Rezension zu »Sonetàula« von Salvatore Mereu

Sonetàula

von Salvatore Mereu


Film · · 158 Min.
Sprache: it · Herkunft: it · Region: Sardinien

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DVD

Der tönende Junge

Rezension vom 30.09.2016 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Zuanne Malune ist zwölf, als sein geliebter Vater 1938 das (fiktive) Heimat­dorf Orgiadas verlassen muss. Er wurde für ein Verbrechen verurteilt, das er gar nicht begangen hat, und er wird in der Verbannung sterben. Seine Mutter zerbricht daran.

Der Großvater erzieht den Jungen nach den uralten einfachen Gesetzen der Hirten, und immer behält er die Pflicht vor Augen, das Unrecht zu rächen, das seinem Vater widerfahren ist.

Nach dem Roman
»Sonetàula« ()
Giuseppe Fiori: »Sonetàula« auf Bücher Rezensionen

von
(1923-2003)

»Sonetàula« wird der Junge genannt, weil sein magerer Körper bei jedem Schlag, den er erhält, ein Ge­räusch abgibt, als sei er aus Holz (sardisch sonù | it. suono: Klang – sardisch tàula | it. tavola: Tisch). Aber das Leben mit der Schaf­herde auf den Weiden, bei Wind und Wetter in der rauen Fels­land­schaft des Gennar­gentu-Gebirges macht ihn hart. Der Umgang der Männer unter­einan­der ist rau, ohne Umschweife und ohne Schonung; jede Freund­lich­keit könnte als Schwäche ausge­legt werden.

Zuannes Weg ins Banditentum beginnt mit einer Unge­rechtig­keit und führt ihn wie zwangs­läufig ins Abseits der Gesetz- und der Sinn­losig­keit. Er muss sich in den Bergen vor den Carabi­nieri verstecken und dafür auch auf Madda­lena verzichten, in die er sich schon als Junge verliebt hatte und die nun einen anderen heiraten wird. Am Ende ist er bereit, sich zu stellen, um ihr mit der hohen Belohnung, die auf seinen Kopf aus­gesetzt ist, ein besseres Leben mit ihrer Familie zu ermöglichen. Doch Madda­lena lehnt ab. Sein Unter­gang ist unaus­weich­lich.

Regisseur Salvatore Mereu liefert mit seinem zweiten Spielfilm die x-te Variation des Themas, wie ein junger Sarde zum bandito wird, und tritt damit gegen starke Vorbilder an. Inhalt­lich kann er nichts Neues hinzu­fügen, aber filmisch hat er einen neuen Maßstab gesetzt, kom­promiss­los in mehr­facher Hinsicht: aus­führ­liche Ein­stellun­gen (daher zwei­einhalb Stunden Gesamt­dauer), komplett in Sardisch gedreht (für das nicht-sardische Publikum nur über die Unter­titel ver­ständ­lich), keine Musik­unter­malung, keine Profi­schau­spieler. Aber Mereus Film­sprache geht unter die Haut. Die Kamera ruht auf den Gesichtern der Men­schen, oft im Halb­schat­ten, und zeigt sie stoisch der Natur, dem Regen und ihren Krank­heiten ausge­liefert. Wir sehen Porträts aus einer anderen Zeit, leder­häutige Männer in ihren Stein­hütten, im Schlamm, eins mit ihren Tieren. Augen drücken mehr aus als die wenigen gespro­che­nen Worte. Szenen wie die am Anfang, als ein rasender, etwas älterer Junge Zuanne provoziert, demütigt, bedroht, mit Steinen bewirft und ununter­brochen kehlig schreiend bis in seine Schutzhütte verfolgt, vergisst man nicht mehr.


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