Rezension zu »Cenere« von Febo Mari

Cenere

von Febo Mari


Anania, Rosalias unehelicher Sohn, vergisst nie die selbstlose Großmut, mit der seine Mutter einst auf ihn verzichtete und das Kind der Familie des Vaters überließ, um ihm den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen. Als Erwachsener möchte er die verarmte Alte zum Dank bei sich aufnehmen, gerät dadurch aber in Konflikt mit seiner Verlobten. Zugunsten des Wohles ihres Sohnes opfert sich Rosalia erneut.
Film · · 37 Min.
Sprache: it · Herkunft: it · Region: Sardinien

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DVD

Mütterliche Großmut

Rezension vom 09.10.2015 · 1 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Anania ist der uneheliche Sohn von Rosalìa Derios. Wegen seiner illegiti­men Herkunft wird er ge­hänselt, belei­digt und dis­krimi­niert. Da beschließt seine Mutter, ihn zu seinem Vater zu bringen, der sie, nachdem er sie verführt hatte, sich selbst überließ. Sie hofft, der Junge werde dort bessere Lebens­bedingun­gen finden und eine ehrbare Existenz aufbauen können. Der Vater zeigt sich un­beein­druckt, als der Kleine sich ihm vor­stellt, aber seine Mutter hat Mitleid und nimmt das Kind ihres Sohnes bei sich auf. Rosalìa zieht sich zurück und kehrt allein heim in ihr Dorf.

Nach dem Roman
»Cenere« ()
Grazia Deledda: »Cenere« auf Bücher Rezensionen

von
(1871-1936)

Jahre später. Anania hat in Rom studiert und ist mit Margherita, seiner Freundin aus Kinder­tagen, verlobt. Das ungewisse Schicksal seiner Mutter, die ihm beim Abschied zur Erinne­rung ein Amulett anver­traut hatte, sorgt ihn; auf der Suche nach seinen Ursprün­gen reist er in sein Heimat­dorf und findet Rosalìa in bitterer Armut.

Anania will seine Mutter nicht allein in ihrem Elend zurück­lassen und auch selbst nicht noch einmal ohne sie bleiben müssen. Er unter­breitet Margherita den Vorschlag, Rosalìa in ihrem jungen Haushalt aufzu­nehmen, aber so weit geht ihre Liebe nicht. Wieder trifft die Mutter eine selbst­lose Ent­schei­dung, um dem Sohn eine freie Entfal­tung zu ermögli­chen: Sie nimmt sich das Leben. So lautet das traurige Fazit des Films: »Tutto è cenere: la vita, l’uomo, la morte, il destino.«

Furore hat dieser frühe Stummfilm von nur 37 Minuten Dauer wegen seiner Haupt­darstel­lerin gemacht: Eleonora Duse (1858-1924), die gefeierte Theater­schau­spiele­rin und Geliebte von Gabriele D’Annunzio, hatte ihre Karriere schon einige Jahre zuvor beendet und kehrte nun im revo­lutio­nären neuen Medium zurück. Die Autorin Grazia Deledda, schon damals berühmt (zehn Jahre vor dem Erhalt des Literatur­nobel­preises), be­fürwor­tete die Verfil­mung ihres Romans »Cenere« ausdrück­lich und schrieb an Eleonora Duse: »Affido a Lei, cara amica, questa storia di amore e di dolore perché Lei sola può illumi­narla con la luce della sua anima e viverla con la sua grande arte sincera.« Doch blieb dies Eleo­nora Duses einziger Auftritt in einem Film.

Obwohl die Handlung im Gennargentu-Gebirge in Sardinien spielt, wurden die Außen­aufnah­men im August 1916 nicht dort gedreht, sondern aus Kosten­gründen im Tal des Stura di Lanzo etwa 50 km nord­östlich von Turin, wo die Pro­duktions­firma ihren Sitz hatte. Trotz dieses und einiger weiterer Makel (etwa Bild­aus­schnitte mit abge­schnit­tenen Köpfen) ist der Film sehens­wert, und nicht nur wegen der schönen Land­schafts­bilder. Gesten und Mienen­spiele wirken aus heutiger Sicht noch nicht gar so expres­sionis­tisch über­zogen, sondern ver­gleichs­weise natürlich, wie auch die Kamera­einstel­lungen das Geschehen ruhig beob­achten, so wie wir es heute kennen. Von dokumen­tarischem Interesse sind die Szenen, die die müh­selige Arbeit der Land­arbeiter, etwa in der Mühle von Ananias Vater, zeigen.


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