Rezension zu »Una mutevole verità« von Gianrico Carofiglio

Una mutevole verità

von


Kriminalroman · Einaudi · · 118 S. · ISBN 9788806220525
Sprache: it · Herkunft: it · Region: Apulien

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Der Mörder schweigt

Rezension vom 12.07.2014 · 1 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Pietro Fenoglio, maresciallo dei carabinieri, hätte allen Grund, sich zu freuen, als sich der Mord an einer zwie­lichtigen Persön­lichkeit quasi von selbst aufklärt. Eine Nachbarin sah einen jungen Mann mit einer Plastik­tüte eilig hinaus­laufen und mit dem Auto davon­rasen; die Zeugin hat nicht nur die Auto­nummer no­tiert, sondern auch die Tüte in einem Müll­container gefunden. So ist der Verdäch­tige schnell ausge­macht und durch die Finger­abdrücke aus dem Müll so gut wie überführt.

Deutschsprachige Ausgabe:
»Trügerische Gewissheit«
(Feb. 2016, Folio-Verlag)
Gianrico Carofiglio: »Trügerische Gewissheit« auf Bücher Rezensionen
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Aber Fenoglio ist ein grundsätz­licher Zweifler. Einfache Wege zu gehen ist nicht seine Art. Seine Beden­ken lassen ihn nicht ruhen. Hier scheint etwas nicht zusammen­zupassen: Alle Indizien sprechen eindeutig gegen den jungen Mann, aber der macht einen anstän­digen Eindruck, hat sich nichts zuschul­den kommen lassen und hatte keinen Grund, diesen Menschen brutal umzu­bringen.

Überraschenderweise fügt sich der Mann jedoch in sein Schicksal. Seine Verhaf­tung nimmt er hin, er ver­teidigt sich nicht, er spricht kein Wort. Was verbirgt er, was bezweckt er?

Seine Verlobte setzt sich umso entschie­dener für ihn ein. Überzeugt von seiner Unschuld, ver­schafft sie sich Gehör bei maresciallo Fenoglio. Der beschrei­tet nun eigene Wege, um heraus­zubekom­men, wer den Mord begangen hat und was hinter dem eigen­artigen Verhalten des Beschul­digten steckt.

Zwar führen ihn seine Untersuchungen zu ganz anderen Wahr­heiten, und er muss Entschei­dungen mit weit­reichen­den Folgen treffen. Doch die Auflösung der Rätsel ist für den aufmerk­samen Leser nicht unvorher­sehbar. Wichtiger als der Krimi-Plot sind, wie oft bei Caro­figlio, philoso­phische, psycholo­gische oder ju­ris­tische Frage­stellun­gen, in deren Mittel­punkt hier die Suche nach der Wahrheit steht.

Der komplexe, nicht unproble­matische Charakter des Ermitt­lers Fenoglio ist darauf zuge­schnitten, diese Überle­gungen zu transpor­tieren. Er ist ein eher verschlos­sener Mensch, grüble­risch, stets kritisch anderen, der Realität und sich selbst gegenüber, und darüber hinaus ist er schrift­stellerisch begabt.

Die Figur des gebürtigen Piemonte­sers, den sein Beruf weit herum geführt hat, ehe er jetzt – es sind die Achtziger Jahre – in Bari arbeitet (wie sein Schöpfer Caro­figlio), fügt dem breiten Spektrum von fiktiven cara­binieri-Persönlich­keiten eine weitere ganz eigener Art hinzu. Cara­binieri sind eine traditions­reiche und stolze Abteilung im Polizei­wesen Italiens, die sich ihrer Ver­dienste ebenso bewusst sind wie ihres Vorbild­charak­ters. So ist es wenig verwun­derlich, aber dennoch eine origi­nelle Idee, dass sich die Arma dei Cara­binieri anläss­lich des 200. Jahres­tages ihrer Gründung (am 13. Juli 1814 durch König Vittorio Emanuele I.) auch litera­risch feiert. In Koope­ration mit dem Verlag Einaudi wurden vier Bücher von Autoren der ersten Liga aufgelegt, die den Ruhm der Zunft zu mehren vermögen. Eine Sonder­ausgabe wird nur an cara­binieri abge­geben. Die vier Titel erzählen vom erfolgreichen Wirken der cara­binieri in drei Phasen ihrer Geschichte:

1846-48: Giancarlo De Cataldo: »Nell’ombra e nella luce« [› Rezension] (Oktober 2014) – Der his­to­ri­sche Kri­mi­nal­ro­man spielt in Turin, mitten in den ideolo­gischen Wirren der Grün­dungs­zeit des ita­li­e­ni­schen National­staats und des Aufstands gegen Öster­reich. Zwischen Revolutio­nären und Vertre­tern der alten Ordnung, schönen Frauen, Freunden und Feinden jagen die cara­binieri einen Serien­mörder.

Sonderausgaben für Carabinieri

1899: Carlo Lucarelli: »Albergo Italia« [› Rezension] (Juni 2014) – Der meister­hafte histori­sche Kri­mi­nal­ro­man um den cara­biniere Colaprico und seinen einhei­mischen Assis­tenten Ogbà schildert das Leben in der italieni­schen Kolonie Eritrea anno 1899. Hinter einem scheinbar belang­losen Diebstahl aus einem mi­li­tä­ri­schen Wa­ren­la­ger und einem vorge­täuschten Selbst­mord im repräsen­tativen Nobel­hotel werden Miss­stän­de sichtbar, die das ita­li­e­ni­sche Gemein­wesen noch heute belasten.

1980er Jahre: Gianrico Carofiglio: »Una mutevole verità« [› Rezension] (Juli 2014) – Der Mörder ist schnell gefasst und durch Indizien eindeutig überführt, doch maresciallo Fe­no­glio traut dieser Wahrheit nicht. Ein philo­sophisch ange­hauchter Krimi.

1980er Jahre: Valerio Massimo Manfredi: »Le inchieste del colonnello Reggiani« [› Rezension] (April 2015) – Die fünf Kriminal­geschich­ten erzählen von der Aufklä­rung spekta­kulärer Kunst­dieb­stäh­le. Die cara­binieri agieren auf inter­natio­nalem Parkett, um ita­li­e­ni­sches Kulturgut zu retten.


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