Schade – den falschen Frosch geküsst ...
Nach ihrem Studium in London ist Alice Cooper glücklich, wieder in ihrem kleinen englischen Dorf in Dorset zu leben. Hier ist sie groß geworden, arbeitet jetzt im Pub und trifft sich regelmäßig mit ihrer besten Freundin Flo. Sie tauschen sich über alles aus, insbesondere über den Mann des Lebens. Der taucht eines Tages im Pub auf, und aus einem kleinen Flirt zwischen ihm und Alice wird eine feste Beziehung. Nathan sieht top aus, ist begehrenswert und hat das nötige Kleingeld, um mal eben Whattelly Hall, ein großes Anwesen inmitten einer Parklandschaft, zu kaufen. Er weiß nicht, dass Alice hier groß geworden ist, bis ihr Vater, ein Spieler, alles verzockte.
Hier will Nathan mit Alice zusammenleben. Soviel Glück ist nicht zu toppen. Doch was Alice mit Nathan erlebt, hätte sie früher stutzig machen müssen. Nathan besteht auf einem Vertrag, in dem Alice für den Fall einer Trennung auf jegliche finanzielle Rechtsansprüche verzichtet. Darauf lässt Alice sich zwar ein, aber eine Kopie des schändlichen Dokuments hängt sie in ihrem Pub auf – für jedermann zu lesen und für Nathan höchst peinlich ...
Die Beiden sind eigentlich ein ungleiches Paar. Während Alice liebenswürdig, bescheiden, hilfsbereit und vertrauensselig ist, wirkt Nathan arrogant mit einer Ausstrahlung geringschätzigen Hochmuts gegenüber anderen. Unter der Woche arbeitet er in London. Dort hat er so viel um die Ohren, dass er in letzter Zeit erst gegen Samstagabend nach Dorset kommen kann. Jetzt müssten doch alle Lampen rot blinken ... Hat er eine Freundin? Doch Alice ist nicht eifersüchtig. "Wenn du mich betrogen hättest, dann glaube ich [...], dass du derjenige wärest, der um mich kämpfen müsste.", meint sie (S. 207). Sie hat sich arrangiert und ist erfüllt von ihrer Selbstständigkeit und ihren Geschäftsideen: Zunächst verkauft sie Marmeladen, erweitert das Sortiment aber nach und nach um neue Produkte.
Es kümmert sie weiter nicht, dass auf Nathans Prioritätenliste seine Arbeit an Platz eins steht, so lange sie die Spitzenposition in seinem Herzen innehat – nur das zählt für sie.
Doch sechs Jahre später hat sich die Beziehung gewandelt: Nathan kommt auf den allerletzten Drücker zum Weihnachtfest und überreicht seiner Frau das ultimative Geschenk: einen Kalender aus seinem Büro und ein Wörterbuch. Das ist für Alice mehr als enttäuschend – ein Indiz, dass er sie nicht mehr liebt. Endlich wacht sie auf, denkt über ihre Beziehung nach, in der sie nur eine Puppe ist, die Nathan zum Spielen benutzt und wieder weglegt, wenn sie ihn langweilt oder er Wichtigeres zu tun hat. Wie blind ist sie in all den Jahren gewesen? Wie ist er mit ihr umgesprungen? Autoritär wollte er ihr das selbstständige Arbeiten und sogar den Umgang mit einem netten Freund verbieten.
Dies ist einer jener amüsanten, unterhaltsamen Frauenromane, die ohne literarischen Tiefgang auskommen, die alles schön geradeheraus erklären, über die man nicht groß nachzudenken braucht. Man kann sie locker lesen, dabei abschalten und sie anschließend seiner Freundin schenken. Gut gefallen hat mir das kursiv gedruckte und an passenden Stellen in die Handlungsentwicklung eingeflochtene "Kleine Frauen-ABC für Männer": pfiffige, zutreffende Beobachtungen, Analysen, Urteile und Tipps. Ob sie allerdings jemals von Männern gelesen werden, sei einmal dahingestellt ...
Das Cover, ein süßer grasgrüner Laubfrosch mit goldenem Krönchen vor pink-farbigem Hintergrund, sieht appetitlich aus. Wer aber wagt es schon, ihn zu küssen? Nachher wird ein "Jack in the Box" und doch kein Prinz daraus ...