Amore rosso
von Aldo Vergano
Erfolgloser Revoluzzer
Wie seine literarische Vorlage erzählt der Film eine dramatische Liebesgeschichte vor spezifisch sardischem sozialen Hintergrund. Die beiden Liebenden stammen nicht einfach aus zwei verschiedenen Schichten, sondern eine weitere bedeutende Rolle spielt das Banditentum mit seinen eigentümlichen Rechts- und Ehrvorstellungen.
»Marianna Sirca« (1915)
von Grazia Deledda
(1871-1936)
Simone Sole ist als Diener im Haus einer wohlhabenden Familie aufgewachsen. Bald erkennt er, dass es für Menschen seiner Herkunft keine Chance auf ein glückliches Leben geben kann. Er bricht aus der bürgerlichen Welt aus und setzt sich in die unübersichtlichen, wilden Berge ab, um gegen diejenigen, die die armen Leute noch ärmer und rechtloser machen, Widerstand zu leisten. Ebenso wichtig ist es ihm, seine persönliche Freiheit zu bewahren.
Eines Tages begegnet er Marianna wieder, der Tochter seines ehemaligen Herrn. Schon als die beiden noch Kinder waren, standen sie einander nahe. Nun entbrennt eine leidenschaftliche Liebe zwischen ihnen. Doch die gesellschaftlichen Unterschiede scheinen unüberwindbar: Marianna ist die reiche Erbin und Herrin der Güter ihrer Familie, Simone ein Habenichts außerhalb der bürgerlichen Kreise. Überdies wirbt auch Mariannas Vetter Sebastiano um ihre Hand, aber er ist ihr unsympathisch.
Ungeachtet aller sozialen Widrigkeiten und Unterschiede entscheidet sich Marianna für Simone und steht bedingungslos und kämpferisch zu dem stolzen Banditen. Dieser hingegen ringt tiefgreifender um den Weg, den er gehen sollte: dem Banditentum abschwören? sich den Carabinieri stellen und eine Gefängnisstrafe absitzen? auf Marianna verzichten und seine Freiheit ausleben? Ihre Liebe scheitert nicht nur tragisch; sie kann auch keine Veränderungen bewirken.
Die in der Romanvorlage breit ausgestalteten Handlungsoptionen, wie Marianna und Simone sie mit allen Problemen, Skrupeln und Konsequenzen durchkämpfen, erfasst der Film nur oberflächlich. Was auf die Leinwand kommt, ist im Vergleich dazu am Ende eine allzu süßliche Liebesromanze zwischen einer starken jungen Frau und einem eigenartig weichgespült wirkenden „Banditen".
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