Zwei nächtliche Schießereien
Der junge Montalbano ist erschüttert: Bei einer nächtlichen Aktion in den leeren Gassen von Vigàta – leise ertönt Puccinis »E lucevan le stelle« aus »Tosca« – wird Catarella erschossen! Gott sei Dank geschah das nur in Salvos Albtraum, und doch erhält Catarella durch dieses »Erlebnis« eine zentrale Rolle in dieser Folge.
Wie üblich muss das Ermittlerteam zwei Fälle bearbeiten. Ein Unbekannter hat den Aushang der Aufgebote an der Gemeindeverwaltung gestohlen. Was zunächst wie ein Scherz anmutet, entpuppt sich als ernste Angelegenheit: Nach Überprüfung der sechs Paare, die demnächst zu heiraten gedenken, stellt sich heraus, dass eines ausgesprochen gefährdet ist, und erst in letzter Minute glückt es dem commissario und Fazio, Schlimmes zu verhindern.
Bei dem anderen Fall gelingt ihm gerade dies leider nicht, obwohl das Verbrechen sogar per Brief angekündigt wird. Aber die italienische Post braucht zu lange, um den Brief auszuliefern … So stürzt ein albanischer Bauarbeiter vom Gerüst, und er ist nicht der erste, der so zu Tode kommt. Nachdem drohende Rivalitäten zwischen den Carabinieri und der Polizei um die Zuständigkeit gütlich beigelegt sind, wird klar, dass die Mafia dahintersteckt. Sie will die Bauunternehmer der Gegend dazu zwingen, ihre Geschäfte an einen der ihren zu verkaufen.
Ebenso viel Gewicht wie die – durchaus spannenden – kriminalistischen Untersuchungen hat die Darstellung der diversen persönlichen Beziehungen. Livia, die sich auf einen Ausflug nach Selinunte freut, wird wieder einmal vergessen oder vertröstet (»ti giuro … l’ultima volta«) und ergreift selbst die Initiative. Als sich auch noch Mimì Augello um sie zu kümmern scheint, platzt Salvo der Kragen …
Giuseppe Fazio, der Sohn von Carmine Fazio, der soeben in Pension gegangen ist, und sein Nachfolger im Kommissariat, kommt nicht klar, als sein Chef mitten in den Ermittlungen den konspirativ abgesprochenen Kurs wechselt; er reagiert heftig auf die Inkonsequenz, deren Hintergründe er nicht kennt. Außerdem entwickelt er bereits die etwas pingelige Arbeitsweise, mit der schon sein Vater bisweilen Salvos Geduld strapazierte.
Vor allem aber wird der gute Catarè diesmal voll einbezogen. Salvo berichtet ihm, dass er in seinem Traum vorkam (ohne dessen Ausgang zu verraten …), und vertraut ihm später drei Geheimnisse an (»segreto segretissimo« natürlich) – ein Vertrauensbeweis, der Catarella zu Tränen rührt. Am Ende kommt es für Salvo zu einem Déjà-vu: Allein mit Catarè pirscht er des Nachts durch die leeren Gassen von Vigàta – »E lucevan le stelle« –, und ein Schuss fällt …
Ein nettes Detail am Anfang dieser Szene: Auf dem kleinen Platz, von dem aus die beiden Polizisten aufbrechen, sieht man im Hintergrund eine der Tafeln, die überall in der Gegend auf die Drehorte der Serie »Il commissario Montalbano« aufmerksam machen – für Salvo Montalbano ist das sozusagen ein Blick in seine eigene Zukunft, als sein späteres Lebenswerk bereits verfilmt ist ….
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