreißig Jahre zuvor. Doch Laila ist schweig­sam, für Thera­peuten und Wärter un­erreich­bar.

»Die Schneelöwin« (»Lejontämjaren«, übersetzt von Katrin Frey) ist bereits der neunte Band, in dem das Paar Falck-Hedström Licht in die Düsternis skan­dina­vi­scher Kriminal­fälle bringt. Camilla Läckberg er­zählt davon so routiniert, dass ihre Romane regel­mäßig die Best­seller-Listen erstürmen. Was ist ihr Er­folgs­geheim­nis?

Die schwedische Autorin nimmt ihre gewaltige Leser­schar mit auf eine im Prinzip geruh­same, gerade­zu biedere Ermitt­lungs­reise. Im Zentrum steht die Familie Falck-Hedström mit drei Kindern, dank gelungener Arbeits­teilung, Kommuni­kation und Erziehung ein Muster­beispiel glück­lichen Zu­sam­men­lebens. Das of­fen­kundig tief verankerte Harmonie­bedürfnis der Autorin verhindert, dass diese Ideal­welt auch nur im Ge­ringsten konta­miniert wird durch die andere Seite – die sehr, sehr böse Welt ver­derbter Charak­tere, ver­korks­ter Lebens­ver­hält­nisse, brutaler Ver­brechen. Hierin unter­scheiden sich Camilla Läckbergs Krimis von denen mancher Kollegen: Wo deren Ermittler in tiefe Lebens- und Sinn­krisen stürzen, während sie sich mit den be­rüch­tig­ten nordi­schen Übel­tätern herum­schlagen müssen, ruhen Läckberg-Figuren in ihrem soliden fami­liären Hinter­grund und wappnen sich im Übrigen, indem sie zum Bei­spiel in jeder Lebens­lage ihrem Faible für Zimt­schnecken frönen. Das Maximum an Noir-Krise durchlebt Polizei­chef Bertil Mell­ström, ver­meint­lich völlig ausge­laugt, de facto aber schlicht ein »Jammer­lappen« und Verpisser, der gern andere die heißen Kartoffeln aus dem Feuer holen lässt, um sich später die Lor­beeren dafür anstecken zu können. Die emsigen Kollegen nehmen's so amüsiert wie der Leser.

Zwar gemächlich und brav, aber niemals langweilig schreitet die Handlung voran. Läckbergs Erzähl­stil ist unauf­geregt, der Krimi­plot entwickelt sich logisch und stimmig. Geschickt gesetzte Cliff­hanger am Ende jeder Episode halten die Spannung durchweg hoch, und etliche geschickte Täu­schungs­manö­ver für unsere Bauch­ge­fühle und uner­wartete Über­raschun­gen aus dem Werk­zeug­kasten der Autorin verhindern, dass wir dem Serien­täter zu früh auf die Spur kommen.

Kurzum: Camilla Läckberg ist ein echter Profi ihres Metiers.


Weitere Artikel zu Büchern von Camilla Läckberg bei Bücher Rezensionen:

Leseeindruck zu »Die Totgesagten«

go

Leseeindruck zu »Engel aus Eis«

go

War dieser Artikel hilfreich für Sie?

Ja Nein

Hinweis zum Datenschutz:
Um Verfälschungen durch Mehrfach-Klicks und automatische Webcrawler zu verhindern, wird Ihr Klick nicht sofort berücksichtigt, sondern erst nach Freischaltung. Zu diesem Zweck speichern wir Ihre IP und Ihr Votum unter Beachtung der Vorschriften der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Nähere Hinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Indem Sie auf »Ja« oder »Nein« klicken, erklären Sie Ihr Einverständnis mit der Verarbeitung Ihrer Daten.

Klicken Sie auf die folgenden Links, um sich bei Amazon über die Produkte zu informieren. Erst wenn Sie dort etwas kaufen, erhalte ich – ohne Mehrkosten für Sie! – eine kleine Provision. Danke für Ihre Unterstützung! Mehr dazu hier.

»Die Schneelöwin« von Camilla Läckberg
erhalten Sie im örtlichen Buchhandel oder bei Amazon


Kommentare

Zu »Die Schneelöwin« von Camilla Läckberg wurde noch kein Kommentar verfasst.

Schreiben Sie hier den ersten Kommentar:
Ihre E-Mail wird hier nicht abgefragt. Bitte tragen Sie hier NICHTS ein.
Ihre Homepage wird hier nicht abgefragt. Bitte tragen Sie hier NICHTS ein.
Hinweis zum Datenschutz:
Um Missbrauch (Spam, Hetze etc.) zu verhindern, speichern wir Ihre IP und Ihre obigen Eingaben, sobald Sie sie absenden. Sie erhalten dann umgehend eine E-Mail mit einem Freischaltlink, mit dem Sie Ihren Kommentar veröffentlichen.
Die Speicherung Ihrer Daten geschieht unter Beachtung der Vorschriften der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Nähere Hinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Indem Sie auf »Senden« klicken, erklären Sie Ihr Einverständnis mit der Verarbeitung Ihrer Daten.


Go to Top