Faddija – La legge della vendetta
von Roberto Montero
In der sumpfigen Ebene bei Oristano entwickelt sich ein Konflikt zwischen einem wohlhabenden Grundbesitzer, der auf landwirtschaftliche Effizienz setzt, und den Hirten, denen dadurch Weideland für ihre Herden verloren geht. Eine melodramatische Liebesgeschichte führt am Ende zu einer glücklichen Lösung.
Die Überwindung des Hasses
Der Konflikt zwischen Landbesitzern und Hirten in der sumpfigen Ebene am Golf von Oristano nimmt seinen Lauf, als der junge Schafhirte Michele seine Herde auf dem Land des Grundbesitzers Pietro weiden lässt und die Tiere dort einige Weinstöcke beschädigen. Der hartherzige Eigentümer verlangt nach althergebrachtem Recht Schadenersatz. Michele muss den zwar leisten, lässt aber keinen Zweifel daran, dass er Rache nehmen werde. Die Gelegenheit ergibt sich für ihn, als er eines Abends an der Wasserstelle auf Annarita, Pietros schöne Tochter, trifft und er ihr Gewalt antut.
Nach der Vergewaltigung entsteht eine eigentümliche affektive Beziehung zwischen den beiden. Michele bereut sein Handeln, übernimmt die Verantwortung für seine Tat und deren Folgen und entwickelt eine tiefe Zuneigung zu der jungen Frau, die bald ihr gemeinsames Kind zur Welt bringen wird. Auch Annarita überwindet ihren Hass, Mutterliebe und Liebe zu Michele verdrängen ihn.
Inzwischen bekundet ein anderer reicher Bauer seinen Wunsch, Pietros Tochter zu heiraten. Aber am Tag der Verlobung kommt die Wahrheit über Annaritas Zustand ans Licht. Pietro ist außer sich vor Wut über die Schande, die der Hirte über seine Familie gebracht hat, und schwört Blutrache. Michele muss sich in den Sümpfen verstecken. Annarita folgt ihm nach.
Hinter dem Konflikt der Individuen und Familien steckt ein spezifisch sardisches Grundproblem: die Auseinandersetzung um die Nutzung der Landflächen als Weideland oder für den Ackerbau. Das gibt dem Streit ungeheure Vehemenz, so dass er sich auf die gesamte Gemeinde ausweitet und seinen Höhepunkt in einer regelrechten Schlacht erreicht, an der selbst die Frauen mitwirken. Die ausufernde Massenschießerei in glühender Hitze, zu Fuß und zu Pferde, zwischen Felsbrocken und auf staubiger Ebene erinnert filmisch an amerikanische Western, trügen nicht alle Männer und Frauen sardische Trachten.
Eindrucksvoll und ungeachtet aller Gefahr für sein eigenes Leben bemüht sich der Pfarrer (der schon Pietro von seinen Racheplänen abzubringen versucht hatte), die zerstrittenen Lager zur Mäßigung anzuhalten, doch vergeblich. Die Wende zur Einsicht folgt erst, als Michele auftaucht, in den Armen Annarita, bei der schon die Wehen eingesetzt haben. Ihre Mutter, ihre Schwestern und die anderen Frauen eilen ihr zu Hilfe. Das neugeborene Kind rührt schließlich auch Pietro, lässt ihn auf sein Rachevorhaben verzichten und bringt Versöhnung zwischen den tief verfeindeten Gruppen.
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