Rezension zu »Insomnia« von Jilliane Hoffman

Insomnia

von


Thriller · Wunderlich · · Gebunden · 480 S. · ISBN 9783805250719
Sprache: de · Herkunft: us

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Wer einmal lügt ...

Rezension vom 25.05.2017 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Krimis um psychopathische Serienmörder werden gern gelesen. Wenn sie gut gemacht sind, kann der Plot die Nerven gleich auf vier Ebenen strapa­zieren – einmal durch grausame Mord­beschrei­bungen, dann durch die Klippen der Ermitt­lungs­arbeit, drittens durch die Ängste poten­zieller Opfer und schließlich durch den zeit­lichen Wett­lauf zwischen dem Täter und seinen Verfol­gern. Die amerika­nische Juristin und Autorin Jilliane Hoffman beherrscht ihr Hand­werk routi­niert und solide, so dass ihr neuester Thriller gut unter­hält, ohne jedoch mit inno­vativen Sensa­tionen oder stilisti­schen Meister­leistun­gen zu glänzen.

Gleich im Prolog stellt sie ihren Protagonisten und sein titel­gebendes Leiden vor. Insomnia, eine besonders schwere Ausprägung psycho­somatisch bedingter Schlaf­störungen, macht sein Leben schon seit der Pubertät zur Hölle. Kein Fach­arzt, kein Medika­ment, keine illegale Droge kann ihm erhol­samen Schlaf spenden oder seine perma­nenten Spannungs­kopf­schmer­zen lindern, die selbst Essen und Denken zur Qual werden lassen. Eine organische Ursache konnte nie diagnos­tiziert werden – »alles war NORMAL.«

Er selbst weiß allerdings, dass er »eindeutig nicht NORMAL« ist. Bereits als Junge hatte er »häss­liche Gedanken«, ergötzte sich an Filmen, in denen »Menschen mit Macheten zerhackt werden«. Als er der »Psycho­tante«, die ihn auf Drängen der Eltern thera­pieren sollte, sein düsteres Innen­leben offen­bart, genießt er, wie schwer es ihr fällt, die Fassung zu bewahren. Er hat sie in der Hand. Mit der Zeit reifen die bösen Gedanken zu einer Tat: Er tötet die Thera­peutin auf grau­samste Weise. Das Gemetzel – ein Schlüssel­erlebnis – scheint seine Krankheit endlich zu mildern, denn »danach schlief er wie ein Baby und hatte lange Zeit keine Kopf­schmerzen mehr«.

Wenn wir auf den folgenden Seiten erfahren, dass ein paar Jahre später ein Phantom sein Unwesen treibt und bereits neun junge Frauen zwischen vier­zehn und neun­zehn Jahren bestia­lisch ermordet hat, dann sugge­riert die Autorin mit dem Holz­hammer, dass sich hinter dem soge­nann­ten »Hammer­mann« niemand anders als der Prota­gonist aus dem Prolog verberge. Aber dann verlagert sie den Erzähl­fokus erst einmal auf eine andere Person.

Die siebzehnjährige Mallory Knight ist nach einer Party mit Freunden ver­schwunden. So über­besorgt sich ihre Mutter bei ihrer Vermiss­tenan­zeige gibt, so ent­spannt sind die Polizisten. Man kennt das ja, Teenager, die nach einer Dumm­heit für ein paar Tage abtau­chen. Erst als ein paar Gegen­stände aus Mallorys Besitz im Wald gefunden werden, mahlen die Mühlen der polizei­lichen Ermitt­lungs­arbeit engagierter, und die Spezial­einheit »Crimes Against Children Squad« wird einge­schaltet. Deren fähigster Special Agent ist Bobby Dees (bekannt aus »Mädchenfänger« Jilliane Hoffman: »Mädchenfänger« bei Amazon , dem 2010 erschie­nenen ersten Band der Reihe), und in den Fall Mallory Knight möchte er unbe­dingt einge­bunden werden. Denn nur zwei Jahre zuvor verschwand seine eigene Tochter spurlos. Er weiß also, wie sich das Leben von Eltern, deren Kinder Opfer eines Verbrechens wurden, von einem Tag zum andern in einen Scherben­haufen verwan­delt, er kennt ihre trost­losen Nöte, ihre verzwei­felte Hoffnung auf das kleinste Lebens­zeichen des vermiss­ten Kindes.

Zunächst scheint sich der naheliegende Verdacht zu erhärten, dass Mallory Opfer des »Hammer­manns« wurde – ein gefun­denes Fressen für die Presse. Doch dann taucht das Mädchen, erbärm­lich zuge­richtet, in einem Truck­stop auf und behaup­tet, von einem Mann mit »Skimütze auf dem Kopf« entführt, gefesselt, mit einem Messer traktiert und verge­waltigt worden zu sein, bis sie ihm endlich entkom­men konnte. Bobby Dees kann die Geschichte des Teenagers freilich nicht ganz über­zeugen. Er deckt Wider­sprüche darin auf, recher­chiert kritisch weiter und kommt schließ­lich hinter Mallorys Geheim­nisse. Damit wird die medial gehypte Story vom armen Opfer, das sich helden­haft befreien konnte, zu einem Bumerang, der die ganze Familie trifft. Sie verkaufen ihr Haus, ziehen in eine andere Gegend, und die Tochter nimmt eine neue Iden­tität an.

Doch vier Jahre später erlebt Callie Monahan, wie Mallory sich jetzt nennt, eine böse Über­raschung. Jemand treibt ein infames Spiel mit ihr. Vielleicht der »Hammer­mann«? Der ist nämlich noch immer nicht identifiziert, sondern frei und fleißig. Mindestens acht­zehn Mädchen hat er inzwischen getötet, ohne dass die Polizei der erbosten Öffent­lichkeit die geringsten Erkennt­nisse bieten kann. Soll Callie/Mallory sein nächstes Opfer werden? Aller­dings ist es schwierig für die über­spannte junge Jura-Studentin, Gehör und Hilfe zu finden, denn sie hat ein Glaub­würdig­keits­problem ...

Nach dem vielversprechenden frühen Auftritt des Psycho­pathen lässt Jilliane Hoffman ihre Leser lange zappeln, bis der Täter zuschlägt. Gut, dass sie, um uns in der Zwischen­zeit zu fesseln, mit der jungen Mallory eine interes­sante Persön­lich­keit erdacht und über­zeugend charakte­risiert hat. Eine Notlüge verändert ihr weiteres Leben tief­greifend, ohne dass ihr eine Chance bleibt, es noch einmal in die Hand zu nehmen.

Sophie Zeitz und Stefanie Kremer haben »The girl who cried monster« aus dem Amerika­nischen übersetzt, doch ist es mir nicht gelungen, im Internet irgend­einen Link zu den Original­ausgaben zu finden. Das Werks­ver­zeichnis im amerika­nischen Wikipedia-Artikel über Jilliane Hoffman führt die beiden Bobby-Dees-Thriller nicht einmal auf. Sind sie in den USA jemals auf den Markt gekommen?


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