Rezension zu »L’anello mancante – Cinque indagini di Rocco Schiavone« von Antonio Manzini

L’anello mancante – Cinque indagini di Rocco Schiavone

von


Fünf Erzählungen mit dem eigenwilligen Anarcho-Kommissar, kürzlich strafversetzt ins eisige Val d’Aosta, im Herzen noch der Straßenjunge aus Trastevere. Originelle kleine Fälle, viel zum Schmunzeln, witzige Dialoge.
Kriminalgeschichten · Sellerio · · 235 S. · ISBN 9788838938085
Sprache: it · Herkunft: it · Region: Aostatal

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Il vicequestore imperfetto

Rezension vom 28.07.2018 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Mit vier sehr unterschiedlichen Kriminalfällen hat es Rocco Schiavone in diesem Band zu tun. Die fünfte Geschichte stellt ihn vor die viel­leicht diffizilste Aufgabe, obwohl darin nicht einmal falsch geparkt wird. Aber dass ausge­rechnet der launi­sche, Gras konsumie­rende viceques­tore eine Fußball­mann­schaft zusammen­stellen und trainie­ren soll, ist einfach lachhaft. Doch das alljähr­liche Wohltätig­keits­turnier zwischen dem Polizei­präsi­dium und dem Gericht rückt näher, und Roccos Chef hält beinhart an der Tradition und seiner Trainer­wahl fest. Wie sich Rocco müht, seine Leute von extrem diver­gieren­dem Potenzial zu einer Mann­schaft zu verschmelzen und fit zu machen (dabei steht das Ergebnis doch schon fest …), ist ein reines Vergnügen (für uns).

In der zweiten Geschichte – die mir am besten gefiel – treibt Manzini die Gegen­sätze auf die Spitze und seinen Prota­gonis­ten gleich hinter­her. Aus­gerech­net er muss in einer unbe­wirtschaf­teten Berg­hütte in viertausend Meter Höhe eine Nacht verbringen. Die Szenen dort oben, die Natur- und Land­schafts­beschrei­bungen sind großartig.

Auch die anderen drei Erzählungen tragen sich natürlich an Schiavones neuem Wohnort Aosta zu, wo er mit Hilfe bzw. trotz seines Teams oft unkon­ventio­nelle, aber erfolg­reiche Arbeit leistet. Auf einem Friedhof ist ein Grab überra­schend doppel­belegt, im Hoch­geschwin­digkeits­zug Freccia­rossa muss ein Juwelen­dieb unter den drei­hun­dert Fahrgäs­ten identi­fiziert werden, ehe sie alle ausstei­gen, und in einer kleinen Berg­kirche wird ein harm­loser Eremit erschlagen. All dies erzählt Antonio Manzini auf äußerst unter­haltsa­me Weise, die sich durch spitze Dialoge seines schlag­ferti­gen Prota­gonis­ten, Ironie, vielfäl­tige Charak­tere und eine gerad­linige Hand­lungsfüh­rung auszeichnet – dazwischen immer wieder über­raschend besinn­liche, poetische Beobach­tungen und Über­legun­gen. Langweilig wird es nie.

An diesem Band werden altgediente Manzini-Fans ebenso ihre Freude haben wie Einsteiger. Der Raum der Erzäh­lungen ist begrenzt (zwischen vierzig und fünfzig Seiten) und genügt doch, um das schwierige Wesen des einzig­artigen Kommis­sars mit seinem gebroche­nen Charakter und seiner obskuren Biografie erkennen zu lassen. Aufge­wachsen im römischen Problem­viertel Trastevere und begeis­terter römischer Groß­städter, wurde er ein paar Monate zuvor ins hinter­wäldle­rische Aosta strafver­setzt, wo ihm alles fremd und verhasst ist, die Kälte, die Nässe, der Schnee, die Berge und die merk­würdi­gen Bewohner samt einiger tumber Mitarbei­ter seiner Dienst­stelle. In seiner Verzweif­lung lässt Rocco seinem Grant freien Lauf, vergreift sich im Ton, wird schon mal hand­greif­lich, schert sich nicht um Spiel­regeln und findet seinen Frieden nur, wenn er die eine oder andere Tüte raucht.

Mit der dunklen Seite seiner Seele kontrastieren Humor, Selbst­ironie, Gerech­tigkeits­sinn und der sichere Instinkt eines guten Polizisten. Wenn er Korrup­tion oder Spießig­keit, Unter­drückung oder Benach­teili­gung wittert, kann ihn die kalte Wut davon­tragen. Die Figur ist zweifel­los schräg und vielleicht über­zogen in ihrem Nonkon­formis­mus, aber doch unterm Strich sympathisch, menschlich und mit dem Herzen am rechten Fleck.

Seit der unkonventionelle Polizist in Italien Held einer erfolgreichen TV-Serie wurde (2016, Rai Due), schlägt seinem Autor übrigens Kritik aus hochrangi­gen konser­vativen Kreisen entgegen. Sie halten Rocco Schiavone für ein schlechtes Vorbild, »corrotto e delinquente«, und verur­teilen, wie verzerrt die Polizei­arbeit darge­stellt werde. In einem Inter­view mit der Zeitung La Repubblica ( zum Artikel) entgegnet Antonio Manzini: »Non credo negli eroi senza macchia e senza paura. Credo nelle persone umane. Rocco Schiavone è un uomo e ha un’umanità molto forte, è empa­tico. Fa il polizi­otto ma è cresciuto per strada, a Tras­tevere: ha finito per fare la guardia mentre gli amici con cui giocava da ragazzino sono diventati ladri. Forse è rimasto un po’ ladro anche lui.«

Alle fünf Geschichten sind keine Erstveröffentlichungen, sondern entstammen Krimi-Sammlungen des Sellerio-Verlags:
• »L’anello mancante« aus »La crisi in giallo« (2015 »La crisi in giallo« bei Amazon);
• »Castore e Polluce« aus »Turisti in giallo« (2015 »Turisti in giallo« bei Amazon);
• »… e palla al centro« aus »Il calcio in giallo« (2016 »Il calcio in giallo« bei Amazon);
• »Senza fermate intermedie« aus »Viaggiare in giallo« (2017 »Viaggiare in giallo« bei Amazon);
• »L’eremita« aus »Un anno in giallo« (2017 »Un anno in giallo« bei Amazon).


Eine aktuelle Übersicht über die bislang erschienenen Bände von Antonio Manzinis Rocco-Schiavone-Reihe finden Sie am Ende meiner Rezension zu »Alte Wunden«.


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