Cainà – L’isola e il continente
von Gennaro Righelli
Die junge Cainà leidet unter der Enge und Rückständigkeit ihres sardischen Heimatdorfes. Als blinde Passagierin gelangt sie aufs Festland, wo, wie sie glaubt, Freiheit und Abenteuer locken. Doch man spielt ihr übel mit. Reumütig kehrt sie in ihr Dorf zurück, hat aber ihre Ehre verloren und auch die ihrer Familie zerstört.
Weg von hier
Der jungen Schäferin Cainà ist ihr Dorf zu eng. Sehnsüchtig schaut sie auf die Weite des Meeres hinaus. Jenseits – auf dem »continente« – muss doch ein freies, unabhängiges, glückliches Leben warten. Als ein Segelschiff anlegt und die Mannschaft im Dorf ausgelassen feiert, ist sie voller Bewunderung für die weltoffen und abenteuerlich erscheinenden Seeleute, insbesondere den Kapitän. Heimlich verlässt sie ihre Eltern und ihren braven Verehrer Agostineddu und versteckt sich unter Deck.
Doch auf dem Festland findet sie kein Glück. Schließlich kehrt sie reumütig und geschunden zurück auf ihre Insel, muss jedoch feststellen, dass sie dort durch ihr ehrloses Weggehen alles zerstört hat.
Obwohl die Handlung aus heutiger Sicht vorhersehbar und moralisierend ist, rührt die theatralische Gestik und Mimik, das expressive Augenrollen, und auch die Trachten und Wohnungen sind absolut sehenswert. Der Film war insofern richtungsweisend, als er als erster ein ungeschöntes Bild der sardischen Realität mit ihren urtümlichen Gemeinschaften, strengen Ehrbegriffen, aber auch beeindruckenden Landschaften in die Kinos brachte.
Der Stummfilm galt als verschollen, bis 1992 in Prag eine letzte Kopie auftauchte, mit der dieser erste in Sardinien gedrehte Film 2001 restauriert werden konnte. Mauro Palmas schrieb eine großartige Musik dazu, die sardische Motive und Instrumente teils jazzig, teils mit einem elektrisierenden Rhythmus präsentiert. Das Soundtrack-Album – auch ohne bewegte Bilder ein Genuss – finden Sie hier. Reinhören lohnt sich.
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