Wunder gibt es immer wieder
Dem unscheinbaren italienischen Örtchen Treviso geht es wie so vielen anderen. Die jungen Menschen finden in den Großstädten Jobs und lassen die Alten zurück. Noch gibt es in Treviso eine Trattoria, eine Bar, einen kleinen Supermarkt, einen Friseur und natürlich die Kirche Santa Maria degli Angeli. Deren Pfarrer Don Antonio ist mit seinen 77 Jahren noch sehr rüstig, und es macht ihm zu schaffen, dass das Örtchen, wenn nicht ein Wunder geschieht, bald von der Landkarte verschwunden sein wird. Da erinnert er sich daran, was er kürzlich in La Repubblica las: einen Bericht über ein Andendorf, das zu einem vielbesuchten Pilgerort erblühte, nachdem dort ein Madonnenwunder geschehen war ...
Warum sollte Treviso nicht auch von einem Wunder beglückt werden, wo es doch Wunder jeglicher Art immer wieder gibt - zufällige, handgemachte oder geniale Ideen, die wunderbar sind. Dann kämen die Bewohner zurück, mit ihnen viele gläubige Christen, später weltweit lockender Tourismus: Arbeitsplätze würden entstehen, der Rubel rollen ... Pah, welch teuflische Gedanken, erschrickt sich der Pfarrer. Wie kann der schnöde Mammon nur so von ihm Besitz ergreifen! Widerstehe, widerstehe! Mit einem Gebet auf den Lippen muss er das Böse in sich vertreiben. Andererseits macht er sich aber doch nur Sorgen um seine Schäflein, seine Gemeinde, die finanziell am Tropf hängt, der bald versiegt, wenn nicht etwas geschieht ... Darf man da nicht ein wenig nachhelfen?
Ich habe mich in jeder Zeile dieser Leseprobe sofort wohlgefühlt. Ein erfrischendes Sommerbuch: witzig, spritzig und allzu menschlich.