
Mord im Hotel
Salvo Montalbano hat an seinem neuen Dienstort Vigàta noch immer keine passende Bleibe gefunden und wohnt weiterhin im Hotel Reginella. Genau da wird in der Silvesternacht Saverio Lo Castro erschossen, der Ehemann der Eigentümerin, signora Rosina. Die Ehe der beiden sei äußerst glücklich, betont Rosina, obwohl ihr Mann nur im Sommer und zu Weihnachten für ein paar Tage von seinen Geschäften in Russland nach Hause kommt. Er arbeitet für die Import-/Export-Firma des signor Pazeca, der mit dem Mafia-Clanchef Don Balduccio Sinagra verschwägert ist. Steckt vielleicht eine Auseinandersetzung zwischen russischer und sizilianischer Mafia hinter dem Mord? Dessen Umstände sind merkwürdig: Lo Castro schlief nie in der Wohnung seiner Frau im obersten Stock, sondern in einem der Hotelzimmer. Dieses Mal hatte man ihm Zimmer 22 gegeben, aber weil er einen extrem leichten Schlaf hat – Schlafmittel und Ohrenstöpsel sollten ihm helfen – zog er kurzfristig in das ruhigere Zimmer 28 um. Seine Leiche aber fand man im Zimmer 22 …
Das neue Jahr – 1991 – beginnt also mit einer verantwortungsvollen Aufgabe für den jungen commissario – und einigen Überraschungen:
Unangekündigt erwartet Salvos Vater seinen Sohn in seinem Büro, um ihm ein gutes neues Jahr zu wünschen und eine Kiste selbst produzierten Weines zu schenken – er betreibt ein kleines Weingut in der Nähe. Doch Salvo reagiert einsilbig und kühl, ohne dass man in dieser Folge die Hintergründe erführe. Den Wein schenkt Salvo seinen Mitarbeitern, die ihm näherzustehen scheinen als der Spender.
Dann besucht ihn seine alte Grundschullehrerin signora Di Vincenzo, glücklich darüber, dass aus ihrem Lieblingsschüler, der alle Bücher verschlungen hat, etwas Anständiges geworden ist.
Anstrengender ist der Gerichtsmediziner dottor Pasquano, mit dem sich der commissario schon bei der ersten Begegnung kabbelt (zum Vergnügen des Zuschauers). Das wird auch so bleiben, später jedoch eher als Zeichen gegenseitigen Respekts als der Abneigung.
Und Respekt verdient der junge Montalbano schon bald: Er erweist sich als fähiger Ermittler, der diesen und auch noch einen lange zurückliegenden Fall mit scharfer Logik, gesundem Menschenverstand und guter Menschenkenntnis zu lösen vermag.
Der Fall im Hotel Reginella hat einen glücklichen Nebeneffekt für Salvo: Bei seinen Nachforschungen erwischt er zufällig den kleinen Pasquale Cirrinciò, der, kaum zehn Jahre alt, in eine villetta am Meer in Marinella eingebrochen ist, um zu klauen. Das Haus war Salvo bereits aufgefallen – da würde er zu gerne wohnen (und wer würde das nicht, der es einmal gesehen hat?). Tatsächlich vermieten es die Eigentümer gern an den jungen Beamten, und wie wir wissen, wird er ihr Dauermieter für sehr, sehr lange Zeit. Den Jungen bringt der Kommissar nach Hause zu seiner verwitweten, verzweifelten Mutter Adelina, und was fällt ihm als erstes auf? Köstlich duftende arancini auf dem Küchentisch … So würde er gern verwöhnt werden! Aber bis Adelina seine Haushälterin wird, muss er sich noch etwas gedulden.
Jede Medaille hat auch eine Kehrseite. Salvos Verlobte Mery nimmt schon bei ihrem ersten Besuch im neuen Haus das Heft in die Hand und überfallt ihn mit Einrichtungsideen – was bei ihm sogleich eine Art Klaustrophobie auslöst. Als dann noch mitten in der Nacht eine »Ciccina« anruft und Salvo sofort zu ihr aufbricht, um erst am Morgen wiederzukommen, knallt es: Beide erkennen, dass sein Leben nur »la vita di un poliziotto scapolo« sein kann – und Mery verlässt ihn. Nur gut, dass ihn maestra Di Vincenzo zu sich nach Hause einlädt, um ihn grandios zu bekochen …
In dieser Folge wird recht wenig Dialekt gesprochen, der Fall nimmt einige Wendungen, und es treten wie immer ausgeprägte Charaktere auf.
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