Rezension zu »Letzter Kirtag« von Herbert Dutzler

Letzter Kirtag

von


Heimatkrimi · Haymon · · Taschenbuch · 262 S. · ISBN 9783852188706
Sprache: de · Herkunft: at

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Rezension vom 30.05.2011 · 4 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Dorfpolizist Franz Gasperlmaier aus Altaussee traut seinen Augen nicht. Am Montagmorgen sitzt ein ihm unbekannter Mann auf einer Bank am Bierzelt-Tisch. Heute soll doch die Post abgehen, denn es ist Kirtag. Was also will der Fremde hier in seiner edlen und teuren handgearbeiteten Trachtenlederhose? Je näher Gasperlmaier kommt, desto weniger sind die rotbraunen Verkrustungen an der Lederhose, die Blutlache und der üble Zustand des Körpers zu übersehen: Es ist eine Leich', und das muss ausgerechnet dem Gasperlmaier passieren; sowas hat's all die Weil noch net geb'n. Aber er muss den Kirtag retten, der ist schließlich der Höhepunkt des Jahres. Also muss erst einmal die Leiche weg. Gasperlmaier zieht sie von der Bank herunter und schafft sie in das nach oben offene Pissoir, das extra für das Fest errichtet wurde. Die Bank kann er gerade noch in die Büsche schaffen, ehe die Bierlieferanten vorfahren. Dann nehmen die Dinge ihren eigenständigen Lauf. Gasperlmaier muss natürlich seinen Vorgesetzten Kahlß Friedrich informieren, die Spurensicherung ordnet die Gesamtsperrung des Gebiets an, und aus Lienz kommt ein Streifenwagen. Dem weißen Audi entsteigt eine feine Dame in hellem Kostüm und hohen Stöckelschuhen: Frau Dr. Kohlross vom Bezirkspolizeikommando. Mit scharfem, entschlossenem Blick schreitet sie direkt zum Tatort, ohne den diensthabenden Polizisten auch nur einen Blick zu widmen. Schnell hat sie erkannt, dass Fundort nicht gleich Tatort ist. Unter ihrer Leitung wird nun zwei Tage lang ermittelt, und ein paar weitere Leichen gesellen sich hinzu. Leser und Ermittler tappen im Dunkeln, bis sich schließlich die Lösung ergibt – die man, wenn man die Handlung psychologisch gut beobachtet, doch eigentlich hätte kennen müssen ...

Regionale Krimis sind ein ganz besonderes Genre. Die Autoren bauen um einen Handlungsstrang herum das besondere Flair auf, das durch den Charme der Menschen und ihrer Region bestimmt wird. Sie schaffen Figuren, die in der Abgeschiedenheit ihres Ortes gefangen und oft von Vorurteilen geprägt sind, die allem Neumodischen ablehnend gegenüberstehen und die einfach nicht aus ihrer Haut können. In ihrer Kauzigkeit erwecken sie meist eine Mischung aus Sympathie, Mitleid und kopfschüttelndem Unverständnis – je nach Akzentuierung durch den Autor.

In Altaussee trägt jeder anständige Mann eine gescheite handgearbeitete Lederhose – das Cover zeigt ein solch fein ziseliertes, wunderschönes Exemplar. Ideal wäre, der Mann würde schon damit geboren. Da er sie nur unter unabwendbaren Bedingungen auszieht, verschmilzt sie im Lauf der Jahre perfekt mit ihrem Besitzer und nimmt geduldig und klaglos die Vielfalt seiner Duftnoten, anfallende Schmutzpartikel sowie eventuelle Ausscheidungsresterln in sich auf.

Auf der nach oben offenen Richterskala der Beschimpfungen finden sich "du Widerwurz" und "du Drecksau" eher unten; ganz oben aber – hätten Sie's gewusst? – steht "du Wiener"! Auch der Tote in seiner feschen gestickten Lederhos'n kommt aus Wien. Gegen diese besondere Spezies von Zugereisten hat der Gasperlmaier – und nicht nur der – kaum zu unterdrückende Vorurteile.

Gasperlmaier und Frau Dr. Kohlross, das ist eine dienstlich angeordnete Kombination, die diametraler kaum sein könnte. Zwar hat Gasperlmaiers Frau Christine einen durchaus unkonventionellen Hintergrund – immerhin lebte sie einst als Studentin in einer WEGEN -, doch viel hat sie an seinem provinziellen, biederen Gedankentum noch nicht ändern können. Er ist eine einfache Seele und ein Tolpatsch, der sich schwer tut im Umgang mit Frauen im Beruf. Und die Frau Dr. Kohlross hat halt auch mehr drauf. "Bin ich nur von Deppen umgeben?", entfährt es ihr einmal.

Abkommandiert als ortskundiger Berater begleitet er sie überallhin. Dabei wirft er gern ein verschämtes Auge in das tiefe Einblicke gewährende Kostüm und auf die wohlgeformten Beine der Frau Doktor; er ist halt auch nur ein Mann.

Genießen Sie zwei unterhaltsame Nachmittage, und seien Sie Gast im Altausseer Land. Die passende Musik dazu könnte Ihnen der Alpinrocker Alpinrocker Hubert von Goisern liefern ...


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